Lustnächte
Denk an die ominösen Briefe, die er kurz darauf in alle Welt zu verschicken begann. Er muss Mitglieder des Ordens von Sion ausfindig gemacht haben. Er hat diesen Leuten mitgeteilt, was er gefunden hat. Es ihnen aber nie ausgehändigt. Und sie haben all die Jahre für sein Schweigen bezahlt. Bischof Billard, Boudet, Saunière, sie haben alle gut davon gelebt.“
„Aber warum hat der Orden sich seinen Besitz nicht zurückgeholt? Sollten sie nicht in all der Zeit herausgefunden haben, wo er den Schatz versteckt hat?“
„Nein, haben sie nicht. Sie suchen immer noch danach.“
„Was macht dich so sicher?“
„Du hast dich darüber gewundert, wie schnell ich in Paris von diesen Leuten empfangen wurde. Und wie bereitwillig sie mir Auskunft über alles gaben, was sie wussten. Diese Frau im Flugzeug …“
„Was für eine Frau?“
„Sylvie Roger. Es war kein Zufall. Sie war nett und … na ja … du kannst dir schon denken, was … und sie hat mich gleich am nächsten Tag mit diesen Leuten in Verbindung gebracht. Sie müssen uns schon vorher im Auge gehabt haben.“
„Und beobachten uns möglicherweise auch gerade jetzt. Gut gemacht Jean-Luc. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn du einmal in deinem Leben die Finger von einer Frau hättest lassen können.“
„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“
„Danke.“
„Lass uns nachsehen, was in den anderen Päckchen ist. Vielleicht liegen wir ja doch falsch mit unserer Annahme.“
Paket Nummer zwei enthielt eine stattliche Anzahl von Papyrusrollen und Bögen aus Pergament, in einer Sprache geschrieben, die Jean-Luc als Aramäisch einschätzte. Die Sprache, die man zur Zeit Jesu im Heiligen Land gesprochen hatte. Leider konnte er sie nicht selbst übersetzen.
„Wir werden jemand finden, der es kann“, meinte er. Dann öffneten sie das kleinste Päckchen. Und seine Worte von vorhin fanden Bestätigung. Es enthielt verschiedene Bögen Pergament mit den Stammbäumen einiger alter Familien. Offenbar jene Familien, die damals aus dem Heiligen Land geflohen waren. Jener Familien, denen die Mitglieder des Ordens von Sion entstammten. Dazu dasTestament des letzten Grafen d’Hautpoul, in dem er seine Frau dazu bestimmte, ein Mitglied des Ordens ausfindig zu machen und ihm den Schädel und die Schriftrollen zu übergeben. Auch enthielt es ein in lateinischer Sprache angefertigtes Dokument des Abbé Bigou, des Beichtvaters der Marquise, das besagte, dass er den Schatz, den die Marquise ihm auf ihrem Totenbett anvertraut habe, in ihrem Grab versteckt habe.
Er ließ die Dokumente sinken und schaute zu Pierre, der noch immer auf den Schädel in seinen Händen starrte.
„Weißt du, was das hier bedeutet, wenn es an die Öffentlichkeit dringt?“
„Den Untergang der Christenheit?“
„Ja.“ Er nickte langsam. „Der ganze christliche Glaube ist auf einer Lüge aufgebaut. Die christliche Kirche hat ihren Zweck verloren.“
„Ich war immer der Ansicht, dass der einzige Zweck ihres Daseins im Geldverdienen besteht.“
„Was tun wir jetzt?“
„Das weiß ich nicht“, gab Pierre zu. „Aber ich weiß, dass es ausgesprochen gefährlich ist, dieses Teil zu besitzen. Vor allem, da du den Orden von Sion auf unsere Fährte gesetzt hast. Dass sie für die Geheimhaltung zu morden bereit sind, haben sie längst unter Beweis gestellt.“
„Wir können den Schädel auch nicht einfach in den Vatikan tragen und sagen: Hallo Leute, seht mal, was wir hier haben. Jemand der die Wahrheit kennt, wäre für die Kurie mindestens so gefährlich wie der Beweis selbst. Man würde uns ohne Zweifel aus dem Weg schaffen.“
Pierre dachte an Beatrix und eine nie gekannte Angst bemächtigte sich seiner.
„Hierbleiben bis ihn jemand anderes findet kann er auch nicht. Ich schlage vor, wir nehmen ihn mit und lassen ihn heimlich in einem Bankschließfach verschwinden, bis wir wissen, wie wir ihn ohne Gefahr für Leib und Leben loswerden können.“
Jean-Luc grinste plötzlich. „Ich wundere mich schon ein wenig, wie du quasi über Nacht zu einem echten Feigling mutiert bist. Hast du die Hosen voll? Du legst doch sonst so gern Brände.“
„Ich bin nicht um meine Sicherheit besorgt“, entgegnete er verärgert.
„Béatrice?“
„Wer sonst?“
„Es ist dir wirklich ernst mit ihr, hm?“
„Allerdings. Ich werde sie heute Abend fragen, ob sie meine Frau werden will. Sobald ich dieses … dieses Ding … in Sicherheit gebracht habe.“
„Und du bist dir ganz
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