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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Garten fest und gab Patrick
eine Kette, um ihn damit zu schlagen.
    Während Patrick auf den Hund eindrosch, schnappte und knurrte dieser
zunächst, fletschte die zusammengebissenen Zähne, schnappte und sprang auf ihn
zu. Aber gegen Ende, nachdem er alles vollgeschissen und vollgepisst und
Patrick mit seinem Kot und seinem Blut beschmiert hatte, robbte er mithilfe der
Vorderpfoten zu ihm. Seine Ohren waren angelegt. Er winselte und versuchte mit
dem Schwanz zu wedeln.
    »Siehst du?«, sagte Henry. »Jetzt liebt er dich.«
    Henry hat Jahre damit verbracht, Liebe in Patrick hineinzuprügeln.
Aber das hier sind keine Prügel aus Liebe. Es sind einfach nur Prügel. Patrick
kennt den Unterschied.
    Als es vorbei ist, stellt Henry sich über ihn. Sein Haar ist
durcheinander. Sein Gesicht ist bleich vor Hass. Zwei blasse Rotzströme laufen
von seinen Nasenlöchern in seinen Mund.
    »Und was zum Teufel machen wir jetzt?«, schreit er. »Was zum Teufel
soll ich machen? Alle werden denken, ich bin ein beschissener Kinderfummler.«
    Er tritt Patrick. Dann zieht er sich in die Küche zurück, den Kopf
in den Händen.
    Patrick rollt sich auf dem Boden zu einer Kugel zusammen. Er liegt
da und bewegt sich nicht.

9
    Maggie Reilly ist einundfünfzig und äußerst gepflegt –
selbst im Studio, wo nur ihr Produzent und der Techniker sie sehen können.
Grauer Hosenanzug, kirschrote Hemdbluse, Lack-High-Heels.
    Maggie ist auf einem kurvenreichen und nun vergessenen Weg hierher
gelangt: Bristol
Evening Post mit achtzehn, direkt nach dem Abitur. Mit
fünfundzwanzig wechselte sie zum Fernsehen, arbeitete als Reporterin bei Westward! ,
einer Vorabendsendung zum Tagesgeschehen. Zwei Jahre später begann sie bei den
Fernsehnachrichten in London.
    Sie wurde für ein paar Preise nominiert, unter anderem für den
Hintern des Jahres. Man ernannte sie zur Korrespondentin in einem recht
medienwirksamen Scheidungsfall. Es gab ein paar wenig schmeichelhafte Fotos in
den Zeitungen, das bekannteste zeigte Maggie, die im Schlabberlook und
verkatert das »Liebesnest« verlässt; ein unglückliches Zusammenspiel von Licht
und Schatten addierte zwanzig Jahre und mehrere Kinnfalten hinzu. Daraufhin
verschwand sie für ein oder zwei Jahre in der Versenkung und schrieb eine
Zeitungskolumne, in der sie Meinungen vertrat, die eigentlich nicht ihre waren,
oder zumindest nicht völlig.
    Und hier ist sie nun, wieder auferstanden, und erfreut sich
stabiler, aber unspektakulärer Einschaltquoten während der Sendezeit von Talk London
Drivetime , 15 bis 19 Uhr. Gestern wurde eine ältere Einwanderin
direkt in der Nähe des Camberwell Art College von einem Ziehharmonikabus
erfasst und getötet – über nichts können die Londoner sich so aufregen, wie
über einen Tod durch einen Ziehharmonikabus. Maggie hat zu dem Thema schon drei
Anrufe in Folge entgegengenommen, langsam wird es öde. Da sie mit etwas anderem
weitermachen will, drückt sie die Dump-Taste und schaltet auf Leitung vier.
    »Pete Black aus Woking«, sagt sie. »Sie sind hier bei Maggie Reilly
auf London
Talk FM .«
    »Hallo Maggie«, sagt Pete Black aus Woking. »Zum ersten Mal
angerufen, aber schon immer ein Fan.«
    »Tja«, kichert sie mit Blick auf den Monitor an der Ecke ihres
Tisches, »davon kann ein Mädchen nie genug haben.«
    »Seit ’95, um genau zu sein«, sagt Pete aus Woking. »Ich hab früher
in Bristol gewohnt.«
    »Tatsächlich, Schätzchen?«
    Er lacht über den übertriebenen Akzent. »Ich erinnere mich an diese
Sache, über die Sie berichtet haben«, sagt er. »Die Sache mit dem kleinen
Adrian York.«
    Maggie lacht ihr beinahe berühmtes Raucherlachen. »Also wenn ich
jetzt ein wenig einsam wäre, würde ich sagen, daraus könnte ich auf Ihr Alter
schließen. Also, was hat Sie heute auf die Palme gebracht, Pete?«
    »Okay. Eigentlich rufe ich an, um zu sagen, dass ich derjenige bin,
der Tom und Sarah Lambert getötet hat. Ich war das.«
    Es folgen zwei volle Sekunden Funkstille, während derer Maggie
aufschaut und Blickkontakt mit ihrem Produzenten Danny sucht. Er greift schon
nach dem Telefon, um den Senderchef anzurufen.
    Der Techniker Fuzzy Rob twittert bereits.
    Mit dem Telefon in der Hand gestikuliert Danny: Mach weiter.
    Maggie schluckt. Ihre Kehle ist trocken. Sie fragt: »Sind Sie noch
dran, Pete?«
    Luther ist gerade dabei, sich einen Instantkaffee zu
machen und Cracker aus der Packung zu essen, als Detective Sergeant »Scary«
Mary Lally zu ihm kommt.
    Sie reicht ihm eine

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