Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
Vom Netzwerk:
ihnen
machen, was er will.« Er zeigt auf seine Uhr, den tickenden Sekundenzeiger.
»Jetzt«, fährt er fort. »Heute Nacht. Sie wissen, was das bedeutet. Sie haben
gesehen, was er von den Lamberts übrig gelassen hat.«
    »Und Sie haben seit drei Tagen nicht geschlafen. Es macht sich
bemerkbar.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie können nicht stillstehen. Sie gehen auf und ab.«
    »Ich bin frustriert .«
    »Sie sind überdreht.«
    Sie nimmt ihn beim Ellbogen, führt ihn zur Seite.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass Sava nicht Anzeige erstatten wird«,
sagt sie. »Ein Typ wie er nimmt geringfügige Belästigungen als Betriebskosten
in Kauf. Und niemand wird Bixby auch nur ein Wort glauben.«
    »Wo ist dann das Problem?«
    »Das Problem ist, dass Sie das getan haben.«
    Er atmet aus, fühlt sich hilflos und gefangen. Er streckt die Hände
aus, als würde er den Mond um Gnade anflehen. »Boss, es geht mir gut .«
    »Sie sind bei Jane Carr zu einem ganz anständigen Ergebnis
gekommen«, sagt Teller. »Wie haben Sie das angestellt? Sagen Sie nicht, Sie
hätten mit ihr geflirtet. Denn ich versichere Ihnen, mein Freund, Sie sind
nicht ihr Typ.« Sie durchbohrt ihn mit ihrem blanken Raubvogelblick. »Was, wenn
wir die Wärter bitten, ihre Zelle zu filzen? Werden sie etwas finden?«
    Er steckt die Hände in die Taschen, geht ratlos im Kreis herum.
    »Ich kann nicht nach Hause gehen, während all das passiert«, sagt
er. »Ich kann nicht.«
    »Das ist nicht Ihre Entscheidung.«
    »Im Ernst«, sagt er. »Überlegen Sie es sich. Ich bin drin oder ich
bin raus.«
    »Gehen Sie nach Hause, John.«
    Er kneift sich in den Nasenrücken. »Okay«, sagt er. »Okay, ich geh
nach Hause und hau mich aufs Ohr. Aber tun Sie mir einen Gefallen?«
    »Kommt drauf an.«
    »Wenn irgendwas passiert, wenn Sie was Interessantes wittern, rufen
Sie mich an.«
    »Abgemacht.«
    Er scharrt mit den Füßen. Blickt finster. »Mir geht’s ehrlich gut«,
sagt er.
    Aber er akzeptiert es und macht sich auf den Weg nach Hause.
    Es gibt kein allgemeines Register für Scherzanrufe, die in
London in einem beliebigen Vierundzwanzig-Stunden-Zeitraum stattfinden.
    Aber heute Nacht erfolgen viel mehr solche Anrufe als gewöhnlich.
    In ganz London rufen fiese Teenager, hasserfüllte Expartner,
Rassisten, zugedröhnte Studenten und Geisteskranke bei mehreren Hundert
verschiedenen Familien an, um anzukündigen, dass Pete Black es auf sie
abgesehen habe.
    Hunderte von Menschen geraten in Panik. Mehrere Dutzend von ihnen
wählen die 999. Darunter befinden sich einige Familien, die den Nachnamen
Dalton gemeinsam haben.
    Alle Anrufe werden aufgezeichnet, jedoch aussortiert.
    Niemand glaubt, dass der Mann, der sich Pete Black nennt, vorher
anruft, um seine Opfer zu warnen, dass er unterwegs ist.

19
    Luther ist um etwa Viertel vor neun zu Hause. Zoe ist noch
nicht da.
    Er sieht nach, ob er Nachrichten auf dem Handy hat, bevor er durch
die rote Tür in die dunkle Diele tritt. Elf Anrufe in Abwesenheit. Zoe hat
dreimal auf die Mailbox gesprochen, zunehmend besorgt und verärgert. Sie hat
ihre Versuche, ihn zu erreichen, vor mehreren Stunden aufgegeben.
    Er fragt sich, wo sie ist.
    Er schaltet das Handy aus, steckt es in die Tasche und geht weiter
ins Haus hinein, legt seinen Mantel übers Treppengeländer.
    Er weiß nicht, was er machen soll.
    Er trottet in die Küche und schließt das Handy ans Ladegerät an.
    Er geht hinauf ins Badezimmer. Er putzt sich die Zähne und wäscht
sich das Gesicht. Er betrachtet sein mit Wasser benetztes Gesicht im Spiegel,
dann geht er hinunter und schaltet den Fernseher ein. Er zappt dreimal durch
alle Kanäle, schaltet ihn wieder aus.
    Er geht durchs Haus und schaltet das Licht ein. Dann geht er zurück
in die Küche, schaut auf sein Handy, räumt Zoes Frühstücksgeschirr weg, lässt
die Spülmaschine laufen.
    Er öffnet den Kühlschrank und betrachtet ihr gemeinsames Essen, ihre
Flaschen mit Soße, ihr Obst und ihre Milch und ihren Joghurt, ausgebreitet
unter chirurgisch hellem Licht. Er bleibt so lange in seinem kühlen Atem
stehen, dass der Kühlschrank beginnt, ihn anzupiepsen.
    Im Kühlschrank steht eine Schachtel Milch, die am Montag gekauft
wurde, als das Lambert-Baby noch im Bauch seiner Mutter war. Und nun liegt das
Kind mit seinen Eltern auf einer Bahre. Ihre Augen sind eingefallen und listig,
die Schläue der Toten, als wüssten sie etwas, was man selbst nicht weiß –
etwas, was man bald genug herausfinden wird.
    Aber die Milch

Weitere Kostenlose Bücher