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Lustschreie

Lustschreie

Titel: Lustschreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Rueckert
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Sie, setzen Sie sich rein. Ich fahr Sie mal ‘ne Runde, falls Sie die Unordnung nicht stört …»
     
Jon folgte der Aufforderung und setzte sich zwischen die klirrenden Ketten, schob einige Lederriemen beiseite und sog den süßen Duft eines schweren, betörenden Parfums ein, der immer noch über dem handschuhweichen Leder der Sitze hing. Der Wagen setzte sich lautlos in Bewegung, und Jon ließ sich in die bequeme Rückbank fallen. Er schloss die Augen und ließ seine bisherigen Ermittlungen Revue passieren: Ein Mann begeht drei Morde. Bei der Vorbereitung des vierten wird er gestört. Dann verschwindet er spurlos für ein Jahr. Es gibt keine Täterbeschreibung. Die Zimmerschlüssel wurden von den ahnungslosen Opfern immer selbst abgeholt. Der einzige brauchbare Hinweis waren die entschlüsselten Zahlenkombinationen. Ein Jahr später findet ein Kellner eine dicht beschriebene Serviette mit ähnlichen Zahlenreihen, die auf eine erneute Aktivität des Täters hinweisen. In einem luxuriösen SexTheater gibt er sich anscheinend den kundigen Händen zweier Damen hin und feiert später mit denselben in einer gemieteten Limousine eine Orgie.
     
Gedankenversunken berührte Jons Hand die Reitgerte zu seiner Rechten. Ein paar Kettenringe klirrten, und vor seinem inneren Auge erschien die silbrige Lady aus dem Theater. Sie schwang eine Peitsche, um ihn auf die Knie zu zwingen. Ihre Augen funkelten, ihre Lippen öffneten sich verheißungsvoll, aber als er sich ihr nähern wollte, schlug sie mit aller Kraft zu. Jon zuckte zusammen und schrak aus seinem Tagtraum.
     
«Verdammt. Ich muss den Zahlencode knacken. Er will mir etwas mitteilen.»
     
Er klopfte gegen die Trennscheibe und bedeutete dem Fahrer zu halten.
     
«Danke für die Probefahrt. Der Wagen ist wirklich hervorragend geeignet. Ich melde mich, wenn ich ihn brauche.» Jon sprang aus dem Wagen und ließ den verdutzten Mann stehen. «Jon, kommst du ins Bett?»
     
Er hatte sich vor dem Kamin auf den Boden gesetzt und zahllose Papiere um sich herum ausgebreitet. Er liebte es, mit Zahlen zu jonglieren. Die Universen, die sie eröffneten, faszinierten ihn. Aber dieser Code war eine harte Nuss, selbst für einen Zahlenkünstler wie ihn.
     
«Warte nicht auf mich, Schatz, das kann hier noch eine Weile dauern.»
     
Anna nickte zufrieden und kuschelte sich erleichtert in ihre Kissen. Zumindest diese Nacht würde er seine wütenden Energien nicht an ihr austoben. Sie betrachtete noch einmal seinen makellosen nackten Oberkörper, der im Widerschein des Kaminfeuers glänzte. Jon war der schönste Mann, den Anna je gesehen hatte. Aber unter seiner Schönheit verbarg sich eine energische Dominanz, die sich immer mehr gegen die ebenfalls vorhandene Zärtlichkeit durchsetzte. Sie liebte ihn, aber wenn er so weitermachte, würde er ihre Beziehung eines Tages zerstören.
     
Während Anna unruhig träumte, hielt Jon triumphierend den letzten Zettel in der Hand. Das war es also! Wieder eine Telefonnummer, wieder eine Seitenzahl. Aber bei der Zuordnung der Namen war er sich nicht sicher. Er nahm sich das Telefonbuch und suchte die Seite heraus.
     
«Hotel Residenz. Was kann ich für Sie tun?»
     
Volltreffer!
     
«Ein Bekannter wollte für seinen Hochzeitstag bei Ihnen ein Zimmer reservieren. Ich weiß allerdings nicht genau, ob er seinen eigenen Namen oder den seiner Frau angegeben hat. Könnten Sie einmal nachsehen, ob Sie eine Reservierung für Niebuhr oder Niedermeyer haben?»
     
«Einen Moment bitte. Für wann soll denn das Zimmer sein?»
     
«Ah, ich glaube Freitag oder Samstag.»
     
«Niebuhr? Niedermeyer? – Nein, tut mir Leid.»
     
«Es könnte auch Niehoff sein.»
     
«Ah ja, Niehoff. Die Hochzeitssuite von Freitag auf Samstag. Soll ich eine Nachricht aufnehmen?»
     
«Nein, vielen Dank. Es soll eine Überraschung sein. Erwähnen Sie bitte nicht, dass ich nachgefragt habe.»
     
Da war es wieder, dieses Gefühl der Siegesgewissheit. Diesmal würde er keinen Fehler machen.
     
«Anna!» Er rüttelte seine Frau unsanft aus dem Schlaf. «Anna, ich hab ihn!» Am Freitag benutzte er ohne Wissen seines Vorgesetzten die Polizeimarke, um sich Zutritt zu der Suite zu verschaffen. Es war bereits dunkel, als er die Räume betrat. Er hatte vorher einige Stunden lang den Gang beobachtet und fragte sich nun, wann das Opfer wohl an der Rezeption erscheinen würde. Er hatte mit dem Portier vereinbart, dass dieser das Telefon im Nachbarzimmer dreimal klingeln lassen sollte, wenn

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