Lustnebel
Garderobe nicht auf einen gesellschaftlichen Anlass hindeutete, sondern eher auf eine zwanglose, vielleicht intime Umgebung. Natürlich wollte er Sex. Hatte er sie je aus anderen Gründen aufgesucht?
„Ich bin nicht länger bereit, dir im Bett zu Willen zu sein“, erklärte Rowena und war froh, dass ihre Stimme selbstsicher klang.
Chaytons Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und sie riss die Augen auf und blinzelte. Sie ahnte, dass er nicht klein beigeben würde.
Wenigstens nicht sofort.
„Dann tun wir es auf dem Teppich“, erwiderte er mit samtweicher Stimme und näherte sich ihr. Er deutete in den Nebenraum. „Ist das Badewasser noch warm? Wir könnten uns im Wasser lieben.“
Rowena wich zurück. „Kommt nicht infrage!“, widersprach sie energisch. „Bleib mir vom Leib, Chayton!“ Sie stieß gegen die Wand. Augenblicke später stützte Chayton links und rechts von ihrem Kopf seine Hände ab. Sein warmer Atem streifte ihre Wange. Sie versuchte, ihn fortzudrücken.
„Rowena“, wisperte er. Er verharrte reglos, und sie selbst bewegte sich auch nicht. „Willst du mir damit sagen, dass es dich nicht erregt, wenn ich all diese verruchten Dinge mit deinem Körper anstelle?“ Er beugte sich vor, und Rowena hielt den Atem an, weil sie dachte, er wollte sie küssen. Stattdessen glitt sein Kopf ihre Schläfe hinab über ihr Ohr und ihren Hals, um dann an der Schultergrube innezuhalten und ihre zarte Haut mit sanften Küssen zu verwöhnen. Rowena zitterte.
„Chayton, hast du mir nicht zugehört?“, wandte sie ein, unternahm jedoch keinen Versuch, sich zu befreien. Die Sanftheit seiner Berührung war zu überwältigend, als dass sie diese abweisen wollte.
„Ich höre dir immer zu. Nur verstehe ich den Sinn der Worte, die über deine entzückenden Lippen purzeln, oft nicht“, entgegnete er. Seine Zunge strich sacht über das Schlüsselbein den Hals hinauf, liebkoste die Stelle unter ihrem Ohrläppchen und raunte: „Wenn du tatsächlich nicht willst, ich halte dich nicht fest. Du kannst jederzeit gehen.“ Rowenas Haut kribbelte vom Scheitel bis zur Sohle. Sie seufzte genießerisch und lehnte sich zurück. Genoss einige Minuten Chaytons Zärtlichkeiten und befreite sich dann. Sie schlüpfte unter seinem Arm hindurch und entfernte sich wenige Schritte von ihm.
Er richtete sich auf und drehte sich um. Enttäuschung stand in sein Gesicht geschrieben. „Ich habe es ernst gemeint“, bestärkte sie. Eine wohlige Gänsehaut überlief sie, als sie den feurigen Blick bemerkte, den Chayton ihr schenkte. Einen Moment lang glaubte sie, dass er doch etwas für sie empfand.
Nein, das konnte nicht sein. Seine wahre Liebe war ein Mann. Man wechselte seine Hemden, aber nicht seine sexuellen Vorlieben.
„Du willst meinem Bett also fernbleiben? Weshalb? Du hast bisher immer Freude an unseren Liebesspielen gefunden“, bohrte er nach.
Zerstreut rieb sie über die winzigen Male auf ihrem Handrücken. „Ich bin nicht bereit, mich benutzen zu lassen“, platzte es aus ihr heraus.
Verdutzt sah Chayton sie an. „Wovon in drei Teufels Namen redest du?“, fragte er.
Rowena zuckte mit den Schultern. „Lex“, gab sie zur Antwort.
Chayton versteinerte. Das Schweigen, das folgte, löste in ihr Unbehagen aus.
„Es stört mich nicht, dass du einen Mann liebst. Aber ich möchte kein Ersatz sein“, stellte Rowena hastig klar.
Vergessen waren die Erlebnisse des Nachmittags. Sie konzentrierte sich ganz auf Chayton. Ihr wurde bewusst, wie gut sie ihn bereits einschätzen konnte. Er mochte Geheimnisse vor ihr haben, doch seine Betroffenheit war nicht gespielt.
„Lex ist Geschichte“, stieß Chayton hervor.
„Du liebst ihn immer noch“, warf sie ihm vor und hieß den Schmerz willkommen.
„Ja, ich liebe ihn immer noch. Er wird Teil meines Herzens bleiben, solange ich lebe. Doch er tangiert uns beide nicht weiter“, erklärte Chayton tonlos, doch der tiefe Schmerz in seinen Augen strafte die Emotionslosigkeit in seiner Miene Lügen. Seine Worte fühlten sich wie harte Ohrfeigen an. Rowenas Hals war wie zugeschnürt und sie hatte Mühe zu schlucken. Trotzdem gelang es ihr, doch sie empfand es so, als wanderte trockener Sand ihre Kehle entlang.
„Und wenn er hier auftaucht? Lex, deine wahre Liebe?“, ätzte Rowena, bereit, Chayton denselben Schmerz zuzufügen, den ihr sein Geständnis verursachte.
„Das wird nicht geschehen, Rowena.“ Chaytons Stimme klang erstickt.
„Ach ja? Und warum nicht? Tut er auch,
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