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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Wir lassen uns nicht
erpressen. Vor allem darf es nicht danach aussehen , als würden
wir uns erpressen lassen.«
    »Bei allem Respekt, Boss, irgendwie müssen wir reagieren. Irgendwas
müssen wir ihm geben.«
    »Und wenn wir das tun«, sagt Cornish, »geben wir allen Spinnern
grünes Licht, die nach ihm kommen. Wir können nicht zulassen, dass Psychopathen
die Medien dazu benutzen, unsere Ermittlungen zu kontrollieren.«
    »Auf lange Sicht haben Sie zweifellos recht. Auf kurze Sicht ist es
die beste Taktik, die mir einfällt. Geben Sie ein Statement heraus, dass Sie
mich suspendiert haben, bis meine Handhabung des Falls untersucht wurde. Werfen
Sie mich den Löwen zum Fraß vor.«
    »Allmächtiger«, sagt Teller. Sie beugt sich über ihren Schreibtisch,
kramt in der Schublade, holt ein Fläschchen Aspirin mit kindersicherem
Verschluss heraus. Hat Schwierigkeiten, es zu öffnen.
    »Das können Sie problemlos machen«, fährt Luther fort. »Sie sagen,
dass die Polizei nicht auf die Forderungen eines Verbrechers eingeht. Aber Sie
können andeuten, dass ich etwas falsch gemacht habe. Sagen Sie, ich hätte die
Beweiskette schlecht gehandhabt. Sagen Sie, ich sei emotional unfähig. Weiß
Gott, das Video, in dem ich heule, läuft etwa alle zehn Sekunden. Das könnte
reichen, um ihn zu beschwichtigen, seinem Ego zu schmeicheln.«
    Teller antwortet nicht.
    Cornish ebenso wenig.
    »Wenn wir das nicht tun«, sagt Luther, »wird er wahr machen, was er
gesagt hat. Heute Nacht. Und er weiß, was er tut. Er macht das schon lange,
ohne dass wir das Geringste davon mitbekommen haben. Er hat vermutlich eine
Liste möglicher Ziele. Familien wie die Lamberts. Häuser, die er in- und
auswendig kennt. Wir können uns nicht einfach zurücklehnen und es geschehen
lassen. Das können wir nicht, oder?«
    Ein langes Schweigen folgt. Dann sagt Cornish: »John, ich verstehe
Sie. Ehrlich. Aber wir können diesem Psychopathen nicht in den Arsch kriechen
und ihn mit uns machen lassen, was er will.«
    »Sir«, beharrt Luther. »Im Ernst.«
    Teller warnt ihn mit einem Blick: Mund. Halten.
    »Es spielt keine Rolle, wie wir es darstellen«, sagt Cornish. »Wir
würden eine klare Botschaft aussenden. Wir würden der ganzen Welt zeigen, dass
wir vor diesem Arschloch Angst haben, dass er von uns genau das bekommt, was er
will. Das können wir nicht zulassen. Wir können einfach nicht. Wir können
keinen Präzedenzfall schaffen.«
    Luther verlässt Tellers Büro. Er kann die Augen auf sich spüren. Des
ganzen Großraumbüros. Er muss geschrien haben.
    Howie hebt eine Mappe von ihrem Schreibtisch hoch und winkt damit,
um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist eine schüchterne, trotzig unbeschwerte
kleine Geste, und in dem Augenblick liebt er sie dafür.
    Er geht auf sie zu. »Wie sieht’s damit aus?«
    »Gut«, antwortet sie. »Übrigens, Boss, kann ich Sie einen Moment
sprechen?«
    »Natürlich. Bringen Sie die mit.« Er nickt in Richtung der Mappen.
    Howie sammelt die York- und Kintry-Akten ein, ordnet sie, folgt
Luther in sein enges Büro.
    Sie nickt Benny zu und schließt die Tür. Luther lässt die Jalousien
herunter.
    »Kommt es mir nur so vor«, fragt Benny, »oder wird das hier
tatsächlich ziemlich übel?«
    »Es wird tatsächlich ziemlich übel«, sagt Luther.
    Howie und Benny werfen ihm mitleidige Blicke zu. Er schüttelt sie ab – er bekommt schon den ganzen Tag welche, seit er im Kirchhof geweint hat.
    Er zieht sein Jackett aus, hängt es über die Stuhllehne, lockert
seine Krawatte.
    Er setzt sich und reibt sich übers Gesicht. Atmet mehrmals langsam
und tief durch. Schließt die Augen. Hält sie geschlossen. »Okay. Bringen Sie
mich auf den neusten Stand. Wo waren wir?«
    »Nun«, beginnt Howie, »wir wissen, dass wir es hier mit einer ganz
besonderen Spezies zu tun haben. Wir wissen auch, dass das nicht seine erste
Straftat ist, er ist viel zu selbstsicher. Zu eingebildet. Er ist narzisstisch
mit einem übermäßig ausgeprägten Kränkungsempfinden. Und seiner Stimme,
Wortwahl, Intonation nach zu urteilen, ist er mindestens Ende zwanzig, eher
Mitte dreißig oder älter. Wenn man all das zusammen betrachtet, haben wir es
sehr wahrscheinlich mit einem Serientäter zu tun.«
     »Aber es ist definitiv das
erste Mal mit diesem Modus Operandi.«
    »Mit diesem Modus Operandi schon. Aber MO und Handschrift sind zwei
verschiedene Dinge. Der MO besteht aus allem, was erforderlich ist, um das
Verbrechen auszuführen: Art des Verbrechens,

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