Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
Vom Netzwerk:
daraufgeworfene Pferdeäpfel aussehen ließ.
    Die unappetitlichen Vergleiche passten zu Rowenas Laune. Sie schwankte zwischen wollüstigen Erinnerungen und grandioser Scham über die Erfahrungen des Tages. Dazu kam die Sorge um Claire. Auch wenn ihre treulose Cousine ohne sie den Hellfire Club verlassen hatte, so hätte sie doch wenigstens eine kurze Notiz zu Rowena bringen lassen können. Rowena seufzte, was ihre Mutter dazu brachte, sie aufmerksam zu mustern.
    „Was ist mit dir, Liebes? Fühlst du dich unwohl?“, erkundigte sie sich besorgt.
    Rowena lächelte. „Alles bestens, Mutter. Werden Tante Ophelia und Onkel Herbert zum Dinner erscheinen? Claire erwähnte, sie seien ebenfalls eingeladen.“
    Florence Partridge nickte. „Soweit mich Ophelia gestern Abend informierte, erscheinen alle drei bei Sir Stanleys Dinner“, bestätigte die Mutter und strich über ihr Dekolleté, als wollte sie einen Fussel entfernen. Dabei war es so düster, dass man kaum eine Maus erkannt hätte, wenn sie dort gesessen wäre.
    Rowena lehnte sich erleichtert zurück. Ihr schien ein ganzes Gebirge vom Herzen zu kullern. Sie würde sich bedeutend wohler fühlen, wüsste sie, dass es Claire gut ging. Später bei den Walstons würde sie sich davon überzeugen können, und vielleicht gab es die Gelegenheit, einige vertrauliche Worte mit ihrer Cousine zu wechseln.
     
    Lady Ophelia Salinger und ihr Mann Herbert Salinger walzten auf Rowena zu, um sie zu begrüßen.
    „Tante Ophelia, Onkel Herbert“, erwiderte sie die Begrüßung ihrer massigen Verwandten. Niemand hätte vermutet, dass ein solch zierliches Wesen wie Claire die Tochter der beiden sein könne.
    Rowena versuchte, einen Blick hinter ihre Tante zu erhaschen, in der Hoffnung, dort ihre Freundin zu entdecken.
    „Claire lässt sich entschuldigen“, erklärte Tante Ophelia, der Rowenas suchender Blick nicht entgangen war.
    Rowenas Mutter näherte sich. „Ist alles in Ordnung?“, wollte sie wissen.
    „Florence, meine Liebe!“ Ophelia streckte ihre Hände aus und begrüßte ihre Schwester herzlich. „Claire ist unpässlich, fürchte ich. Ihre Zofe ließ ausrichten, dass mein Augenstern sich beim heutigen Spaziergang überanstrengte“, entgegnete sie. Sie blickte zu ihrer Nichte und hob ihren Zeigefinger. „Rowena, du musst sie das nächste Mal zurückhalten, wenn ihr solch ausgedehnte Touren unternehmt. Die arme Claire schläft seit ihrer Rückkehr, behauptete ihre Zofe.“
    Hitze schoss in Rowenas Wangen, und sie nickte, während sie kaum wusste, wohin sie blicken sollte. „Ich entschuldige mich dafür, auf dem Rückweg bestiegen wir jedoch eine Kutsche.“
    „Ich sah dich zurückkehren“, warf die Mutter stirnrunzelnd ein. „Claire war nicht bei dir. Sie hätte doch nur auf die andere Straßenseite hinübergehen müssen.“
    Rowena fühlte das Blut in den Wangen pulsieren und ahnte, dass ihre Haut dunkelrot glühen musste. Sie legte sich in Windeseile eine Lüge zurecht. „Claire bestand darauf, eine andere Strecke sei schneller, und wir wetteten, welcher Weg der kürzere sei.“ Ihr Geist sortierte die Infos. War ihre Cousine wohlauf? Rowena erschöpften die Geschehnisse, doch sie erschien dennoch zu der Einladung bei den Walstons. Was widerfuhr Claire, dass es ihr unmöglich war, ihre Eltern zu begleiten? Ging es ihr gut? Die Sorge hämmerte in Rowenas Magen und hinter ihrer Stirn.
    Tante Ophelia stöhnte und beugte sich vor. „Nicht so laut!“, zischelte sie. „Claires Eigensinn raubt mir den letzten Nerv. Wie kann sie nur etwas so Ungehöriges wagen? Herbert, hast du das mitbekommen? Deine Tochter hat einen Skandal provoziert und die arme Rowena hineingezogen. Ich verlange, dass du deine Tochter endlich zur Räson bringst!“
    Onkel Herbert rieb sich über den Kinnbart. „Hat es sie jemals gekümmert, was wir wollten? Wir werden sie an den erstbesten Mann verheiraten, der um sie anhält. Soll sich ihr Gatte damit herumärgern“, brummelte er. Doch seine funkelnden Augen verrieten ihn. Die Eskapaden seiner Tochter amüsierten ihn, und mit ihrem Charme wickelte sie auch ihn ständig um die Finger. Rowena seufzte. Onkel Herbert wirkte nicht im Mindesten besorgt. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Wie dumm von ihr, gleich das Schlimmste anzunehmen! Natürlich ging es Claire gut, würden Ophelia und Herbert sonst in entspannter Stimmung einer Dinnereinladung nachkommen?
    Nun könnte auch sie das Dinner genießen. Sir Stanleys Walstons Einladungen arteten zwar in

Weitere Kostenlose Bücher