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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Sie«, sagt Howie. »Ich bin nicht sicher, ob das wahr ist.«
    »Hat er Ihnen das erzählt? Wenn ja, dann ist er ein verdammter
Lügner.«
    »Was ist mit seiner Frau?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Haben Sie sie jemals gesehen?«
    »Nein.«
    »Das ist auch nicht wahr, oder?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wir würden Ihnen ja die Fotos vom Tatort zeigen«, sagt Luther, es
sind seine ersten Worte seit Beginn der Vernehmung, »aber wir wollen Sie damit
nicht antörnen.«
    Malcolms Blick huscht von Luther zu Howie. »Was für Fotos, und
welcher Tatort?«
    »Also, was war los?«, fragt Luther. »Hatten Sie genug von ihm?
Glaubt er den ganzen Müll nicht, den Sie ihm in Ihren Sitzungen erzählen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Was ist mit dem Baby?«, fragt Luther. »Was macht ein Mann wie Sie
mit einem Baby?«
    »Ehrlich«, sagt Malcolm nun viel schneller, »was hat er erzählt?
Denn er ist ein verlogenes Arschloch.«
    »Wo ist das Baby, Malcolm?«
    »Welches Baby?«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, wie es Ihnen im Gefängnis
ergehen wird?«, fragt Luther. »Ein Freak zu sein ist eine Sache. Kindern
wehzutun eine andere. In Wandsworth sind sie ganz schön sentimental. Sie werden
mit Ihnen dasselbe machen, was Sie mit Mr Lambert gemacht haben.«
    »Moment. Was habe ich gemacht? Worum geht es hier?«
    »Wo ist das Baby?«
    »Welches Baby?«
    »Wo ist es?«
    »Das mit dem Baby ist eine Lüge von ihm. Es war kein Baby.«
    Ein Augenblick verstreicht.
    »Was war kein Baby?«
    »Er darf Ihnen so was gar nicht erzählen, verdammt noch mal. Er darf
nicht. Er ist ein beschissener Heuchler.«
    Luther bewegt sich nicht. Howie ebenso wenig.
    Nach einer Ewigkeit fragt Luther: »Malcolm, was war kein Baby?«
    »Ein Baby würde ich nie anfassen. Wenn er das gesagt hat, dann ist
er ein verdammter Lügner. Ich steh auf Mädchen. Frauen.«
    Vor dem Vernehmungsraum verzieht Howie angewidert das
Gesicht, schüttelt ihre Hände, als hätte sie etwas Verseuchtes angefasst.
    Luther klopft ihr auf den Rücken, sagt ihr, sie habe das gut
gemacht.
    Dann wendet er sich an Detective Sergeant Mary Lally: dreißig,
lockiges Haar mit kurzem, praktischem Schnitt.
    Lally ist eine methodische und einfühlsame Kriminalbeamtin,
einfallsreich bei Verhören. Aber sie verfügt auch über einen außergewöhnlichen,
verächtlichen Blick. Manchmal setzt Luther sie als Geheimwaffe ein, lässt sie
einfach dasitzen und Verdächtige mit diesem beispiellos verurteilenden Blick
durchbohren.
    Sie wird »Scary« Mary genannt.
    Sie schaut vom Computer auf, nimmt ihr Headset ab. Sieht Luther so
an, als wüsste sie, was kommt.
    Luther fragt: »Was halten Sie davon, ein bisschen raus an die
frische Luft zu gehen?«
    »Scary« Mary Lally trifft den Van der Polizeihundestaffel
vor dem besetzten Haus im Hill Park Crescent an. Sie begrüßt Jan Kulozik, einen
uniformierten Diensthundeführer.
    Ein stattlicher Deutscher Schäferhund wartet an der Leine. Kulozik
ermutigt Lally, sich hinzuknien und den Hund zu begrüßen.
    Dann wirft Lally alle Beamten aus dem besetzten Haus hinaus und
lässt sie zusammengekauert und nörgelnd im Nieselregen stehen.
    Sie folgt Kulozik und dem Hund nach drinnen, wobei Kulozik ihm leise
mit ermunternden Worten zuredet. Die offensichtliche Freude des Tiers lässt
Lally unwillkürlich lächeln.
    In der hintersten, dunkelsten Ecke der hintersten, dunkelsten
Wohnung wird der Hund unruhig. Er scharrt und kratzt über den Boden unter
Malcolm Perrys grauer Matratze.
    Kulozik zieht den Hund zurück und flüstert ihm Lob zu, tätschelt
ihn, während Lally die dünne Matratze zur Seite tritt.
    Ihr Fuß findet ein loses Dielenbrett. Und dann noch eins. Lallys
Gesicht verfinstert sich, dann kniet sie sich hin, schiebt die losen Bretter
weg und legt einen kleinen Hohlraum frei.
    In dem Hohlraum ist ein schwarzer Müllsack.
    Sie holt den Müllsack heraus.
    In dem Müllsack ist eine graue Wolldecke.
    In die graue Wolldecke eingewickelt ist der Kopf einer Frau.

7
    Henry ist überrascht, wie gut das Baby auf dem
Nachhauseweg geschlafen hat.
    Sie liegt auf der Rückbank des Autos, eingewickelt in die weiche
Decke mit Satinettesaum. Die Straßenlaternen leuchten im Takt über ihr auf,
während Henrys Sohn Patrick knapp unter dem Geschwindigkeitslimit fährt.
    Hin und wieder betrachtet Henry sie über die Schulter hinweg, und es
überkommt ihn eine warme Woge der Erfüllung. Ein müdes, glückliches Grinsen
breitet sich auf seinen Lippen aus.
    Patrick hält

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