Lusttropfen (German Edition)
vor. Wenn sie jetzt eine dieser schicken Boutiquen betrat, würde man sie bestimmt dumm anstarren. Doch genau deswegen war sie ja hier. Sie wollte neue Kleidung, also musste sie ihre Scheu überwinden. Schüchtern betrat sie das Geschäft und wurde, wie richtig vermutet, von der arrogant dreinblickenden Verkäuferin von oben bis unten gemustert.
„Kann ich helfen?“, fragte sie unfreundlich.
„Ich … ich suche nach neuen Sachen für mich“, stammelte Erica verlegen. „Ich möchte meinen Typ verändern.“
Ein spöttisches Lächeln umspielte die rot geschminkten Lippen der Verkäuferin.
„Schätzchen, dafür wird mehr nötig sein als ein neues Kleid“, meinte sie ironisch, lenkte aber ein, als sie Ericas niedergeschlagenen Gesichtsausdruck sah. „Okay, lassen Sie uns mal sehen, was wir für Sie haben.“
Eifrig durchwühlte sie die Kleiderständer, warf immer wieder einen Blick auf Ericas Figur und förderte ein paar hübsche Sachen zu Tage.
„Probieren Sie das an“, bestimmte sie und schob Erica in die Umkleidekabine. „Wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie mich einfach.“
„Danke“, murmelte Erica und verschwand hinter dem Vorhang.
Sie wusste gar nicht, was sie zuerst anziehen sollte. Vor ihr lag ein Berg an Klamotten, und ein Teil gefiel Erica besser als das andere. Fast ehrfürchtig strich sie mit den Fingern über die Stoffe und betrachtete jedes einzelne Stück. Schließlich entschied sie sich für einen schmalen, schwarzen Rock, der an den Knien abschloss. Dazu wählte sie eine lässige, zartblaue Seidenbluse, die in Form eines Männerhemdes geschnitten war. Erica trat aus der Umkleidekabine und erntete ein zufriedenes Lächeln der Verkäuferin.
„Na, geht doch“, sagte sie und begann, an Erica herum zu zupfen.
Flink öffnete sie die beiden obersten Knöpfe der Bluse, schlang Erica einen breiten Gürtel um die Hüften und trat dann einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten.
„Sie haben tolle Kurven, also zeigen Sie das auch! Was ist mit Schuhen? Besitzen Sie noch andere Schuhe, als diese … Treter?“
Erica schüttelte den Kopf.
„Okay, warten Sie hier“, forderte die Verkäuferin. „Schuhgröße?“
„Achtunddreißig“, antwortete Erica, und die offensichtlich sehr engagierte Verkäuferin verschwand aus dem Laden.
Unschlüssig stand Erica alleine in der Boutique. Sie ging zu einem großen Spiegel und schaute skeptisch hinein. Als sie jedoch ihr Spiegelbild betrachtete, machte sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht breit. War das wirklich sie? Der Rock umschmeichelte ihre Hüften und ließ den runden Po voll zur Geltung kommen. Der sanft fließende Stoff der Bluse, umspielte ihren großen Busen und ließ einen Blick auf ihr makelloses Dekolletee zu. Während sie dastand und sich selbstverliebt betrachtete, rauschte die Verkäuferin, samt drei Schuhkartons, wieder herein.
„Als erstes probieren Sie bitte diese hier“, sagte sie eifrig und überreichte Erica schlichte, schwarze Pumps, mit einem kleinen Absatz. „Ich denke, die Absatzhöhe reicht für den Anfang.“
Erica schlüpfte in die Schuhe und fühlte sich plötzlich noch schöner. Die Pumps streckten ihre Beine auf elegante Weise und nachdem sie ein paar unbeholfene Schritte in dem ungewohnten Schuhwerk gemacht hatte, lief sie wenige Minuten später, als hätte sie nie etwas anderes getragen.
„Sehen Sie, was für eine tolle Figur Sie haben?“, fragte die Verkäuferin.
Erica strahlte. Überglücklich fiel sie der fremden Frau um den Hals und verschwand dann wieder in der Umkleidekabine.
Nach etwa einer Stunde hatte Erica sämtliche Sachen anprobiert, sie untereinander gemixt und fühlte sich mit jedem neuen Outfit, schöner und selbstbewusster. Auf die Frage, für welches Ensemble sie sich entschied, antworte Erica:
„Ich nehme alles. Und das hier, lass ich gleich an.“
Die Verkäuferin verpackte alles in hübsche, bunte Tüten und überreichte sie Erica.
„Und jetzt“, sagte sie, „gehen Sie in den Schuhladen und suchen sich dort noch etwas Hübsches aus. Danach müssen Sie unbedingt noch zum Frisör, drei Geschäfte weiter. Ich werde dort anrufen und Bescheid geben, dass Sie kommen.“
Noch einmal nahm Erica die Verkäuferin dankbar in den Arm und verließ die Boutique. Hocherhobenen Hauptes betrat sie das Schuhgeschäft und verbrachte dort eine weitere Stunde, bis sie alles anprobiert hatte. Vollgepackt mit Einkaufstüten ging Erica schnurstracks zum Frisör, wo man schon gespannt
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