Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
Vom Netzwerk:
Tür donnerte zu Boden. Augenblicklich füllten Splitter und Staub den kleinen Raum. Mit einem beherzten Sprung brachte er sich und Beatrix in Sicherheit.
    „Alles ein bisschen heruntergekommen in letzter Zeit“, krächzte er und rappelte sich auf, griff Beatrix unter die Arme und stellte sie wieder auf die Füße.
    „Ich … ich … kriege keine Luft.“ Beatrix rang nach Atem, hustete, keuchte, würgte.
    „Hey, keine Panik. Ist nur Staub. Der legt sich gleich wieder. Sieh nur.“
    Tatsächlich befand sich hinter der zerstörten Tür eine weitaus größere Kammer. Auch hier setzte sich das schwarz-weiße Mosaik auf dem Boden fort. Die aus Naturstein gemauerten Wände führten etwa vier Meter senkrecht in die Höhe und gingen dann in ein Tonnengewölbe über.
    „Oh, mein Gott“ keuchte Beatrix. „Was ist das?“
    Für einen kurzen Moment war auch Pierre sprachlos.
    „Ich nehme an, wir haben den Ort gefunden, den Bertrand de Blanchefort hat anlegen lassen.“
    „Was heißt das? Du nimmst an? Ich denke, du kennst dich hier aus. Hast du mich etwa wieder belogen?“
    Er verschwendete keinen Gedanken daran, sich zerknirscht zu zeigen. Ein ungeheures Hochgefühl hatte ihn erfasst. Mit keinem Wort ging er auf Beatrix’ Vorwurf ein.
    „Erinnert mich an Provins, südlich von Paris. Im Mittelalter ein bedeutender Ort und ebenfalls eng mit den Templern verbunden.“
    „Lenk nicht ab, Pierre LeBreton. Warst du nun schon einmal hier oder nicht?“
    „Nun, vielleicht nicht genau hier.“
    „Aha.“ Beatrix Stimme war ein einziger Vorwurf.
    „Dieser Berg ist von einem dichten Netz von Stollen, Höhlen und Gängen durchzogen. Wir waren offenbar an einer anderen Stelle dieses unterirdischen Labyrinths.“ Er sollte lieber schnell davon ablenken, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wo sie sich befanden. Zu spät. Beatrix liefen zwei dicke Tränen über das Gesicht.
    „Du hast schon wieder gelogen“, schimpfte sie. „Und ich habe mich sicher gefühlt, weil du behauptet hast, du kennst dich hier aus. Du bist ein Scheusal.“ Dieser Aussage folgten Beschimpfungen der wüstesten Art. Er hob die Augenbrauen. Beatrix fluchte wie ein Gassenjunge. Aber irgendwie lehrreich. Die meisten ihrer Ausdrücke hatte er noch nicht gekannt.
    Er machte einen Schritt auf sie zu – vorsichtig, denn in dieser Stimmung war sie ohne Weiteres fähig, ihm ihre Taschenlampe überzuziehen – und zog sie in seine Arme. Eine Maßnahme, die sich immer bewährte. Tatsächlich hörte Beatrix auf zu schluchzen. Beruhigend streichelte er ihren Rücken.
    „Bist du wieder okay? Hast du Angst? Willst du wieder nach oben gehen“, fragte er mit samtweicher Stimme.
    „Ja, ich habe Angst. Und nein, ich will nicht wieder nach oben gehen“, kam es starrsinnig zurück. „Wenn du ausnahmsweise einmal die Wahrheit gesagt hast, haben wir den unterirdischen Tresor gefunden, den so viele vergeblich gesucht haben. Sehen wir es uns an.“
    „Ja. Das ist mein mutiges Mädchen.“ Er klopfte ihr so begeistert auf den Rücken, dass sie fast das Gleichgewicht verlor. „Sehen wir es uns an.“
    Mit zwei Schritten war er an der gegenüberliegenden Wand und vollkommen in seinem Element.
    „Sieh mal hier.“ Er deutete auf die Graffiti, die in den Fels geritzt waren. Eines zeigte das Siegel der Templer: zwei Mann auf einem Pferd.
    „Dieses Siegel ist für mich eine eindeutige Aussage. Diese Anlage ist ein Werk der Templer. Kein Zweifel. Die zwei Männer auf einem Pferd stellen die beiden Orden dar, aus denen der Templerorden sich zusammenfügt. Der Orden von Sion und der eigentliche Templerorden.“
    „Die offizielle Deutung lautet ganz anders“, entgegnete Beatrix bissig.
    „Ich weiß. Eine Theorie lautet, dass einer der Reiter einen Krieger, der andere einen Mönch darstellt. Eine andere will wissen, dass es die Armutsgelübde darstellen soll, denen ein Templer sich unterwarf,wenn er in den Orden eintrat und wieder eine andere Theorie wurde bei der Anklage der Templer aufgestellt. Nämlich dass dieses Zeichen für die Homosexualität im Orden steht. In meinen Augen ist das aber alles Blödsinn.“
    „Natürlich. Du hast ja immer recht.“
    Also heute war sie wirklich ein wenig nachtragend. Doch etwas anderes drängte sich in seine Gedanken: die Grabplatte der Ritter aus der Kirche in Rennes-le-Château.
    „Béatrice?“
    „Was ist?“
    „Die Grabplatte der Ritter. Sie stammt aus dem Jahr 771, nicht wahr? Und sie zeigt zwei Mann auf einem Pferd.

Weitere Kostenlose Bücher