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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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gegeben. Es tut mir leid. Doch jetzt bin ich hier. Aber, Grace …« Er holte ebenfalls tief Luft, und mit einem Mal hatte Grace Angst. »Die Dinge liegen nicht so, wie du denkst.« Sein Lächeln war flüchtig. »Sicherlich freut es dich zu hören, dass der Kelch noch einmal an dir vorübergegangen ist.«
    Die Worte versetzten ihr einen Stich ins Herz, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. »Was?«
    Bestimmt hatte sie ihn missverstanden. Er wollte nur geistreich sein, und die Pointe kam noch.
    Sein Blick war jedoch fest auf sie gerichtet, und der Ausdruck in seinen Augen war besorgt. »Du wirst kein Baby bekommen, Grace. Dir ist ständig übel, weil man dich vergiftet hat.«
    Später würde sie sich an diese Worte als die Kanonenkugeln erinnern, die die Wand des Forts eingerissen hatten. Doch in diesem Moment starrte sie Diccan nur verständnislos an. Sie schüttelte den Kopf, als würde das Diccans Worte verändern.
    »Wir glauben, dass es Arsen ist, Grace«, fuhr er fort und beugte sich vor, als würde das einen Unterschied machen. »Der Arzt meint, dass irgendjemand dir schon seit einiger Zeit das Gift verabreicht. Wir werden dir natürlich ein Mittel geben, das die Wirkung aufhebt. Ich hoffe, du magst Knoblauch, denn das scheint eines der Heilmittel zu sein …«
    Er redete weiter. Grace wusste es, denn sie sah, wie sein Mund sich bewegte. Aber sie hörte ihn nicht. Sie spürte seine Hände nicht mehr, obwohl sie sah, dass er sie noch immer festhielt. Sie schien nicht mehr atmen zu können.
    Gift. Jemand hatte sie vergiftet.
    Es würde kein Baby geben.
    Sie riss sich von ihm los, stand auf und wäre beinahe umgefallen. Doch als Diccan aufsprang, um ihr zu helfen, stieß sie ihn von sich. Sie drehte sich um, obwohl sie nicht wusste, warum oder was sie tun sollte, aber sie verspürte den unbändigen Wunsch, nach draußen ins Grüne zu blicken. In ihr Grün, auf das Land, von dem sie geträumt hatte, wenn Frieden und Trost unerreichbar gewesen waren. Wenn sie zu viel Angst gehabt hatte, um zu träumen.
    »Grace?«
    Zwar hörte sie seine Stimme, aber auch die schien unglaublich weit weg, schien unerreichbar zu sein. Sie rieb sich über die Brust, sicher, dass sie in Flammen stand. Ihr Innerstes füllte sich so schnell mit ätzender Säure, dass sie nicht atmen konnte. Sie konnte nicht atmen, sie konnte nicht atmen.
    O Gott, ihr Kind. Ihr Kind.
    Ihr Grün.
    »Grace, Liebling, bitte.«
    Sie machte den Mund auf, doch es kamen keine Worte über ihre Lippen. Nur ein Laut, und es war ein entsetzlicher Laut. Es war das Geräusch ihrer Schutzmauern, die in sich zusammenfielen. Sie schluchzte.
    Sie presste die Hand vor den Mund. Sie durfte nicht weinen. Wenn sie damit anfing, würde sie nie mehr aufhören. Am Ende würde sie wie eine Verrückte heulen, und es würde sie zerstören.
    Ein weiteres Schluchzen ergoss sich wie Wasser über ein Wehr. Noch eines. Es waren tiefe, gequälte Schreie, die aus ihrer Seele kamen. Es waren keine menschlichen Laute, sondern die eines Tieres, ein raues, kehliges Klagen, das in ihr anwuchs, größer, stärker wurde wie eine nicht zu stoppende Welle, zu gewaltig, um sie zurückzuhalten. Es war einfach zu viel.
    Zu viel.
    Die Welle brach sich Bahn.
    »Grace … Grace, sieh mich an.«
    Aber sie konnte nicht. Sie konnte nichts tun, außer zu weinen. Sie weinte, bis ihre Tränen sie zu ersticken drohten und bis ihr Kleid nass war. Bis sie unter dem Gewicht der Tränen zusammenbrach und auf den Boden sank, zusammengerollt, die Fäuste auf den Mund gepresst, schluchzend wie eine Verrückte. Ihr Leben strömte aus ihr heraus, bis nur noch ihre Hülle übrig blieb. Nur eine Hülle, denn alles, womit sie diese Hülle gefüllt hatte, war eine Illusion gewesen. Sie bestand nur aus verlorenen Träumen. Verbrauchten Träumen. Pflicht, Ehre, Verantwortung, die bittere Asche der Hoffnung.
    Irgendwann erstarb ihr Schluchzen. Doch die Stille, die folgte, war schlimmer. Sie war leer.
    Diccan zitterte, als hätte er Schüttelfrost. Ihm war kalt, als er auf dem Boden saß, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, seine Grace in den Armen. Sie schlief, und ihre Brust hob und senkte sich gelegentlich, wenn sie aufschluchzte. Sie wirkte wie ein Kind, das vor Schmerz erschöpft war. Ihre Hände hatte sie vor ihrem Bauch verkrampft. Ihr Gesicht war gerötet und verschwitzt, und ihr Haar fiel zerzaust über seine Hände. Er sollte aufstehen und ihr das Gesicht waschen. Er sollte sie auf das Bett legen,

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