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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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war.«
    Luther schaut nach unten auf seine Hände. Er weiß, dass der Wahnsinn
dieser Frau ihn durchdrungen hat wie der Gestank von Leichengift. Er ist
unmöglich abzuwaschen. Man kann waschen und waschen und waschen. Man muss
warten, bis er verfliegt.
    »Das haben Sie ihm gesagt?«, fragt er.
    »O ja. Ich hasse es, wenn Leute sich Pädos gegenüber aufs hohe Ross
setzen. Das ist alles Quatsch. Kinder lieben es.«
    Er umklammert die Tischkante. Zählt von fünf an rückwärts. »Wie hat
Henry reagiert, als Sie ihm das gesagt haben?«
    »Er ist wütend geworden.«
    »Wie wütend?«
    »Er ist komplett ausgerastet. Hat gebrüllt und getobt, die Haare
standen ihm richtig zu Berge. Er hat mich an Hitler erinnert. Er meint, kein
Kind kann das genießen, es ist biologisch unmöglich, sie sind zu jung, um es zu
verstehen. Und ich habe gefragt: ›Wenn sie zu jung sind, um es zu verstehen, wo
ist das Problem?‹«
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Dass Pädos kranke Gene haben. Dass sie sich nicht vermehren
dürften.«
    »Hat er das auch noch über andere gesagt?«
    »Über alle. Mörder. Vergewaltiger. Juden. Araber. Schwarze.«
    »Sie sollten alle …«
    »Ausgerottet werden.«
    »Das hat er tatsächlich gesagt? Das sind seine Worte? ›Ausgerottet
werden‹?«
    Sie nickt, amüsiert sich. »Zum Wohl der Menschheit.«
    »Noch mal zurück«, sagt er. »Dieser Streit. Wo hat er
stattgefunden?«
    »Vorne in seinem Auto.«
    »Wie wütend wurde er genau? Wütend genug, um Sie zu schlagen?«
    »Nein.«
    »Wähnten Sie sich in Gefahr?«
    Sie schenkt ihm ein schwaches, herablassendes Lächeln. »Wenn ein
Mann einen angreift«, erklärt sie, »zielt man auf seine Augen und seinen Sack.
Mir ist egal, wie stark er ist. Augen und Eier. Das sind die Schwachstellen
eines Mannes. In jeder Hinsicht.« Sie drückt die Brüste zusammen, macht den
Marilyn-Schmollmund.
    »Weshalb waren Sie im Auto?«
    »Weil wir unterwegs zu diesem Selbsthilfetreffen waren. Das mit den
unfruchtbaren Paaren.«
    »Okay«, sagt Luther. »Wann hat er Sie dorthin gebracht?«
    »Das war etwa ein Jahr nach der Sozialarbeiteridee. Er hat gesagt,
das würde nicht funktionieren. Er könnte so nicht die Art von Baby bekommen,
die er wollte. Er war echt angepisst.«
    »Was meinte er mit ›die Art von Baby‹?«
    »Er wollte ein gutes.«
    »Ein gutes?«
    Sie lächelt und nickt, ebenso vergnügt, wie Luther entsetzt ist.
    »Er hat Sie also zu einer Unfruchtbarkeits-Selbsthilfegruppe
gebracht?«
    »Ja.«
    »Und Sie fanden das nicht merkwürdig?«
    »Nicht wirklich. Er hatte ein Auge auf dieses eine Paar geworfen …«
    »Die Lamberts?«
    »Genau. Er sagte, sie würden zur Selbsthilfegruppe gehen, obwohl die
Frau schwanger war. Er war ganz aufgeregt. Er sagte, das wäre der beste Weg, um
sie kennenzulernen.«
    »Gehen Sie noch mal zurück. ›Er hatte ein Auge auf dieses eine Paar
geworfen‹. Was heißt das?«
    »Es heißt, er hatte so was wie eine Bestenliste mit Leuten, denen er
ein Baby wegnehmen wollte. Ein neugeborenes Baby.«
    »Was für eine Bestenliste?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie viele Leute waren da drauf?«
    »Keine Ahnung. Das hat mich nicht interessiert. Ich hab nicht
gefragt. Aber ich weiß, dass die Lamberts seine Favoriten waren. Er liebte sie
richtig.«
    »Er liebte sie? Er war verliebt in Sarah Lambert? In Tom Lambert?«
    »In beide. Zusammen. Er hat gesagt, sie wären perfekt. Er hat mir
ein Video gezeigt, in dem sie gefickt haben. Ich glaube, dass sie es waren. Es
war im Dunkeln schwer zu erkennen. Aber er hat gesagt, dass sie es waren.«
    Luther hat so ein Gefühl im Bauch. »Er hatte ein Video, in dem die
Lamberts … intim miteinander waren.«
    Sie nickt freudig.
    »Aufgenommen ohne ihr Wissen?«
    »Ja. Jede Menge. Videos von ihr auf dem Klo, Videos von ihm beim
Rasieren. Videos, wo sie fernsehen. Videos, wo sie vögeln.«
    Luthers Hand zittert. Er legt den Stift weg.
    »Er hatte viele Videos«, sagt Sweet Jane. »Viele Familien.«
    »Welche Familien?«
    »Was weiß ich denn. Er wollte mir nur zeigen, wie sie sich
gegenseitig bespringen. Er dachte, wenn ich normale Leute sehe, die normalen
Sex haben, wie normale Leute eben, würde er mich normal machen.«
    »Ist das das Wort, das er gebrauchte? ›Normal‹?«
    »Das war sein Lieblingswort. Jeder hat ja so seinen Tick. Jeder hat
was, was ihn antörnt. Sein Tick war, normal zu sein. Er wollte einfach normal
sein.«
    »Wie viele Paare hat er Ihnen gezeigt?«
    »Keine Ahnung. Zehn? Zwölf? Es hat

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