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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Sohn nie wiedergesehen«, sagt Maggie Reilly
mit mehr als nur einem Anflug des alten Ärgers; hier spricht der ungezähmte
Geist der Nachrichtenjournalistin, die sie einmal war – gerne immer noch wäre.
»Sie hatte nie irgendeine Ahnung, was mit ihm geschehen ist. Obwohl, Ahnungen
hatte sie natürlich jede Menge. Aber keine Beweise. Und niemanden schien das zu
kümmern. Es war eine scheußliche kleine Story. Alles, was es zu zeigen gab, war
diese Frau, die ihr Bestes getan hatte, die von allen im Stich gelassen worden
war – weil sie den Falschen geheiratet hatte, weil sie der Arbeiterklasse
angehörte, weil sie wie eine Hysterikerin klang. Und weil es noch andere,
attraktivere Storys gab. Simplere Storys.«
    »Und darüber war Ihr Beitrag? Der Beitrag, den Pete Black erwähnte?«
    »Ja. Es war der beste Beitrag, den ich je verfasst habe.«
    »Kann ich ihn sehen?«
    Sie zeigt ihm ein kühles Grinsen. »Er ist auf meiner Website.
Klicken Sie auf ›Archiv‹.«
    Er nickt. Dann fragt er: »Hat Sie jemals jemand deswegen angerufen?
Ungewöhnliches Interesse gezeigt? Briefe geschrieben? Sonst irgendwas?«
    »Nie. Vergessen Sie nicht, die Entführung ist lange her, niemand
erinnert sich daran.«
    »Außer Pete Black aus Woking.«
    »Anscheinend.«
    »Und er hat Sie noch nie zuvor kontaktiert?«
    Maggie bekommt ihren gebührenden Anteil an komischen Telefonanrufen.
Eine kurze Google-Suche, und da ist sie: ihr lächelndes Grübchen-Gesicht, mit
Photoshop aufgesetzt auf irgendeinen jüngeren, vollbusigeren und definitiv
nackteren Frauenkörper.
    »Ich hatte so meine Probleme«, sagt sie. »Einstweilige Verfügungen
und all so was. Das gehört eben dazu.«
    »Haben Sie eine Namensliste?«
    »Nein, aber meine Agentur hat eine.«
    »Und die würde sie weiterleiten?«
    »Ganz sicher.«
    Sie gibt ihnen die Kontaktdaten ihrer Agentur. Howie schreibt sie
auf.
    Dann sagt Maggie: »Eigentlich gab es doch jemanden, der immer wieder
Interesse gezeigt hat.«
    »Wer?«
    »Eine Polizistin aus Bristol. Pat Maxwell. Ein paar Monate vor Adrian
York hatte es eine versuchte Entführung gegeben. Nur wenige Kilometer entfernt.
Ein kleiner Junge namens Thomas Kintry.«
    »Sie sah da einen Zusammenhang?«
    »Sie schien ziemlich sicher zu sein. Sonst offenbar niemand.«
    »Wann haben Sie zum letzten Mal mit Pat Maxwell gesprochen?«
    »Meine Güte, das ist Jahre her. Sie müsste jetzt in Rente sein,
vermute ich. Falls sie überhaupt noch lebt.«
    Luther und Howie gehen schweigend durchs Büro zurück zum
Aufzug. Die Tür geht auf. Sie treten hinein.
    Howie drückt den Knopf fürs Erdgeschoss.
    Die Tür schließt sich.
    Sie fragt: »Also, was meinen Sie?«
    »Wozu?«
    »Pete Black?«
    »Entweder ist er ein Stalker«, sagt Luther, »irgendein Freak, der
tatsächlich seit über fünfzehn Jahren ein Fan dieser Frau ist. In dem Fall
würde man irgendeinen früheren Kontaktversuch erwarten.«
    »Oder?«
    »Oder er ist der Mann, der Adrian York gekidnappt und getötet hat.
Und vielleicht versucht hat, diesen anderen kleinen Jungen zu entführen.«
    »Kintry. Also warum dieser Anruf?«
    »Vielleicht, weil Maggie die Einzige war, die je verfolgt hat, was
er getan hat. Aber ich weiß nicht. Es fühlt sich nicht richtig an. Fühlt es
sich für Sie richtig an?«
    »Nein.«
    »Gut, denn es ist nicht richtig, oder? Es ist nicht richtig.«
    »Glauben Sie, dass er das Baby ernsthaft zurückgeben will?«
    »Ich weiß nicht. Ich verstehe ihn nicht. Ich sehe ihn nicht vor
mir.«
    Die Tür geht auf. Sie treten aus dem Aufzug, durchqueren die helle
Lobby, schieben sich durch die Nachrichtenteams und gehen weiter in den
regnerischen Abend.
    Dann bleibt Luther stehen.
    Pendler, Einkaufsbummler und Touristen fließen an ihm vorbei wie
Wasser, das an einem Felsbrocken vorbeirauscht.
    »Adrian York«, sagt er. »Das ist eine Entführung, die niemand je als
Entführung erkannt hat. Richtig?«
    Howie nickt, weiß, dass sie ihn nicht unterbrechen soll.
    »Also. Einführung in die Opferwissenschaft: Was, wenn er sich Adrian
York deswegen ausgesucht hat? Die andere Entführung, der Kintry-Junge, wenn sie wirklich
zusammenhängen … sie klingt wie ein ungeplanter Blitzzugriff, der
schiefgegangen ist.«
    »Ein Probedurchlauf«, sagt Howie.
    »Genau. Also, sagen wir, er hat daraus gelernt. Seine Methoden
verfeinert. Er versucht es mit roher Gewalt am helllichten Tag. Das klappt
nicht. Vielleicht war er näher dran, geschnappt zu werden, als wir denken. Also
beschließt er, es

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