Lustnächte
Kleinigkeiten.“
„Was für alberne Kleinigkeiten?“
„Dass wir verheiratet wären, zum Beispiel. Und dass sie schwanger ist. Und sie war auch ein bisschen schockiert, als ich die Vitrine im Museum aufgebrochen habe. Lauter unbedeutende Nichtigkeiten.“
„Die sie wohl doch die ganze Zeit über toleriert hat, wie ich das sehe. Hier muss doch etwas weitaus Schlimmeres vorgefallen sein, dass sie einfach ihre Koffer packt und geht. Ohne sich auch nur von uns zu verabschieden. Und wer, bitte, war diese blonde Frau?“ Möglicherweise doch Sylvie Roger?
„Ich weiß es nicht und ich will es auch nicht mehr wissen. Die Sache ist vorbei. Und ich wünschte, du würdest endlich still sein.“
„Gut, bade weiter in Selbstmitleid. Du stehst dir mit deiner Sturheit wieder einmal selbst im Weg.“
Insgeheim schwor Jean-Luc sich, Beatrix zu finden und zu erfahren, warum sie gegangen war. Nicht nur wegen Pierre. Die Sache kam ihm reichlich seltsam vor. Pierre schien der Sache mit dieser blonden Frau überhaupt keine Beachtung zu schenken. Er sehr wohl. Es konnte sich durchaus um Sylvie Roger handeln. Wenn das so war, konnte es sein, dass Beatrix trotz dieses Briefes nicht ganz freiwillig gegangen war. Und das war dann nicht zuletzt seine Schuld.
„Hör zu, diese Frau …“
„Ich will nichts mehr hören.“
„Es könnte sich bei ihr um Sylvie Roger gehandelt haben. Und wenn …“
„Halt endlich den Mund, verdammt!“
Elender Sturkopf! Dann musste er sich eben allein darum kümmern.
Marc Meunier schlug sich mit seinem schlechten Gewissen herum, seit Celine Serière Beatrix bei ihm abgeliefert hatte. Er sah ein, dass das, was er getan hatte, so ziemlich das Dümmste gewesen war, das ihm hatte einfallen können. Mit einer wütenden Beatrix hätte er sich auseinandersetzen können. Das Häufchen Elend aber, das dort in seinem Sessel kauerte und ihm wie einem alten Freundanvertraute, wie sehr sie in Pierre verliebt war, war zu viel für ihn. Es war das Beste, er schaffte sie aus dem Haus, bevor er sich hinreißen ließ, ihr die Wahrheit zu beichten. Und vor allem, bevor Pierre zurückkam. Er musste längst wissen, dass sie gegangen war und wie er ihn kannte, würde er unverzüglich wie ein gereizter Stier hinter ihr herjagen. Nicht auszudenken, wenn er erfuhr, was er getan hatte. Und Jean-Luc würde die Sache ebenfalls nicht gerade gutheißen. Marc verfluchte sich zum wiederholten Mal, dass er sich in seiner Eifersucht so hatte hinreißen lassen. Pierre, Pierre und immer wieder Pierre. Jean-Luc hatte sie bisher mit keinem einzigen Wort erwähnt. Er hatte sich getäuscht. Es war offensichtlich, dass Beatrix für seinen Partner nichts empfand. Und das hier war der erste Ort, an dem Pierre nach ihr suchen würde. Er konnte sich ausrechnen, dass sie zuerst hierherkam, um ihren Wagen und ihre Habseligkeiten aus seinem Haus zu holen. Gnade ihm Gott, wenn er sie hier bei ihm fand. Sie musste weg. So schnell wie möglich. Kameradschaftlich reichte er ihr ein weiteres Papiertaschentuch aus der Familienpackung.
„Ich habe ein Ferienhaus am Kanal. In der Nähe von Trégastel. Vielleicht willst du eine Weile dort wohnen. Bis du dir überlegt hast, was du weiter tun möchtest“, bot er ihr an.
„Ich muss mein Auto aus der Werkstatt holen.“
„Celine hat mich von unterwegs angerufen“, log er. „Ich habe es für dich abgeholt. Die Rechnung ist bezahlt. Du musst dich um nichts kümmern. Und deine Sachen habe ich ebenfalls aus Pierres Haus geholt. Ich dachte, es sei dir so am liebsten.“
„Wusstest du, dass Pierre bald heiratet?“, fragte sie. Mist! Marc zögerte.
„Nun …“
„Schon gut. Ich verstehe. Du brauchst nichts zu sagen. Und das Angebot mit dem Ferienhaus nehme ich gern an. Ich werde gleich fahren.“
Gott sei Dank! Sie machte wenigstens keine Schwierigkeiten.
„Ich hole dir die Schlüssel.“
Neue Tränen liefen über Beatrix’ Gesicht. Verdammt noch mal, was hatte er sich nur dabei gedacht, als er Celine losgeschickt hatte. Aber wenn er noch größeres Ungemach verhindern wollte, musste er es jetzt dabei belassen.
Der Stein, den er ins Rollen gebracht hatte, ließ sich nicht mehr aufhalten.
Jean-Luc kam einige Stunden später sichtlich deprimiert zurück. IhrWiedersehen verlief in keiner Weise so, wie Marc sich das vorgestellt hatte. Sein Partner hatte den Koffer in die Diele gestellt und ihn einfach zur Seite geschoben. Wortlos war er an ihm vorbei ins Wohnzimmer gegangen. Die Lage war
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