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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara DuMont
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ernst. Und er hatte selbst Schuld.
    „Was ist los mit dir? Und wo ist Pierre?“, fragte er vorsichtig.
    Jean-Luc antwortete nicht gleich. Stattdessen ging er zur Bar und goss zwei Cognac ein. Eines der Gläser reichte er Marc. Dann setzte er sich und schaute ihn lange an.
    „Ich wünschte wirklich, wir hätten dieses verfluchte Pergament nie gefunden. Die Sache ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen“, sagte er schließlich. Er wirkte erschöpft. Dann berichtete er Marc von der Schatzsuche, wie sie ihn gefunden und welche Rückschlüsse sie gezogen hatten. Und wie sie sich schließlich der Übermacht jener Priester hatten beugen und ihnen den Schädel und die Dokumente hatten übergeben müssen.
    „Im Gegensatz zu mir hat Pierre die Sache mit stoischer Ruhe hingenommen“, fuhr Jean-Luc fort. „Erstaunlich, oder nicht?“
    „Allerdings.“
    „Und weißt du auch, warum es ihm so wenig ausgemacht hat? Der Schatz, wie wertvoll er auch immer war, hat ihn nicht im Geringsten interessiert. Von Anfang an nicht. Er hat diese ganze Schatzsuche nur inszeniert, um Béatrice in seiner Nähe zu halten. Er ist maßlos in sie verliebt. Er hatte vor, ihr an diesem Abend einen Heiratsantrag zu machen.“
    „Er wollte Béatrice heiraten?“, fragte Marc ungläubig. Guter Gott! Das machte seine Intrige noch um einiges schlimmer als sie ohnehin schon war. Wenn Pierre derart in das Mädchen vernarrt war, dass er sein ganzes Dasein ihretwegen umkrempeln wollte. Sein Leben war keinen Pfifferling mehr wert.
    „Ja. Noch erstaunlicher, nicht wahr? Aber es ist nicht mehr dazu gekommen.“
    Niemand wusste das besser als Marc.
    „Béatrice ist verschwunden. Sie hat ihm einen Abschiedsbrief hinterlassen. Keiner ist daraus recht klug geworden. Sie schrieb, dass sie seine Lügen satthabe und sich nicht länger als Spielzeug missbrauchen lasse. So etwas in dem Sinn jedenfalls. Dann hat sie ihm noch alles Gute für die Zukunft gewünscht. Kein weiteres Wort, keine Erklärung.“
    Marc starrte aus dem Fenster und ballte die Fäuste. Er wusste sehr genau, was sie damit gemeint hatte.
    „Was … ist mit Pierre?“, fragte er vorsichtig. „Wie hat er daraufreagiert?“
    „Er ist am Boden zerstört. Er lehnt es sogar ab, nach ihr zu suchen. Er sagt, es sei ihre Entscheidung und er wünsche nicht, darüber zu diskutieren. Aber Pierre ist nicht er selbst. Den ganzen Weg hierher hat er kaum ein Wort geredet. Ich erkenne ihn nicht wieder.“
    „Du meinst, er hatte keinen Wutausbruch?“
    „Genau das meine ich damit, wenn ich sage, ich erkenne ihn nicht wieder. Er ist dermaßen niedergeschlagen, dass er die Aussage unserer Zimmerwirtin überhaupt nicht registriert hat.“
    „Und … was sagte die Zimmerwirtin?“
    „Dass Béatrice mit einer großen, blonden, städtisch gekleideten Frau abgefahren ist. Sie kennt aber hier niemanden, auf den diese Beschreibung passen würde. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich werde sie suchen und herausfinden, was vorgefallen ist.“
    „Warum willst du das tun?“, fragte Marc alarmiert. Jean-Luc würde nicht ruhen, bis er die Wahrheit wusste. Das konnte nicht gut ausgehen.
    „Es gab morgens keinerlei Anzeichen dafür, dass Béatrice sich von Pierre trennen würde. Es gab keinen Streit. Keine noch so kleine Auseinandersetzung.“
    „Aber dieser Brief …“
    „Ja, ja. Sie schreibt, dass sie seine Lügen jetzt satthat. Aber du kennst Pierre. Sie waren samt und sonders harmloser Natur. Typisch Pierre eben. Und sie hat sich die ganze Zeit nicht sonderlich darüber aufgeregt. Auf keinen Fall kann dieser harmlose Blödsinn der Grund für einen derart überstürzten Aufbruch sein. Sie ist eher der Typ, der ihm eine scheuert und ihm anschließend in die Arme sinkt. So gut kenne ich sie inzwischen. Wenn ich sie gefunden habe, wird sie mir sagen, was los war.“
    Jean-Luc machte sich entschieden Sorgen wegen der Frau, die Madame Junot erwähnt hatte. Es konnte sich nur um Sylvie Roger handeln. Und sie gehörte zu dieser Pariser Clique, die so offensichtlich an dem Schatz interessiert war. Es konnte leicht sein, dass Beatrix sich in ihrer Gewalt befand. Und dass man sie als Druckmittel benutzen wollte, um in den Besitz des Schädels zu gelangen, falls sie ihn nicht sofort bekommen hätten. Gehörten diese Priester, die den Schatz an sich genommen hatten, überhaupt zu dem Zirkel? Oder hatten sie im Auftrag der Kirche gehandelt? Wenn sie gar nichts mit diesem Zirkel zu tun hatten, benutzte der Beatrix vielleicht als

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