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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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aus dem Gesicht fegen. Sie würde … Sie würde … Ach, verdammt! Er war ja auch runter- und wieder unbeschadet heraufgekommen. Was sollte es. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was passieren konnte, wenn sie wider besseres Wissen dort hinunterstieg. Beatrix fühlte noch immer die provozierenden Blicke auf sich. Nein, Pierre LeBreton. Feige wirst du mich nicht sehen. Also reichte sie ihm die Hand und kletterte über die Böschung. Schon im nächsten Augenblick wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie stand auf einem etwa dreißig Zentimeter breiten Überhang, von dem ein nur wenig breiterer Rand am Abgrund entlang steil nach unten führte.
    „Sieh nicht runter. Bleib einfach ganz dicht bei mir. Es ist nicht weit. Ich halte dich fest.“
    Na toll. Dann stürzten sie wenigstens zu zweit in die Tiefe. Vorsichtig setzte Beatrix einen Fuß vor den anderen, den Blick immer fest auf Pierres breiten Rücken geheftet. Und tatsächlich erreichten sie nach einigen Metern einen kaum einen drei viertel Meter breiten, etwa anderthalb Meter hohen Eingang, versteckt hinter wild wucherndem Gestrüpp, das sich in den fast nackten Fels krallte. Pierre schob sie an sich vorbei in den Schacht, der steil nach unten führte, dann folgte er dicht hinter ihr.
    Der Mann ließ sein Fernglas sinken. Dann fischte er das Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer seines Auftraggebers. Er würde sich freuen, zu hören, dass dieser LeBreton genau das tat, was er vorausgesagt hatte. Die Frau allerdings stellte eine nicht zu unterbewertende Schwierigkeit dar. Was hätte der Bretone getan, wenn sie ihm nicht dort hinuntergefolgt wäre? Hätte er die Sache abgeblasen? Vielleicht sollte man das Mädchen aus dem Verkehr ziehen. Auf der anderen Seite der Leitung meldete sich eine brüchige, heisere Stimme.
    „Treppenstufen“, keuchte Beatrix.
    „Ja, erstaunlich“, murmelte Pierre hinter ihr und zog seinen Plan aus der Hosentasche. Treppenstufen hatte er nicht in Erinnerung. Aber das war kein Wunder nach mehr als fünfzehn Jahren. Und außerdem hatte er der Führung seines Professors damals wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Exkursion war lediglich ein lästiges Muss gewesen, eine Teilnahme, die man nachweisen musste, wenn man zur Prüfung zugelassen werden wollte.
    „Kannst du dich etwa nicht mehr daran erinnern?“
    Hörte er da etwa so etwas wie Misstrauen in ihrer Stimme?
    „Natürlich kann ich mich erinnern. Wir müssen erst einmal da hinunter.“
    Wohin auch sonst? Es gab keine Alternative. Der Gang war so niedrig, dass er den Kopf einziehen musste und gerade mal so breit, dass man die steinernen Wände mit den Ellbogen berühren konnte. Er schaltete die Taschenlampe ein. Einige Schritte weiter vorn hatte sich eine Baumwurzel durch die poröse Decke gebohrt. Erdreich und lose Steine lagen auf den ausgetretenen Treppenstufen. Pierre kletterte darüber hinweg und zog Beatrix mit sich.
    „Zitterst du etwa?“
    „Nein.“
    Natürlich hatte sie Angst, das fühlte er. Aber sie gab es nicht zu. Er fragte sich, wie weit sie gehen würde, bevor sie zu lamentieren begann und sie umkehren müssten. Die Treppe, mancherorts so ausgetreten, dass man fast das Gleichgewicht verlor, führte immer weiter in die Tiefe. Enge Luftschächte führten senkrecht an manchen Stellen nach oben und immer wieder versperrte heruntergefallenes Erdreich den Weg. Nach seinem Plan hätten längst die beiden eingezeichneten Querstollen ihren Weg kreuzen müssen. Sie waren nicht da. Dann machte der Gang eine Biegung nach links und mündete unvermittelt in einem kleinen Raum mit gewölbter Decke. Auf dem Boden war ein ehemals schwarz-weißes Mosaik zu erkennen,das unter einer dichten Schmutzschicht fast verschwand. Eine morsche, zweiflügelige Tür hing schief in verrosteten Angeln.
    „Was ist das denn?“, hauchte Beatrix hinter ihm. Täuschte er sich oder hatte sie aufgehört zu zittern? Ihre unbezähmbare Neugier hatte wohl die Angst besiegt. Er war inzwischen vollkommen sicher, dass dies nicht die alte Mine war, die er damals besichtigt hatte. Aber sollte er das zugeben und Beatrix erneut in Angst und Schrecken versetzen? Lieber nicht. Also setzte er eine selbstsichere Miene auf und erklärte:
    „Das ist ein Vorraum. Sehen wir mal nach, ob dahinter noch alles so ist, wie ich es in Erinnerung habe.“
    Vehement zerrte er an einem der schief hängenden Türflügel. Unvermittelt brachen die rostigen Scharniere aus dem morschen Rahmen und die schwere

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