Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
Vom Netzwerk:
Richtig?“
    „Richtig.“
    „Also muss ich recht haben. Die Templer gründeten sich erst nach 1100. Sie haben in ihrem Siegel ein Bildnis übernommen, das es schon vorher gab. Die Grabplatte beweist es. Es gehört zum Orden von Sion, der viel älter ist“, sagte er mit Nachdruck.
    „Dann ist deine Annahme von vorhin aber nicht ganz richtig. Wie hat man im Jahr 771 schon wissen sollen, dass sich ein Vierteljahrtausend später ein neuer Orden gründen würde? Also können die zwei Reiter nicht die beiden Orden darstellen.“ Beatrix blieb skeptisch.
    „Vielleicht hast du recht. Die neun Templer, die den Templerorden gründeten, waren allesamt Mitglieder des Ordens von Sion. Sie haben dieses Siegel von dort übernommen. Welche Bedeutung die beiden Reiter auch immer vorher gehabt haben mögen.“
    „Wenn du recht hast, und es ist wirklich das alte Siegel des Ordens von Sion, könnten die beiden Reiter auch den alten jüdischen und den neuen christlichen Glauben der Mitglieder darstellen.“
    „Klingt logisch. Hier sieh mal. Der Heilige Christopherus. Und hier: Georg, der Drachentöter.“
    Seine Begeisterung war ungebrochen. Aufmerksam folgte Beatrix dem Strahl seiner Taschenlampe.
    „Das hier sind eindeutig die zwölf Apostel. Aber was um alles in der Welt soll das hier darstellen?“
    Er leuchtete auf ein weiteres Bild, das einen nackten Mann auf einem Scheiterhaufen zeigte.
    „Sicher irgendein Märtyrer“, mutmaßte Beatrix. Bedächtig fuhr sie mit dem Zeigefinger die Linien der Zeichnung nach.
    „Oder Jacques de Molay, der auf dem Scheiterhaufen stirbt“, sagte er. „Überleg mal. Die Templer waren groß darin, überall Graffiti indie Wände zu ritzen. Sie teilten sich so anderen mit, die vielleicht nicht lesen und schreiben konnten. Und dieser Künstler hier wollte der Nachwelt wohl mitteilen, dass ihr letzter Großmeister hingerichtet worden war. Das muss nach 1314 gewesen sein und würde heißen, es gab hier sehr wohl noch Mitglieder des Ordens, nachdem der eigentliche Templerorden seit Jahren aufgelöst war. Und sehr wahrscheinlich waren sie Mitglieder des Ordens von Sion.“
    Beatrix hatte ihre Angst mittlerweile genug unter Kontrolle, um ihren Fund gebührend zu würdigen. Wenn dies wirklich der Fluchtraum war, den die Templer angelegt hatten, war die Tatsache nicht von der Hand zu weisen, dass es genau der Ort war, von dem Jacques de Molay in seinem Schreiben sprach. Und er hatte in diesem Zusammenhang von dreißig Truhen mit Dokumenten, Goldschätzen und unbezahlbaren Reliquien gesprochen. Konnten sie möglicherweise noch immer hier sein? Gerade wollte Beatrix eine dahin gehende Bemerkung machen, als Pierre den Durchgang fand. An der Stirnseite der Kammer gab es mehrere Einbuchtungen, deren Zweck ihr nicht ganz klar war. In einer davon, dicht über dem schwarz-weißen Boden, hatte Pierre einen losen Stein ausgemacht. Einmal entfernt ließen sich weitere herausnehmen, sodass ein schmaler Durchlass entstand. Pierre leuchtete hinein.
    „Da drüben ist ein weiterer Raum“, verkündete er und zwängte sich hindurch.
    „Mein Gott. Komm her und sieh dir das an.“
    Seine Stimme hallte gedämpft zu ihr. Beatrix schloss die Augen und atmete tief durch. Die Angst war wieder da.
    „Wo bleibst du?“
    „Ich kann es. Ich will es. Es wird mir nichts passieren. Pierre ist dort. Er wird auf mich aufpassen“, flüsterte sie sich Mut zu. Dann holte sie tief Luft, sank auf die Knie und kletterte zittrig durch den schmalen Durchlass.
    „Na? Sprachlos?“ Der Triumph in seiner Stimme war nicht zu überhören. Tatsächlich befanden sie sich in einem weiteren Raum der unterirdischen Anlage. Doch im Gegensatz zu dem vorherigen handelte es sich eindeutig um eine Art Kapelle. Beatrix sah hohe Säulen mit Kapitellen, die der meterhohen Decke entgegenstrebten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein gemauerter Altar. Noch immer leuchtend bunte Fresken schmückten die Wände. Sie zeigten den Leidensweg Jesu von der Verurteilung bis zu seinem Grab. Deutlich war auf einem der Bilder Maria Magdalena zu erkennen, die mit anderen Frauen gekommen war, den Toten zuwaschen und zu salben. Ebenso war sie auf dem nächsten Bildnis zu sehen, wie sie mit anderen Frauen auf einem Boot übers Meer fuhr. Das war fantastisch! Die Historikerin in Beatrix gewann augenblicklich die Oberhand. Beeindruckt studierte sie die Fresken.
    „Kennst du die Geschichte von Maria Magdalena?“, fragte Pierre aufgekratzt.
    „So, wie sie

Weitere Kostenlose Bücher