Lustnächte
rechtfertigen, als ihn der nächste Schlag traf.
„Wenn du willst, nimm morgen früh meinen Wagen. Er steht in der Einfahrt.“
Jean-Luc griff in seine Hosentasche und schob Beatrix die Wagenschlüssel hin. Seit wann verlieh der Kerl sein geliebtes Auto? Sonst hütete er das Teil wie seinen Augapfel. Nicht einmal Marc durftedamit fahren. Ah ja, Marc. Höchste Zeit, Jean-Luc an seinen Partner zu erinnern.
„Was sagt eigentlich Marc dazu, dass du so eilig weggefahren bist? Wollte er nicht mitkommen?“
„Es ging nicht. Du weißt selbst am besten, mit wie viel Arbeit du ihn zurückgelassen hast. Irgendwer muss deine Firma ja am Laufen halten.“
Tatsächlich war es so, dass Marc vehement den Aufstand geprobt hatte, als er seinen Koffer packte, um nach Rennes-le-Château zu fahren. Vollkommen untypisch für den sonst so ruhigen Mann. Der Streit war eskaliert, als Marc Jean-Luc offen bezichtigt hatte, er reise Beatrix hinterher. Vollkommener Blödsinn. Jean-Luc mochte Beatrix. Sie war nett. Mehr nicht. Und es war offensichtlich, dass sie jemand war, der Pierre etwas bedeutete. Erstaunlich viel sogar. Das konnte ein Blinder sehen. Und er war der Letzte, der ihm Steine in den Weg legen würde. Aber Marc hatte wütend auf frühere Eskapaden hingewiesen und in mehr als verletzender Weise erklärt, was er von Männern hielt, die sich gleichzeitig mit derselben Frau amüsierten. Jean-Luc liebte seinen Partner und seine Eifersucht hatte ihn sehr verletzt. Allerdings war er auch wütend über das fehlende Vertrauen, das Marc ihm entgegenbrachte. Und deshalb hatte er rein gar nichts getan, um die Sache richtigzustellen. Er hatte seinen Koffer fertig gepackt und war wortlos abgereist. Wenn Marc es in Erwägung zog, sich bei ihm zu entschuldigen, kannte er seine Handynummer. Dass Pierre nicht weniger eifersüchtig war, war nicht zu übersehen. Etwas befremdend, wenn man ihn schon so lange kannte. Aber sollte der ruhig auch eine Weile zappeln. Wie lächerlich kindisch seine Freunde zurzeit doch waren.
Marc war weit davon entfernt, sich bei Jean-Luc zu entschuldigen. Die Schuldige an seiner Misere war schnell ausgemacht. Beatrix! Zuerst hatte er sie ganz nett gefunden. Bis er gemerkt hatte, wie Jean-Luc auf sie reagierte. Diese kleine, verlogene Hexe mit ihrem falschen Blick. Er wusste genau, wie sie auf Jean-Luc wirken musste mit ihrem unschuldigen Getue. Zudem hatte er auch keineswegs vergessen, wie sie versucht hatte, ihn zu beeindrucken an dem Abend vor ihrer Abreise. Die Sache schrie doch zum Himmel. Zuerst hatte Pierre sich geweigert, überhaupt irgendetwas zu unternehmen, was dieses verfluchte Pergament betraf. Dann war Beatrix gekommen und mit einem Mal war er Feuer und Flamme gewesen, sich auf Schatzsuche zu begeben. Nur drei Tage später war Jean-Lucihnen gefolgt. Wenn das kein abgekartetes Spiel war zwischen den beiden. Oh ja, die zwei verstanden sich ohne Worte. Und sie spielten immer wieder das gleiche Spiel. Einer riss eine Frau auf und der andere vergnügte sich ungefragt mit. Diese Vorgehensweise war nicht neu. Seit ihrer Studienzeit machten sie es so. Wie hatte er nur denken können, dass sich durch sein Zusammenleben mit Jean-Luc daran etwas ändern könnte. Immerhin taten sie es diesmal heimlich. Vielleicht, um seine Gefühle zu schonen. Wie freundlich. Aber er würde ihnen den Spaß verderben. Nicht dass er glaubte, diese Sache würde ewig dauern. Das taten solche Affären bei ihnen niemals. Aber Marc war nicht gewillt, sich in die Ecke drängen zu lassen. Nicht für einen einzigen Moment. Dieses Weib musste aus dem Weg geschafft werden. Vorher würde Jean-Luc nicht zur Besinnung kommen. Und er wusste auch schon, wer ihm dabei helfen würde. Energisch drückte er die Taste der Sprechanlage.
„Yvonne? Suchen Sie mir die Nummer von Mademoiselle Serière heraus. Celine Serière. Sie müssten sie in Pierres Terminkalender finden. Danke.“
Endlich war es Pierre gelungen, Jean-Luc von Beatrix loszueisen. Ausführlich hatte er sich über die Absonderlichkeiten im Inneren der Pfarrkirche ausgelassen, besonders über die merkwürdigen Kreuzwegstationen. Er würde liebend gern seine kompetente Meinung dazu hören, erklärte er Jean-Luc hinterhältig und man könne dann beim Abendessen in der Villa Béthania darüber diskutieren. Beatrix und er seien der Meinung, dass sie möglicherweise einen Hinweis auf den Schatz enthielten. Allerdings sei es nötig, dass er sie sich vorher ansehe. Anschließend hatte er ihn
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