Lustvolles Erwachen
dann musst du ihn finden.« Drake erhob sich. »In der Zwischenzeit schicke ich Ferguson los, damit er in Paris ein Auge auf Wellington hat. Chuffy, du versuchst weiter, dich mit den Evenhams anzufreunden, und Alex, du hältst in Whitehall weiterhin Augen und Ohren offen. Überprüfe diesen Carver.«
Alle außer Chuffy nickten ihm zu. Chuffy zupfte an seinem Ohrläppchen, als würde ihm dies das Denken erleichtern. »Wenn man sogar der Regierung nicht mehr vertrauen kann, wem dann?«
» Drake’s Rakes, Chuff, sonst niemandem.«
Das schien Chuffy zu reichen.
Diccan stand auf. »Und was ist mit meiner Frau?«
»Du musst es ihr sagen«, erklärte Braxton. »Du weißt, dass du ihr trauen kannst. Muss ich dich daran erinnern, wer sie ist? Oder dass sie geholfen hat, Informationen über die Löwen zu bekommen?«
»Ich gebe zu, dass sie mutig ist«, sagte Drake. »Doch wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie sich nicht verrät. Die Löwen müssen glauben, dass Diccan sie wirklich und wahrhaftig im Stich gelassen hat, denn sonst werden sie sie als Druckmittel benutzen. Würdest du ihr Leben auf ihre schauspielerischen Fähigkeiten setzen?«
Selbst Kit, Grace’ treuester Grenadier, konnte das nicht. Und das heißt, dachte Diccan düster, dass ich mir einen Weg überlegen muss, um sie noch mehr zu verletzen.
»Das Einzige, was noch wichtiger ist als ihre Sicherheit«, sagte Drake, »ist die Sicherheit des Vaterlandes.«
»Das musst du«, sagte Chuffy unvermittelt. »Du musst sie schützen, Diccan. Trotzdem ziemt es sich nicht.«
Diccan musste ihm zustimmen. Es ziemte sich nicht.
Grace kleidete sich gerade für eine Zusammenkunft bei den Wildes an, als Diccan durch die Tür zu ihrem Boudoir stürmte. »Raus«, war alles, was er zu Schroeder sagte.
Die Zofe blickte ihn kühl an, aber sie gehorchte und ließ Grace in ihrem Unterkleid und ihrem Mieder sitzen.
Diccan schien den Blick nicht zu bemerken. Er schwankte ein bisschen, als wäre der Boden unter seinen Füßen nicht stabil. »Ich habe gerade erfahren, dass du gestern Nacht in der Half Moon Street warst.«
Sie war enttäuscht. »Hat Kit dir das gesagt?«
»Braxton? Du hast mit Braxton darüber gesprochen?« Er trat zu ihr und baute sich vor ihr auf. In seinen Augen funkelte ein besonderes Licht, das ihr Schauder über den Rücken jagte. »Möchtest du mir vielleicht erklären, warum du unsere Privatangelegenheiten mit Kit Braxton besprichst?«
Sie saß reglos da, weil sie fürchtete, sonst ihren ganzen Schmerz an ihm auszulassen. Doch das wäre sinnlos, demütigend und auch keine Lösung gewesen.
»Du hast mir nicht geantwortet, Grace«, höhnte Diccan. Seine Worte klangen ein bisschen verwaschen. Er hat getrunken , dachte Grace überrascht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Diccan Hilliard sich jemals nicht unter Kontrolle hatte.
Nun ja, bis auf die Nacht, in der er mit ihr geschlafen hatte. Vielleicht konnte er sie nüchtern einfach nicht ertragen.
»Du hast nicht damit gerechnet, dass ich dich fragen würde, oder?«
Einen Moment lang glaubte sie, ihn möglicherweise verletzt zu haben. Statt sich abzuwenden, beugte er sich jedoch vor. Seine Augen funkelten. »Hat es dir Spaß gemacht zuzusehen, Grace? Hat dich das, was du beobachtet hast, befriedigt?«
Sie musste sich zusammenreißen, um sitzen zu bleiben. Ihr Magen drehte sich um. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Aber auf keinen Fall wollte sie ihm die Genugtuung verschaffen und eine Reaktion zeigen.
»Bist du es?«, fragte sie stattdessen, ohne den Blick von ihm zu wenden.
Er blinzelte. »Bin ich was?«
Sie legte den Kopf schräg. »Ein Spion.«
Diccan zog kühl die Augenbrauen hoch. »Mein liebes Kind, ich habe kaum die Energie, um Diplomat zu sein. Wie kommst du auf diese lächerliche Idee?«
»Eigentlich hat mich mein Onkel Dawes auf die Idee gebracht. Er ist derjenige, der mich zu dem Haus in der Half Moon Street fuhr.«
Einen Moment lang senkte er den Blick und lachte auf. »Zumindest hat er jetzt den Beweis, dass ich nicht schwul bin. Was genau hast du gesehen?«
Ihr Herz pochte wie verrückt. Sie konnte nicht sagen, ob es Angst war oder – zur Hölle mit ihm – Erregung. »Abgesehen vom Offensichtlichen?«
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, Schmerz in seinen Augen zu erkennen. Doch es war zu schnell vorbei, um es mit Sicherheit sagen zu können.
»Du hast ihr Wellingtons Pläne verraten«, sagte sie.
»Weil ihr Bruder die Kontaktperson der
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