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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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geht zum Fenster. Starrt hinaus aufs abendliche London –
unwirkliche Stadt. Er dreht sich zu ihnen um, lehnt sich ans Fensterbrett. »Als
Sie hier hereinkamen«, sagt er, »wussten Sie, dass wir die Story niemals kippen
würden. Sie mussten darum bitten, aber Sie wussten es. Also was wollen Sie
wirklich?«
    Luther will nicht antworten, deshalb sagt Howie: »Wir wollen, dass
Sie uns helfen, ihn zu erwischen.«
    Die Praktikantin kommt mit Kaffee herein. Sie stellt ihn beinahe
ehrfürchtig auf den Konferenztisch und schlüpft wieder hinaus. Als sie weg ist,
ist ein Teil der Anspannung aus dem Raum gewichen.
    Nachdem er die herausgeberischen Grundsätze erfolgreich verteidigt
hat, erklärt Hillman sich mit dem verdeckten Einsatz eines polizeilichen
Ermittlungs- und Beobachtungstrupps widerspruchslos einverstanden. Die Beamten
werden in zivil erscheinen und alle Anrufe beim Sender überwachen und
zurückverfolgen. (Sie werden auch die Umgebung überwachen, für den Fall, dass
Pete Black persönlich auftaucht. Aber Luther hält es nicht für nötig, dieses
Detail zu erwähnen.)
    Die Besprechung endet recht herzlich. Luther und Howie knöpfen ihre
Mäntel zu. Dann bleibt Luther in der Tür stehen. »Eine Sache noch«, sagt er.
    »Fragen Sie ruhig«, sagt Hillman.
    Doch Luther wendet sich an Maggie. »Es gibt jede Menge Journalisten
auf der Welt«, sagt er. »Wieso hat er sich an Sie gewandt?«
    »Ich nehme Ihnen das nicht übel«, sagt sie. »Offensichtlich hört er
die Sendung. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, stellen die Leute sich vor,
eine Beziehung zu einem zu haben. Also, na ja. Er vertraut mir.«
    »Aber er wusste ziemlich genau Bescheid.« Luther schaut in seine
Notizen und zitiert: »Diese Sache, über die Sie berichtet haben. Adrian York.«
    »Ach«, grinst sie. »1995. Mein annus mirabilis. Die einzige
Reportage, die ich je für Newsnight geschrieben habe. Herzensangelegenheit.
Wurde nommed.«
    »Nommed?«
    »Nominiert. Der Margaret-Wakely-Preis für einen Beitrag zur
Wahrnehmung weiblicher Interessen im Fernsehjournalismus.«
    »Haben Sie ihn gewonnen?«
    Das Grinsen wird breiter. »Ich spiele immer die zweite Geige.«
    »Tut mir leid«, sagt Luther. »Ich möchte nicht unhöflich sein. Aber
der Name, Adrian York. Er sagt mir nichts.«
    »Genau darum ging es im Prinzip«, erklärt sie. »Es war wirklich ein
ungeheuerlicher Fall. Macht mich immer noch wütend, wenn ich daran denke.«
    Luther und Howie nehmen ihre Plätze wieder ein und lassen Maggie auf
ihre Art erzählen.
    »Kurz gesagt«, beginnt sie, »eine anständige Frau aus der
Arbeiterklasse heiratet den Falschen. Chrissie York. Sie bekommt ein Kind,
Adrian. Die Ehe scheitert. Der Mann hat einen australischen Pass. Chrissie
fängt an, sich Sorgen zu machen, dass er das Kind entführen, es mit nach Hause
nehmen würde.«
    »Das kommt vor«, sagt Luther.
    »Und ob das vorkommt. In der Zwischenzeit erhebt der Sohn gewisse
Anschuldigungen gegen seinen Vater. Drogenkonsum, Prostituierte und so weiter.
Die Mutter meldet die Anschuldigungen. Irgendein vom Gericht beauftragter
Psychologe entscheidet, dass sie Adrian zur Lüge angestiftet hat, um den Vater
zu diskreditieren. Dadurch fügt sie ihm sogenannten ›emotionalen Schaden‹ zu,
was der nichtssagendste Sammelbegriff ist, den man sich nur vorstellen kann.
Und als Adrian dann tatsächlich verschwindet, reagiert die Polizei
langsam, da sie annimmt, dass die Mutter spinnt und der Vater es zum Besten des
Kindes getan hat. Deswegen ist der Vater der Hauptverdächtige und auch einzige
Verdächtige, wenn ›Verdächtiger‹ das richtige Wort ist.
    Schließlich machen sie den Vater etwa achtzehn Monate später in
irgendeinem Rattenloch in Sydney ausfindig. Er streitet kategorisch ab, seinen
Sohn gekidnappt zu haben, will nichts mit ihm zu tun haben. Streitet sogar ab,
dass der Junge von ihm ist. Aber zu dem Zeitpunkt liegt der Fall schon auf Eis
und die Geschichte ist nicht mehr aktuell. Wurde nie von den Medien
aufgegriffen. Oder von der Polizei. Nichts für ungut.«
    »Kein Problem. Ist bekannt, wo der Vater jetzt ist?«
    »Keinen Schimmer.«
    »Aber er war definitiv nicht Pete Black?«
    »Er war Australier. Pete Black klingt für mich eindeutig nach
London.«
    »Für mich auch. Was geschah mit der Mutter?«
    »Als ich zuletzt von ihr gehört habe, war sie im Krankenhaus.
Überdosis. Aber das ist lange her.«
    Luther schüttelt den Kopf.
    Lautlos formt Howie die Worte: O Mann.
    »Chrissie York hat ihren

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