Lustschreie
weiter heruntergedimmt wurde.
Stille, Rascheln – dann ein Paukenschlag.
Ein silbern behandschuhter Arm strich den glitzernden Vorhang zur Seite. Zum Vorschein kam eine Frau, deren Anblick Jon den Atem verschlug. Ihr verschwenderisch schöner Körper sprengte den Hauch von seidigem Stoff, der ihn kaum verhüllte. Ihre Bewegungen waren geschmeidig. Ihr herausfordernder Blick senkte sich auf Jon. Sie hielt eine Kette in der Hand, die leise rasselnd irgendwo hinter dem Vorhang endete, an der sie nun zog, bis der glänzende Körper eines nackten Mannes den Stoff durchbrach. Er war mit Ketten, Ringen und Lederriemen kniend auf ein rollendes Podest gefesselt. Eine Maske verhüllte sein Gesicht, das er demütig gesenkt hielt. Eine Peitsche schlug auf sein Fleisch. Und Jon zuckte ebenso zusammen wie der Mann zu Füßen seiner Herrin, die nun mit einer Gerte die mächtige Erektion ihres Sklaven berührte.
Jon spürte sein eigenes aufgerichtetes Geschlecht, das seine Anzugshose wölbte, und nahm im gleichen Atemzug eine huschende Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, die den Zauber brach und ihn an sein Anliegen erinnerte.
Ein Kellner verschwand eben aus dem Saal, dabei Hinrichs fast unmerklich zuwinkend. Er erhob sich aus dem Sessel, knöpfte das Jackett zu, um die verräterische Wölbung zu verbergen, und folgte dem Mann in einen Gang, der dem Geruch nach zu den Lagerräumen führte. Der Kellner zog Jon in einen spärlich beleuchteten Seitenraum und flüsterte: «Ich darf gar nicht mit Ihnen reden. Die Chefin verlangt absolute Diskretion. Aber als mir der Reporter von dem Fall erzählte, da dachte ich …»
«Schon gut. Ich bin nicht offiziell hier. Reden Sie! Von wem stammt die Serviette?»
«Ich bin mir nicht sicher. An dem Abend saßen dort ein Mann und zwei Frauen. Das ist natürlich nichts Ungewöhnliches hier. Aber es schien so … als würden … ich meine …»
«Na, was nun? Es geht hier um einen Mordfall, Mann!»
«Also, der Herr war angekettet, und jede der Frauen hielt eine der Ketten in der Hand. Und als sie dann gegangen waren, lag diese Serviette mit den ganzen Zahlen auf dem Tisch.»
«Ist das alles, was Sie wissen?»
«Na ja, ich hab zufällig gesehen, wie sie in eine riesige Limousine einstiegen. Und da dachte ich, die müssen es ja dicke haben. Aber als sie dann wegfuhren, hab ich am Nummernschild gesehen, dass es bloß ein Leihwagen war, und da dachte ich …»
«Jaja, schon gut, Mann. Wann genau war das?»
«Vor fünf Tagen, Freitag. Ich weiß das so genau, weil ich …»
«Was, sagten Sie, war das für ein Leihwagen?»
«Also, ich kann ihnen die Nummer von meinem Schwager geben, der arbeitet bei dem LimousinenVerleih …»
«Mann, Sie haben was gut bei mir!»
Hinrichs steckte den Zettel mit der Nummer ein, klopfte dem Kellner anerkennend auf die Schulter und ging – nicht ohne noch einmal einen sehnsüchtigen Blick auf die Herrin der Bühne zu werfen, die sich gerade ausgiebig ihrem Sklaven widmete. Das Lächeln des Kellners sah er nicht.
Als Jon bei dem Verleih auf den Hof fuhr, bemerkte er sofort den glänzend schwarzen Wagen, der Ehrfurcht gebietend neben dem gedrungenen Gebäude parkte.
«Kann ich Ihnen helfen?» Ein etwas zu gepflegt wirkender Mann trat an ihn heran und betrachtete ihn neugierig.
«Ich interessiere mich für den Wagen da.»
«Oh, Sie haben etwas Besonderes vor!» Er lachte in sich hinein. «Vielleicht wie die letzten Mieter …»
Jon musterte den Wagen und versuchte, durch die getönten Scheiben zu spähen. Beiläufig erwiderte er: «Na, da ist wohl alles möglich in dem Wagen, was?»
«Tja, das haben sich die drei am Wochenende wohl auch gedacht. Die müssen es mächtig getrieben haben. Ich hab den Innenraum noch nicht sauber gemacht. Wird ja nicht so oft ausgeliehen. Woll’n se mal’n Blick auf das Chaos werfen?»
«Da bin ich aber gespannt …» Hinrichs ließ ein verschwörerisches Lachen erklingen.
Im Fond des Wagens sah es tatsächlich wüst aus. Champagnerflaschen, Spitzentücher mit Lippenstiftspuren und vor allem Spielzeug, mit dem sich jede Domina aufs vortrefflichste hätte ausstatten können: Reitgerten, Handschellen, Lederbänder, schwere Ketten …
Warum nur hatten sie ihre Utensilien nach dem Vergnügen – falls es das für alle Beteiligten überhaupt war – hier liegen gelassen? So, als sollte eine Spur gelegt werden, die für ihn, Jon, bestimmt war?
«Kommen
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