Lustschreie
Ausdünstungen der Nacht. Die Bettdecken waren durchgeschwitzt, und ich wollte die beiden Kerle darunter nur noch loswerden. Von meiner Euphorie, dem Traum von einer großen Verführerin, war lediglich der schale Geschmack nach Alkohol auf meiner Zunge geblieben. Ich fühlte mich wie gerädert, hätte dringend eine Dusche gebraucht, aber die gab es in meiner Behausung natürlich nicht. Ein Blick auf meine Freundin zeigte deutlich, dass ich nicht allein war mit meinem Unbehagen.
Während ich mir noch die Augen rieb und überlegte, wie diese Unwegsamkeiten inklusive der beiden nackten Männer zu beseitigen wären, sprang der schwarze Hühne auf und wackelte zur Begrüßung des fast schon wieder vergangenen Tages mit dem Hintern. Dabei schlug sein Glied von einem Schenkel zum anderen und verursachte dabei ein klatschendes Geräusch, was sein Besitzer mit eigentümlichen «Woggie-Woggie»-Rufen begleitete.
Ich brach in schallendes Gelächter aus, meine beiden verbliebenen Bettgenossen klatschten begeistert in die Hände, was ihn nur zu einem noch unbändigeren Tanz antrieb, ihn aber nicht dazu bewegen konnte, sich umzudrehen und uns seine gewiss beträchtlichen Ausmaße zu präsentieren.
Aber immerhin verscheuchte er alle dunklen Wolken möglicher Reue, Selbstvorwürfe oder auch nur Übellaunigkeit und ermöglichte uns nach diesem befreienden Gelächter einen würdevollen Abschied voneinander. Fabrice, dir sei bis heute mein Dank gewiss!
So blieben also meine Freundin und ich in den zerwühlten Betten zurück, bis sich auch unsere Wege vorerst trennten.
Ich machte mich mit dem Bettzeug auf den Weg in einen Waschsalon, wo mir ermüdende Stunden des Wartens bevorstanden, denn es waren die einzigen Bezüge, die ich besaß. Sie mussten also gewaschen und getrocknet werden, damit ich am Abend wieder darin schlafen konnte. Meine Freundin fuhr ans andere Ende der Stadt zu ihrem kleinen Zimmer, um sich die Spuren der vergangenen Nacht abzuwaschen und mit einem neuen Outfit den Abend zu begrüßen.
Während sie sich in ihrem Arrondissement für ein eng anliegendes Kleid aus blauem Samt entschied, saß ich im Neonlicht des Waschsalons. Meine Augen brannten zu sehr, um zu lesen. Also starrte ich aus der großen Scheibe des Salons, an der wie treue Begleiter die spätherbstlichen Regentropfen herunterrannen.
Das Waschcenter füllte sich langsam mit Menschen, die ich zunächst nur undeutlich aus den Augenwinkeln wahrnahm. Ein Mann setzte sich neben mich auf die Bank. Ich rutschte ein wenig zur Seite.
Stimmen erhoben sich, lachten, verstummten wieder. Ich träumte mich hinaus aus der Langeweile, meinen abgerissenen Klamotten und dem dringenden Bedürfnis zu duschen.
Es dämmerte schon längst, als meine Maschine endlich fertig war und die Wäsche in den Trockner umgefüllt werden konnte. Ich drängelte mich an einem jungen Mann vorbei, der sich mit meinem Banknachbarn in irgendeiner skandinavischen Sprache beratschlagte. Sie sahen sich Hilfe suchend um, erhaschten meinen Blick und baten mich um Unterstützung – der Jüngere auf Englisch, der Altere auf Französisch.
Das jungenhafte Grinsen des einen und das distinguierte Lächeln des anderen rissen mich aus meiner Lethargie. Ich half ihnen und betrachtete sie dabei mit zunehmender Neugierde. Sie mussten Brüder sein, so ähnlich, wie sie aussahen: hellblond mit strahlenden Augen, braunem Teint und athletischer Figur. Sie kamen aus Schweden. Der Altere arbeitete für eine Computerfirma und leitete eine Filiale in Paris. Der Jüngere besuchte seinen Bruder gerade in den Semesterferien, um seine Französischkenntnisse aufzubessern, wie ich in der folgenden, angeregten Unterhaltung erfuhr.
Sie waren charmant, unternehmungslustig und eindeutig auf der Suche nach Bekanntschaften, die ihnen das Paris außerhalb ihres schwedischen Bekanntenkreises zeigen konnten. Nachdem wir uns etwas miteinander bekannt gemacht hatten, luden sie mich für den Abend zum Essen ein, natürlich in ein Restaurant meiner Wahl und gern auch in Begleitung. Ich sagte zu, nannte meine Adresse am Boulevard St. Germain, wo sie mich und meine Freundin um acht Uhr abholen sollten. Wir scherzten und lachten weiter, bis die Wäsche trocken war.
In meinen Zimmern angekommen, wartete bereits meine Freundin auf mich. Ich warf ihr gut gelaunt die trockenen Wäscheberge in die Arme und berichtete von der Einladung.
Obwohl wir kaum glauben konnten, dass uns zwei wildfremde,
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