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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Aber da ist er nicht ganz sicher. Patrick war sehr jung und durfte
mit niemandem sprechen, außer mit Henry.
    Es waren lange Jahre, aber nicht unglückliche, es gab immer so viel
zu tun. Und da waren nur er und Henry – der blendende Strahl von Henrys Liebe,
der kalte Schein von Henrys Wut.
    Jetzt geht Patrick zur Haustür hinein und findet Henry im
Wohnzimmer. Patrick kann seine Niedergeschlagenheit beinahe riechen.
    Wenn Henry unglücklich ist, kann man das Wesen in seinem Inneren
sehen, das perverse Wesen, das Patrick sich als Dämon vorstellt. Es ist
verkrüppelt und bucklig, erfüllt mit Hass und Zorn.
    Patrick bleibt in der Tür stehen für den Fall, dass ihm eine weitere
Tracht Prügel droht. Er fragt: »Was ist los, Dad?«
    Henry schaut auf. Er ist kein großer Mann, und sein Haar ist dunkel
und ordentlich. Seine Augen sind ganz anders als sonst.
    Henry greift nach der Sky-Plus-Fernbedienung und spult zurück zu
einer aufgenommenen Nachrichtensendung. »Schau dir das an«, sagt er. »Schau dir
das verdammt noch mal an.«
     Im Fernsehen sieht Patrick
einen schwarzen Polizisten mit breiten Schultern. Er sitzt an einem langen
Tisch zwischen uniformierten Beamten, die vermutlich von höherem Rang sind.
    »Jetzt spricht er«, sagt Henry. »Jetzt spricht der verfluchte Arsch.
Hör dir das an.«
    Auf dem Bildschirm sagt der Polizist nun, wie sehr er mit Henry
mitfühlt.
    »Wir wissen, dass Ihre Gefühle sehr stark in Aufruhr sind, und wir
wollen Ihnen helfen. Wir wollen mit Ihnen sprechen, und wir werden keine Mühe
scheuen, das zu tun.«
    Patrick wird kalt von den Füßen bis zum Kopf.
    »Diese Wichser«, sagt Henry unter Tränen blinzelnd. »Diese
verfluchten Wichser. Schau sie dir an. Was glauben diese Arschlöcher, mit wem
sie reden?«
    Henry sieht sich die Pressekonferenz noch zweimal an, spricht Wort
für Wort mit. Patrick rührt sich nicht von seinem Platz in der Tür.
    »Sie fühlen mit mir mit?«, wettert Henry. »Sie versuchen, mich verdammt noch mal lächerlich
zu machen. Sie versuchen, mich verdammt noch mal zu blamieren. Wer sind sie
schon, hä? Wer sind diese Wichser, dass sie mit mir mitfühlen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortet Patrick.
    »Ich mach sie fertig«, sagt Henry. »Ich mach sie so verdammt fertig.
Diese verfluchten Wichser.«
    Henry geht zum Schrank und holt ein noch verpacktes Einweg-Handy
heraus. Er öffnet die Schachtel, nimmt das Handy heraus, streift die
Luftpolsterfolie ab und setzt die Batterie ein. Er steckt alle Teile der
Verpackung in eine Tesco-Metro -Einkaufstüte, um sie so in den Mülleimer
von irgendjemandem zu werfen.
    Die ganze Zeit über murmelt er vor sich hin. Ich mach euch fertig, ihr Wichser.
Ich mach euch so verdammt fertig. Mich so verdammt zu blamieren. Ich mach euch
fertig.
     Nachdem Henry das Handy und
seine Brieftasche genommen hat, steht er da, in seinem feinen grauen Mantel mit
dem schwarzen Wildlederkragen und den eckigen Church’s-Schuhen, und wartet. Er
sieht beinahe klein aus, wie ein streitlustiger Zwerghahn. Es tut Patrick weh,
ihn so zu sehen.
    Henry fordert Patrick auf, zum Hyde Park zu fahren. Dort sind wenige
Überwachungskameras.
    Henry hasst Überwachungskameras. Manchmal redet er davon,
wegzuziehen, in ein Land, wo es schwieriger ist, gesehen zu werden.
    Patrick und Henry fahren zum Hyde Park und setzen sich auf eine
Bank.
    Henry ruft beim Radiosender an und tobt.

14
    Pete Black: »Sind wir auf Sendung?«
    Maggie Reilly: »Sie sind live auf Sendung in London.«
    »Gut. Ich habe gesehen, was dieser Polizist in den Nachrichten über
mich gesagt hat. Die Pressekonferenz. Er hat Lügen über mich verbreitet. Der
Polizist. Deswegen lassen Sie mich Ihnen eins sagen. Ich will, dass er sich entschuldigt .
Richtig. Ich will, dass er um Verzeihung bittet für die Lügen, die er über mich
erzählt hat.«
    »Was für Lügen hat er erzählt? So weit ich weiß …«
    »Dass ich zu bedauern bin. Dass ich leide. Ich leide nicht. Ich habe
versucht zu helfen. Ich wollte dem kleinen Baby helfen. Und er geht ins
Fernsehen und beleidigt mich. Gut, ich habe genug. Mehr als genug. Solches Dreckspack steht mir bis
hier, solche Arschlöcher, die glauben, sie können mit mir reden, wie es ihnen
gerade einfällt. Ich will eine Entschuldigung. Eine öffentliche
Entschuldigung.«
    »Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird, Pete. Ich glaube nicht,
dass die Polizei sich bei Ihnen entschuldigt.«
    »Nun, das sollte sie aber.«
    »Und was soll das heißen?«
    »Ich

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