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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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einen Grund zu haben, sich zu bewegen, schritt sie auf die junge Frau zu und rannte gegen einen hochgewachsenen Herrn in dunklen Kleidern.
    „Verzeiht, Sir.“ Immer noch verwirrt und ängstlich wegen Silbermaske, versuchte sie, sich an dem unbekannten Mann vorbeizudrängen, ohne ihn weiter zu beachten.
    Eine warme, bronzefarbene Hand fasste nach der ihren und legte etwas rundes, glattes hinein, das angenehme Hitze verströmte, kaum dass es ihre Haut berührte.
    „Nehmt das gegen die Trauer.“ Er schloss ihre Hand um den Gegenstand und verschwand in einer Gruppe Gäste, die aufbrachen. Sie sah dem Fremden nur kurz hinterher. Dann starrte sie auf den türkisfarbenen daumennagelgroßen Stein, den er ihr in die Hand gedrückt hatte. Er lag warm und tröstend auf ihrem Handteller. Ihr schien diese Geste als das Herzlichste, was ihr seit Langem widerfahren war.
    Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie erschrocken zusammenzucken.
    „Alles in Ordnung, Liebes?“
    Rowena warf ihrem Onkel über die Schulter ein schwaches Lächeln zu.
    „Ja, Onkel Herbert, alles bestens“, flüsterte sie gedankenverloren.

Kapitel 2
     
    Ich sitze wie ein Vogel auf dem Zweig. Ich schaue mich um und weiß nicht wohin.
    Lasst mich daher auf den Boden herunterkommen.
    Lenape-Indianer
     
    Agatha Coinsworth hakte sich bei Rowena unter. „Du wirst entzückt sein von Sir Geoffrey, ich garantiere es dir!“, flötete die Freundin ihrer Mutter.
    Rowena zwang sich zu einem Lächeln. „Ich bin Euch wirklich dankbar, Lady Coinsworth“, erklärte sie.
    Im Rücken fühlte sie Blicke auf sich ruhen. Sie wandte sich um und bemerkte eine Gruppe Herren im Frack, die sie interessiert beobachteten. Rowenas Wangen und Hals brannten. Als sie an sich hinabsah, bemerkte sie die Röte, die ihr Dekolleté überzog.
    Lady Coinsworth zog an ihrem Arm. „Komm, der Moment ist günstig. Sir Geoffrey befindet sich im Gespräch mit Anne und Mortimer Belycant“, bestimmte sie.
    Die Belycants waren alte Freunde der Familie. Rowena freute sich, den beiden nach langer Abwesenheit unverhofft auf dem Fest Sir Geoffreys zu begegnen. Mortimer war vor zwei Jahren in die Kolonien geschickt worden, um dort eins der Forts zu befehligen. Seine bedeutend jüngere Frau Anne erkannte Rowena augenblicklich und kam strahlend auf Rowena zu.
    „Rowena! Meine Güte, du siehst bezaubernd aus. Was für eine freudige Überraschung!“, lachte Anne. Sie sah sich suchend um. „Wo ist Claire? Ihr beide wart doch immer unzertrennlich?“
    Rowenas Körper versteinerte, und Eiseskälte durchfuhr ihr Innerstes. Sie schluckte. „Du hast es noch nicht gehört?“, presste sie hervor.
    Anne sah verwirrt zwischen Rowena und Agatha Coinsworth hin und her.
    „Claire ist tot“, offenbarte Agatha, während sie Rowenas Arm streichelte.
    Anne bedeckte ihren Mund mit der Hand und dämpfte so den Ausschrei. Sie starrte erschrocken auf Rowena. Sie kümmerte sich nicht um die Anwesenden und schloss Rowena bestürzt in die Arme.
    „Himmel! Das tut mir leid. Ich wusste das nicht“, murmelte Anne an Rowenas Ohr. „Was ist geschehen?“
    „Man fand ihren leblosen Körper in einer Seitengasse“, erzählte Rowena. „Komm die nächsten Tage auf einen Morgenbesuch vorbei, dann können wir in Ruhe miteinander reden.“
    Anne stimmte zu. „Es tut mir so leid, Rowena!“ Ihre Augen glänzten feucht.
    Rowena nickte stumm, weil sie einen Kloß im Hals spürte.
    Sie blickte über Annes Schulter hinweg zu den Männern und erkannte Sir Geoffreys Blick auf ihrem Dekolleté kleben. Ihr Magen verkrampfte sich. Ja, er war Silbermaske. Welcher Mann der Gesellschaft wäre so dreist, einer Dame unverhohlen in den Ausschnitt zu stieren? Sie wandte sich abrupt an Lady Coinsworth, die eben an ihren Ärmeln zupfte.
    „Mylady?“
    Lady Coinsworth konzentrierte sich auf sie. „Rowena, darf ich Euch Sir Geoffrey Turnbull vorstellen?“
    Sir Geoffrey grüßte sie freundlich.
    „Sir Geoffrey“, Agatha berührte ihn vertraut am Unterarm, „ich möchte Euch mit der Tochter meiner lieben Freundin, der Countess of Darnley, bekannt machen: Lady Rowena Partridge.“
    Seine hellen Augen musterten Rowena abschätzend. Seine Kleidung zeugte von einem fähigen Schneider, das Tuch von Geschmack und Geld. Durchaus ein optischer Pluspunkt. Rowena sank in einen Knicks und reichte ihm die Hand.
    „Lady Rowena.“ Er drückte ihr einen Kuss auf, und sein Griff war einen Tick zu fest, zu besitzergreifend. „Es ist mir ein Vergnügen, Eure

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