Lustvolles Erwachen
Eurer Exzellenz zu besprechen?«, wollte sein Vater wissen. Wie immer war sein Blick finster. Es kam Diccan so vor, als würde er seinen Vater ohne dieses immerwährende Stirnrunzeln vermutlich gar nicht erkennen. »Siehst du nicht, dass wir eine Besprechung haben?«
»Das ist wahrscheinlich, da du so weit weg von zu Hause bist«, entgegnete Diccan locker. »Wie geht es meiner Mutter?«
Der Blick seines Vaters wurde noch finsterer. »Wer sind diese Leute, die dich begleiten?«
Diccan drehte sich um, als wäre er überrascht, dass der Trupp von Soldaten immer noch bei ihm war. »Moralische Unterstützung«, antwortete er. »Sie haben angeboten, draußen auf das Ergebnis unserer Unterredung zu warten.«
»Das ist wahr«, sagte Harry Lidge und brachte die kleine Gruppe in den Flur. »Wir werden so lange im Salon warten.«
»Warum?«, wollte Diccans Vater wissen. »Stehst du unter Arrest? Was hast du getan?«
»Nichts, was einen Arrest nötig machen würde, Sir, das kann ich versichern.« Er warf seinem Cousin, der viel verständnisvoller als sein Vater war, ein Lächeln zu. »Zumindest dieses Mal.«
Cousin Charles ließ sich in seinem Sessel zurücksinken. »Nichtsdestoweniger, Diccan, dein Besuch kommt unerwartet. Möchtest du es vielleicht erklären?«
Diccan nahm auf einem Sessel vor dem Schreibtisch des Erzbischofs Platz. »Es scheint so, als müsste ich dich um einen ganz besonderen Gefallen bitten, Cousin«, begann er und tat sein Bestes, seinen missbilligend dreinblickenden Vater zu ignorieren. »Ich brauche eine Sondergenehmigung. Schnell, fürchte ich.«
»Grundgütiger!«, stieß sein Vater hervor – aufbrausend wie eine erzürnte Hausmutter. »Was hast du angestellt?«
Diccan zog seine Schnupftabakdose hervor und nahm sich eine Prise. »Ich glaube, ich bin in einen Versuch verwickelt, die Verhandlungen in Wien zu stören. Ich sollte wichtige Informationen zurückbringen. Als ich auf einem Paketboot Richtung Dover war, bin ich anscheinend unter Drogen gesetzt und überwältigt worden. Ich werde euch die schmutzigen Details ersparen. Nur so viel: Ich erwachte im Bett einer ehrenhaften jungen Dame. Und nun wird der Ruf nach einer schnellen Eheschließung laut.«
»Ich nehme an, dass du deshalb in Begleitung des Militärs bist?«, sagte Cousin Charles mit erfreulicher Gelassenheit.
Diccan warf ihm ein schiefes Lächeln zu. »Mein Ruf ist mir vorausgeeilt.«
»Beschönige die Sache nicht, du undankbarer Mensch«, wütete sein Vater, wie nicht anders zu erwarten gewesen war. »Das ist nur noch eine weitere Möglichkeit, um Schande über deine Familie zu bringen. Tja, ich werde das nicht hinnehmen. Bezahle das junge Ding und vergiss die Sache.«
»Evelyn«, rügte Cousin Charles ihn ruhig.
»Ich lasse nicht zu, dass diese Schmach irgendwann Inhalt eines jämmerlichen Kinderliedes wird«, widersprach Diccans Vater und zeigte voller Verachtung auf seinen Sohn. »Und ich werde nicht hinnehmen, ein Flittchen als Schwiegertochter zu haben. Er ist ein Hilliard, mein Gott. Das sollte er nicht vergessen.«
»Er sitzt zufällig vor dir«, erinnerte Diccan seinen Vater in gespielt sanftem Tonfall. Plötzlich nahm er es seinem Vater übel, dass er beinahe dieselben Worte benutzt hatte wie er selbst zuvor, um eine unschuldige Frau zu verurteilen. »Und die Dame, die ich heiraten werde, ist Miss Grace Fairchild.« Seine Stimme klang eiskalt. »Vielleicht sagt dir der Name etwas.«
Abrupt erstarb Cousin Charles’ Lächeln. »Ob er mir etwas sagt? Ich glaube, ich bin mit ihr verwandt.«
»Das sind wir alle«, informierte Diccan ihn mit einem gleichgültigen Schulterzucken. »Also, ja, Vater, sie wird deine Schwiegertochter. Und wenn ich du wäre, würde ich vor Dankbarkeit vor dem Allmächtigen niederknien.«
»Sie ist ein Krüppel«, höhnte sein Vater.
Und du bist ein Mistkerl, dachte Diccan lieblos. »Ich fürchte, ich kann nicht dulden, dass du so über meine zukünftige Ehefrau sprichst.«
»Ich spreche über sie, wie es mir gefällt. Deine Mutter und ich haben zehn Jahre lang versucht, dich dazu zu bringen, deine Pflicht zu erfüllen. Und das ist deine Antwort darauf?«
Wieder zuckte Diccan mit den Schultern – er wusste, wie sehr seinen Vater das ärgerte. »Zumindest tue ich meine Pflicht. Ihr habt gewonnen. Können wir jetzt weitermachen? Mein militärischer Begleitschutz da draußen nennt sich selbst Grace’ Grenadiere. Sie werden erst Ruhe geben, wenn Grace verheiratet ist. Und, Vater, ehe du
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