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Lustnebel

Lustnebel

Titel: Lustnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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auf und starrte auf die Tür, als könnte das Chayton zurückholen. Nichts geschah. Sie berührte ihren Venushügel. Die Haut schien heiß, und das Fleisch pochte und vibrierte unter dem Nachhall genossener Lust.
    Rowenas Herz verkrampfte sich. Trauer und Schmerz stiegen in ihr hoch und trieben ihr Tränen des Frusts in die Augen. Ohne es verhindern zu können, kullerten sie über ihre Wangen. Sie fühlte sich allein, unbedeutend und benutzt.
    Sie warf sich herum und drückte ihr Gesicht in die Kissen, um ungehemmt und laut ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.
     
    Rowena starrte ihr Spiegelbild an. Es war der Morgen nach ihrer Hochzeit, und sie erweckte nicht im Mindesten den Eindruck einer glücklichen Braut. Sie hatte lange und ausgiebig geweint, und sie hatte noch nie zu den Frauen gehört, die leise und elegant Tränen kullern ließen. Wenn sie weinte, dann wie ein Schlosshund. Laut und heftig, mit wahren Sturzbächen, die aus ihren Augen quollen. Anschließend war ihr Gesicht geschwollen und mit hektischen, roten Flecken übersät und ihre Augäpfel gerötet, als wären sämtliche Adern geplatzt.
    Sie seufzte und puderte ihr Gesicht, um die Flecken zu überdecken. Mit ein wenig Glück besaß der Ton genug Anstand, sie noch einige Tage in Frieden zu lassen. Oder so lange, bis ihre Augen wieder ihr ursprüngliches Aussehen zurückerlangten.
    Sie musterte die Frau, die ihr aus der silbrigen Oberfläche entgegenblickte. Weil ihr Gegenüber gar so trübsinnig wirkte, lächelte sie ihr zu. Die Frau fletschte ihre Zähne. Es sollte ein Lächeln darstellen, doch es wirkte wie die Miene eines knurrenden Wachhundes.
    Schulterzuckend erhob sich Rowena. Sie konnte die erste Begegnung mit Chayton nach ihrem intimen Aufeinandertreffen nicht ewig hinauszögern. Besser, sie brachte es hinter sich.
     
    Das kleine Esszimmer war rundherum dunkel vertäfelt, und die Abschlussleiste wies Schnitzereien in Blätter- und Pinienzapfenform auf, die hell gebeizt worden waren. Die Wand über der Holzverschalung trug denselben tannengrünen Ton wie die Lederpolster der Stühle, die um einen rechteckigen Tisch gruppiert waren. Auf einem dieser Stühle saß Chayton und las in der aktuellen Ausgabe der Londoner Gazette, während er an seiner Tasse nippte.
    Seine Augen blieben stur auf die Zeitung gerichtet, obwohl er merken musste, dass Rowena eingetreten war. Sie schluckte ihre Enttäuschung hinunter und wandte sich dem Frühstücksbüffet zu, das auf einer langen Kommode an der Wand aufgebaut worden war. Sie füllte ihren Teller und setzte sich zu Chayton an den Tisch. Rowena wartete, bis das Mädchen ihr Tee eingegossen hatte, ehe sie sich an Chayton wandte.
    „Steht etwas Interessantes in der Gazette?“, erkundigte sie sich, um das störende Schweigen zu brechen.
    Chayton brummte, schloss das Tageblatt und hob den Kopf. „Bis jetzt nicht.“
    Er wandte sich der Titelseite zu, und Rowena sah den Anflug eines Schocks über sein Gesicht huschen. Er warf die Zeitung auf den Tisch, ehe er sich erhob.
    „Ich habe einige Dinge zu erledigen. Wir sind abends zum Ball des Duke of Middlesborogh und seiner Gemahlin eingeladen“, verkündete er, ehe er aus dem Salon entschwand.
    Stirnrunzelnd blickte Rowena ihm hinterher. Sie griff über den Tisch und angelte sich das Journal. Ihr Blick glitt über einen kleinen Artikel, der von einem unbekannten Toten in den Docks berichtete, und blieb an der Schlagzeile über den Mord an einer jungen Dame aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Charing Cross Hospitals hängen.
    Mit hämmerndem Herzen las sie den Beitrag.
    Man hatte eine Frau aus der Themse gefischt, ebenso wie Claire scheinbar das Opfer eines Raubüberfalls. Diesmal handelte es sich um eine Witwe namens Abigail Cockreign, deren Tod unter Patienten und Angestellten des Hospitals Entsetzen auslöste.
    Rowena schlug die Hand vor den Mund und las mit zunehmendem Schrecken die Ausführungen des Reporters. Er stellte einen Zusammenhang zwischen Claire und Mrs. Cockreign her. Beide waren sie blond gewesen, beide ohne Begleitung unterwegs, als sie verschwanden. Zudem besaßen sowohl Claire als auch Mrs. Cockreign einen tadellosen Leumund. Der Artikelverfasser stellte fest, es sei ungewöhnlich, dass zwei ähnliche Todesfälle innerhalb kurzer Zeit auftraten und vermutete offen Mord. Über die tote Mrs. Cockreign gab es ein pikantes Detail, das sie ebenfalls mit Claire teilte, das dem Reporter im Gegensatz zu Rowena jedoch unbekannt war: Mrs.

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