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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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nicht verlassen. Er musste ihr helfen, sich zu erholen. Er musste ihr sagen, dass er sie liebte. Und vor allem musste er sie um Vergebung bitten für jedes schroffe Wort, das sie sich hatte anhören müssen. Er musste ihr erklären, dass er keines davon ernst gemeint hatte.
    »Ist das nicht komisch?«, fragte er und strich mit der Hand wieder über ihre zerzausten Locken, die ihr über die Schultern fielen. »Ihr Haar sieht röter aus. Liegt das am Arsen?«
    Olivia legte ihre Hand auf seinen Arm. »Wir werden später fragen. Komm jetzt. Wir haben einiges zu tun.«
    Schließlich trug er Grace zu ihrem Bett, wo die Frauen wie eine Schar besorgter Kindermädchen warteten. Ehe er ging, beugte er sich über Grace und küsste sie. Er wünschte sich, er wüsste, was zu tun war. Wie er helfen konnte. Wie er ihr beweisen konnte, dass sie nicht alles verloren hatte.
    »Helft ihr, gesund zu werden«, sagte er. »Ich komme wieder. Im Moment muss ich mich mit ihren Angestellten auf Longbridge in Verbindung setzen.« Er warf seiner schlafenden Ehefrau ein Lächeln zu, küsste sie noch einmal und murmelte: »Wir wollen mal sehen, was diese Leute hier von deinem Sikh-Krieger halten.«
    Diccan kehrte tatsächlich zurück. Und Grace war krank. Todkrank. So krank, dass Diccan am nächsten Morgen um ihr Leben fürchtete. Er blieb an ihrer Seite – sogar als man ihr ein Abführ- und ein Brechmittel gab, als man sie zur Ader ließ, als sie vor Schmerzen laut schrie. Sogar als sie mitten in der Nacht Krampfanfälle bekam.
    Er hielt sie in den Armen, als die Krämpfe begannen. Sie wachte auch nicht auf, als sie alle Flüssigkeit, die sie ihr verabreichen wollten, wieder ausspie. Und dann, in den frühen Morgenstunden, versteifte ihr Körper sich, bäumte sich auf und erzitterte in seinen Armen.
    »Halten Sie sie fest«, forderte der Arzt ihn auf, der ebenfalls bei ihr geblieben war. »Vorsichtig.«
    Voller Angst hielt Diccan ihre wild zuckenden Arme und Beine fest, als könnte er sie so zusammenhalten. Als könnte er sie vor ihrem eigenen Körper beschützen.
    »Sie stirbt!«, schrie er. »Tun Sie etwas!«
    Der Arzt, der ganz ruhig wirkte, hörte ihr hämmerndes Herz ab und schüttelte den Kopf. »Ich hatte gehofft, dass das nicht geschehen würde.«
    Diccan hielt sie fest, obwohl sie noch immer um sich schlug. »Was sollen wir tun?«
    Der Arzt richtete sich auf, und sein Blick verfinsterte sich. »Halten Sie sie fest«, sagte er und klang nicht mehr so zuversichtlich. »Das ist alles, was wir tun können, bis das Gift ausgeschieden ist.«
    »Es sieht nicht so aus, als würde das so leicht gehen«, sagte Kate, die im Zimmer in einer Ecke saß.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich weiß. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich noch nie jemanden erlebt, der so schnell abgebaut hat. Ich glaube, ihr ging es viel schlechter, als wir alle geahnt haben.«
    Diccan hatte das Gefühl, an einem breiten, dunklen Abgrund entlangzustolpern, auch wenn der Krampfanfall allmählich schwächer wurde. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Der Arzt erwiderte seinen verzweifelten Blick und sah dann wieder zu Grace, die nach dem Krampf erschöpft und reglos in Diccans Armen lag. »Ich will damit sagen, dass sie die stärkste Frau sein muss, die ich je kennengelernt habe, wenn sie die Symptome so lange unterdrückt hat. Aber selbst starke Frauen haben ihre Grenzen. Wenn sie aufgegeben hat, wird sie es nicht überleben.«
    Kate schnaubte. »Seien Sie nicht albern. Grace war noch nie feige.«
    Doch Diccan wusste, dass es hier nicht um Mut ging. Es ging um Verzweiflung, Resignation.
    »Sie wird nicht sterben«, sagte er schlicht. In seiner Stimme klang seine eigene Verzweiflung mit. »Das werde ich nicht zulassen.«
    Und das tat er auch nicht. Er kämpfte zusammen mit ihr. Er kämpfte für sie – die ganze Nacht und den gesamten nächsten Tag hindurch. Er schlief neben ihr im Bett, weil er Angst hatte, dass er sie verlieren würde, wenn er sie auch nur einen Moment losließ. Er half dabei, sie umzuziehen, als sie Nachthemden und Laken durchgeschwitzt hatte. Er wusch sie, als sie es brauchte. Und im Laufe dieser furchtbaren Stunden fühlte er, wie sie ihn immer weiter in ihren zarten Bann zog. Es war nicht die Art von Bann, die eine Frau ausstrahlte, um einen Mann zu verführen. Es war die Art von Bann einer mutigen Frau.
    Er wollte da sein, wenn sie erwachte. Wenn sie die Augen aufschlagen, lächeln und sagen würde: »Oh, das war nicht schön. Aber jetzt geht es mir viel

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