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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Selbsthilfegruppe zu. Aber jede unfruchtbare Frau
kann eine Psychose bekommen, ob sie nun zur Mittelschicht gehört oder nicht.«
    »Ich glaube immer noch nicht, dass es eine Frau war.«
    »Sicher nicht«, sagt Howie. »Aber es ist eine Gruppe für Paare.
Viele Männer.«
    Luther erkennt an ihrem Lächeln, dass noch mehr kommt.
    Sie reicht ihm den Ausdruck einer Seite aus Tom Lamberts Kalender.
    Er überfliegt ihn. »Was soll ich hier sehen?«
    Sie nimmt ihm das Blatt aus der Hand, deutet auf einen
hervorgehobenen Termin. »Sie haben die Gruppe zum letzten Mal vor drei Monaten
besucht.«
    Luther grinst, er versteht.
    »Sie ist weiter zu den Gruppentreffen gegangen«, sagt Howie. »Selbst
als ihre Schwangerschaft sichtbar war. Stellen Sie sich das vor. All diese
verzweifelten Paare …«
    »Und hier kommen Tom und Sarah Lambert«, ergänzt Luther.
»Bildhübsch. Wohlhabend. Verliebt. Überglücklich. Gute Arbeit. Holen Sie Ihren
Mantel.«
    Strahlend verlässt Howie das Büro.
    Luther greift nach seinem Mantel. Hält plötzlich inne, während er
ihn anzieht.
    Benny sieht ihn an.
    »Machtgier«, sagt Luther. »Geldgier. Eifersucht. Was wir einander
alles antun. Am Ende geht es immer um Sex. Aber bei Sex geht es um Babys. Schau
dir ein Baby an, es ist das Reinste, was es gibt auf der Welt. Das Beste.
Vollkommen unschuldig. Wie passt das also zusammen? Diese ganze Bösartigkeit,
mit dem Ziel, Unschuld zu zeugen. Kommt dir das nicht falsch vor?«
    Benny sieht ihn lange an. Dann sagt er: »Wenn es dir nichts
ausmacht, werde ich versuchen zu vergessen, was du eben gesagt hast.«
    »Gut«, sagt Luther. »Gut.«
    Er knöpft seinen Mantel zu und geht hinaus, um sich mit Howie zu
treffen.
    Die Clocktower Unfruchtbarkeits- und IVF-Selbsthilfegruppe
trifft sich in einer kleinen Privatklinik im Norden Londons.
    Die Gruppe wird von einer Ärztin namens Sandy Pope betreut. Auf
Luther wirkt sie ein wenig zu abweisend und streng, um solch eine Gruppe zu
leiten. Aber was weiß er schon?
    Luther und Howie sitzen in ihrem Sprechzimmer; es riecht leicht nach
Kampfer.
    »Die Gruppe ist so konzipiert, dass man einfach vorbeikommen kann«,
erklärt sie. »Es gibt also keine Datenbank, keine Telefonliste. Manche Leute
kommen jahrelang. Manche kommen einmal und merken, dass das nichts für sie ist.
Die meisten liegen irgendwo dazwischen.«
    »Aber im Durchschnitt?«
    Sie zögert mit ihrer Antwort. Luther kennt diesen Typ Frau:
gebildet, Mittelschicht, leicht linksliberal. Eine gutherzige Dame aus
behütetem Hause. Interessiert sich nicht für die Polizei, nicht zuletzt, weil
sie sie nie gebraucht hat.
    »Einen Durchschnitt gibt es nicht«, sagt sie. »Aber oft bleiben die
Leute ein oder zwei Jahre dabei. Was nicht heißt, dass sie jede Woche kommen.
Drei oder vier Monate lang kommen sie jede Woche. Dann zweimal im Monat, dann
einmal im Monat. Dann gar nicht mehr.«
    »Und es gibt keine Anwesenheitsliste?«
    »Die Leute müssen nicht einmal ihren richtigen Namen nennen.«
    Howie übernimmt. »Wie ist Sarah Lamberts Schwangerschaft bei der
Gruppe angekommen?«
    »Ich verstehe nicht recht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Wir versuchen herauszufinden, warum die Lamberts weiterhin zu den
Treffen gegangen sind, selbst nachdem Sarah schwanger wurde. Das scheint
ungewöhnlich.«
    »Das ist es nicht. Es kann schwierig sein – ein Paar kommt dahin,
sich mit seiner Unfruchtbarkeit abzufinden, dann steht es plötzlich vor dieser
ganz neuen Herausforderung. Es wendet sich an eine Selbsthilfegruppe.«
    »Und wie ist Sarah mit ihrer Schwangerschaft klargekommen?«
    »Im ersten Drittel litt sie unter starker Anspannung. Sie hatte
Albträume.«
    »Albträume welcher Art?«
    »Dass dem Baby etwas zustößt.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Das hat sie nicht näher beschrieben. Es ist übrigens nicht
ungewöhnlich.«
    »Sie war also nicht glücklich?«
    »Sie war nicht enthusiastisch. Das ist nicht das Gleiche wie
unglücklich. Sie hat ihr Glücksgefühl unterdrückt. Aus Angst, das Kind zu
verlieren.«
    »Und Mr Lambert?«
    »Er war verständnisvoll. Wahrscheinlich verständnisvoller als die
meisten Männer.«
    »Und wie sind die meisten Männer?«
    Sie wirft Howie einen bedeutungsvollen Blick zu und sagt: »Es kann
sein, dass Männer, die sich einmal als unfruchtbar definiert haben, bei einer
Schwangerschaft auf Distanz gehen. Es ist eine Art Schutzmechanismus. Hinzu
kommt das Bedürfnis, für ihre Frau stark zu sein. Nur für den Fall, dass

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