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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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damit sie sich ausruhen konnte. Er sollte verschwinden, irgendwohin, wo er ihr nicht mehr wehtun konnte.
    Er konnte es nicht ertragen. Er war für so etwas nicht geschaffen. Niemand hatte ihn darauf vorbereitet, solch ein Unglück zu überstehen. Sein Hemd war tränenfeucht. Es waren Grace’ Tränen. Und seine. Er war erschüttert. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sie sich fühlen musste. Bis zu diesem Moment hatte er nicht gewusst, wie sich echter Schmerz anfühlte, weil er nie wegen jemandem gelitten hatte, den er liebte.
    Er liebte sie. Was für ein Dummkopf war er, dass ihm das nicht schon bei ihrer allerersten Begegnung klar gewesen war? Wie hatte ihm entgehen können, dass sich hinter der unscheinbaren Fassade der wertvollste aller Edelsteine verbarg? Was genau war ihm so wichtig gewesen, dass er nicht hatte zugeben können, wie sehr er sie begehrte, wie viel Spaß er mit ihr hatte, wie sehr er sie respektierte? Dass er nicht hatte zugeben können, dass er Himmel und Erde in Bewegung setzen würde, um sie zu beschützen? Nie wieder könnte er die Augen schließen und dabei nicht die Verzweiflung und Resignation sehen, die in Grace’ Blick gestanden hatte, als ihr Leben sich mit einem Schlag aufgelöst hatte.
    Als er ihr Leben zerstört hatte.
    Wie hatte ihm nicht auffallen können, wie stark sie war – nach allem, was sie überstanden hatte? Wie hatte ihm nicht auffallen können, wie zerbrechlich sie war – eine Frau, die sich so sicher war, nichts zu verdienen, dass sie um nichts bat? Die den härtesten Schlag hatte einstecken müssen, als sie sich irgendwann erlaubt hatte, sich mehr zu erhoffen?
    Er hatte ihr das angetan.
    »Diccan?«
    Er machte sich nicht die Mühe hochzusehen. Er hatte jeden, der versucht hatte, die Tür zu öffnen, verjagt, weil er wusste, dass sie ihm Grace wegnehmen wollten. Aber das hier war seine Pflicht. Es war seine Strafe für ein Leben, in dem er nicht viel Menschlichkeit bewiesen hatte. Er musste Grace davor bewahren, bloßgestellt zu werden, er musste ihren Fall abfangen, ihre Trauer mittragen. Er wusste, dass seine Boudicca es nicht ertragen hätte, dass ihre Freunde ihre Schwäche sahen – und Tränen waren in ihren Augen eine Schwäche.
    Er hätte gedacht, dass sie Kate hereinschicken würden, doch es war Olivia, die sich vor ihn hockte und ihre Hand sacht auf seine legte. Mit einem scharfen Atemzug blickte er schließlich auf und erkannte die Angst und das Mitgefühl in Olivias Augen. »Was habe ich ihr angetan?«, fragte er.
    Und seltsamerweise lächelte Olivia. »Denk nicht immer nur an dich. Du bist nicht für alles verantwortlich. Grace hat schon Schlimmes ertragen und sich in der Welt zurechtfinden müssen, ehe du in ihr Leben getreten bist.«
    »Aber ich habe sie benutzt.«
    Olivia seufzte. »Wir alle haben das getan. Es ist so leicht. Weißt du, dass sie sich nicht einmal die Zeit genommen hat, um ihren Vater zu trauern? Sie war zu beschäftigt damit, sich um alle anderen zu kümmern.«
    Sein Lachen klang gequält, als er Grace eine feuchte Strähne aus der Stirn strich. »Das glaube ich. Mein armes Mädchen.« Er hatte das Gefühl, nicht aufhören zu können, ihr über die Wange zu streicheln, als wollte er sie beruhigen, trösten, obwohl sie schlief. »Was sollen wir tun?«
    Olivia erhob sich. »Wir müssen sie ins Bett bringen. Du musst herausfinden, wer derjenige ist, der ihr Böses will.«
    Er blickte auf, und Seelenschmerz schnürte ihm die Kehle zu. »Außer mir?«
    Olivia runzelte die Stirn. »Jetzt wirst du rührselig. Komm, Diccan, wir brauchen deinen Verstand. Der Rest der Rakes ist unten und versucht, aus alldem schlau zu werden. Dein Diener Benny ist verschwunden, und Jack hat eine halb volle Flasche mit Arsen in Bennys Zimmer gefunden.«
    Er schüttelte den Kopf und war sich sicher, dass das alles bald einen Sinn ergeben würde. »Nein. Mein Platz ist hier. Ihr wird es noch viel schlechter gehen, oder?«
    »Ich glaube, ja. Doch ich glaube nicht, dass sie möchte, dass du sie so siehst. Gib uns die Chance, uns ausnahmsweise mal um sie zu kümmern. Du kannst deine Energie einsetzen, um zu tun, was du gut kannst: Pläne schmieden, Intrigen spinnen, Recherchen durchführen. Bis wir der Sache nicht auf den Grund gegangen sind, ist Grace in Gefahr. Ihr alle seid es.«
    Noch immer strich er mit den Fingern über Grace’ bleiche Wangen. Sie war endlich entspannt und schlief, und er wollte sie nicht stören. Nein, um ehrlich zu sein, wollte er sie

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