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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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an ihr. Sie ist eher ein Haustier als ein Teil der
Familie.
    Also schleift er sie an den Haaren in die Mitte des Zimmers und
schneidet ihr vor Marcus’ Augen die Kehle durch. Ein befriedigender Strahl
Arterienblut schießt hervor.
    Sie zuckt ulkig, und Henry lacht. Er tauscht mit Marcus einen Blick,
so wie zwei fremde Männer an der Strandpromenade einen Blick tauschen, wenn ein
hübsches Mädchen vorbeiläuft.
    Marcus wälzt sich über den Boden wie eine Memme. Er murmelt
irgendwas mit Gott.
    Henry lacht, amüsiert sich. Er streift sich den alten Schlagring
über und schlägt Marcus ins Gesicht – wumm wumm wumm .
    Marcus’ Nase explodiert. Henry glaubt, dass er tot ist. Aber das ist
er nicht.
    »Bidde«, sagt Marcus mit seinem zertrümmerten Mund. »Bidde. Bidde.
Bidde.«
    Henry liebt das.
    »Bidde was?«, fragt er.
    Aber dann fällt ihm wieder ein, warum er hergekommen ist.
    »Patrick?«, ruft er.
    Patrick kommt ins Zimmer. Seine Schritte hinterlassen überall
Blutspuren.
    Er ist zerknirscht und missmutig, lässt die Schultern hängen.
    Henry findet ihn widerlich, körperlich abstoßend. Am liebsten würde
er sein dummes, beschissenes, schmollendes Gesicht mit dem Schlagring
zerschmettern, wumm
wumm wumm, und das wär’s dann. Er würde ihn hier zurücklassen,
mit zerschmettertem Gesicht, während sein Hirn in seinen Schoß sickert wie
Play-Doh-Knete.
    Henry fragt: »Wo ist das kleine Mädchen?«
    »Wer? Mia?«
    »Ja«, sagt Henry übertrieben langsam. »Mia.«
    »Ich dachte, du hättest sie.«
    »Sieht es etwa so aus, als hätte ich sie?«
    Patrick antwortet nicht.
    »Dann geh und hol sie«, sagt Henry.
    »Was ist mit der Mutter und dem Sohn?«
    Henry streift seinen Rucksack ab, öffnet den Reißverschluss, holt
das neue Beil heraus. »Ich kümmer mich um sie.«
    Patrick geht los, um Mia zu suchen. Er macht einen Schritt über das Au-pair-Mädchen – ihr Fuß zuckt auf groteske Weise noch leicht, als stellte sie sich schlafend,
könnte aber unmöglich widerstehen, zu einem ihrer Lieblingssongs zu wippen, der
in einem entfernten Radio läuft.
    Aus irgendeinem Grund macht Patrick das traurig. Dieser zuckende Fuß
mit einem einzelnen braunen Leberfleck auf der Sohle.
    Patrick geht in die Küche. Das Haus ist groß und hat eine große
Küche, aber er kennt sich aus. Er ist nicht zum ersten Mal hier.
    Jemand hat ein Omelett gemacht, da ist eine mit Ei beschmierte
Schüssel, eine Gabel ragt noch daraus hervor. Dort ist die schwarze Pfanne, die
Pfanne eines Hobbykochs, erkaltend und fettig in der Spüle.
    Patricks Sinne sind geschärft. Er kann die vom Herd abstrahlende
Hitze spüren.
    Hier drin ist niemand.
    Er sieht nach unten. Da ist eine Pisselache auf dem Boden.
    Das Schränkchen unter dem Spülbecken steht einen Spaltbreit offen.
    Patrick kniet sich hin. Er öffnet die Schranktür. Sieht Putzmittel.
Schwämme. Eine Rolle Mülltüten.
    Keine Mia.
    Er öffnet das nächste Schränkchen. Und das danach.
    Er öffnet die Speisekammer.
    Keine Mia.
    Er klettert auf die Anrichte, sieht in den hohen Küchenschränken
nach. Das wäre ein gutes Versteck. Dort würde Patrick sich vielleicht verstecken,
wenn er in Mias Alter wäre. (Nur dass Patrick sich überhaupt nicht versteckt
hatte, nicht wahr?)
    Mia ist nicht in der Küche.
    Er tappt durch die Diele. Er sieht im Schrank unter der Treppe nach.
Ein Dyson-Staubsauger, ein Swiffer-Wischmopp voller Spinnweben, jede Menge
Schrott. Er leuchtet mit seiner kleinen Taschenlampe in die von Spinnen
bevölkerte Ecke.
    Keine Mia.
    Er stellt sich ans untere Ende der Treppe und leuchtet mit der
Taschenlampe hinauf in die Dunkelheit.
    Wenn er Mia wäre, würde er sich dort oben verstecken?
    In der Dunkelheit? Während Henry unten ist?
    Nein.
    Patrick geht in den Garten.
    Mia wollte nicht die Treppe hinauf. Es war dunkel. Sie wusste, sie
säße in der Falle. Also schlich sie hinaus, in den Garten.
    Der Garten ist ziemlich groß, an drei Seiten von hohen Mauern
umschlossen. Die Mauern sind zu hoch für sie, um darüber zu klettern.
    Ein alter Geräteschuppen grenzt an die Rückwand des Hauses. Vor
langer Zeit war er ein Klohäuschen oder so was. Er ist voller Spinnen und
furchtbar. Die alten Backsteine bröckeln an den Ecken ab.
    Mia ist barfuß. Sie umklammert die Ecke des Klohäuschens, gräbt die
Fingerspitzen und Zehen in den bröckelnden Mörtel zwischen den Backsteinen. Sie
testet die Tiefe darin, dann stemmt sie sich hoch. Ihre Finger zittern vor
Anstrengung.
    Ihre Füße

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