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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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wieder ins Gesicht.
    Marcus macht einen Schritt, um einzugreifen, dann bemerkt er den
Mann im Wohnzimmer. Er trampelt auf Gabriellas Bauch. Er ist nur durch eine Tür
von der Küche getrennt.
    Marcus ruft: »Mia, lauf!«
    Dann stürmt er ins Wohnzimmer und schlägt dem Mann auf den
Hinterkopf.
    Er packt den Mann an den Schultern und schleudert ihn gegen die
Wand.
    Der Mann lässt den Baseballschläger fallen.
    Gabriella schleppt sich auf die andere Seite des Zimmers. Sie macht
ein Geräusch. Marcus hofft, dass er nie wieder ein solches Geräusch hört. Er
sieht sich um, sucht etwas, womit er den Mann töten kann. Das ist sein einziger
Gedanke.
    Sein Blick fällt auf das Stromkabel des Fernsehers. Er macht einen
Schritt vorwärts, um danach zu greifen.
    Der jüngere Mann tritt ins Wohnzimmer und sticht Marcus mit einem
Jagdmesser in den Rücken.
    Mia steht erstarrt da. Sie kann die Hitze des Herds in ihrem Nacken
spüren.
    Weil sie elf Jahre alt ist, war ihr bisheriges Leben voller
Schrecken: der Schrecken, nachts im Bett zu liegen und sich darüber Sorgen zu
machen, dass Mum und Dad bei einem Flugzeugabsturz sterben oder sich scheiden
lassen.
    Der Schrecken der Schranktür. Und das Ding unterm Bett. Und am
allerschlimmsten der Teddybär, den Oma ihr zum vierten Geburtstag geschenkt
hat. Er sitzt am Rand von Mias Bett und starrt sie aus gläsernen, boshaften
Augen an. Wenn Mum und Dad ins Bett gegangen sind, bedeckt Mia Böser Bär mit
einer Fleecedecke, sodass er nur noch eine vage, knubbelige Form ist. Es macht
sie wahnsinnig, an seine vor Zorn funkelnden, bernsteinfarbenen Augen zu denken.
Aber es ist besser, als die ganze Nacht lang von ihm angestiert zu werden. (Sie
hatte ein paar Mal ins Bett gemacht und sich Ausreden ausgedacht, wie dass sie
vor dem Schlafengehen zu viel Wasser getrunken hätte. Aber in Wirklichkeit war
es Böser Bär.)
    Eines Tages sagte Mia zum Au-pair-Mädchen (damals eine junge
Spanierin namens Camilla), sie sei nun zu groß für Teddys. Es sei an der Zeit,
dass ein »armes Kind« ihn bekomme (die Welt, das wusste sie mit fünf Jahren,
war voller »armer Kinder«).
    Camilla war gerührt von dieser Geste. Steph ebenfalls. Also setzten
Steph und Mia sich in Mias Zimmer auf die Bettkante und hielten sich an den
Händen.
    Steph sagte: »Camilla hat mir erzählt, du bist schon zu groß für
Kuschelbär.« (Mias Mum und Dad dachten, Böser Bär hieße Kuschelbär.)
    Mia nickte und biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte spüren, wie
ihr die Tränen in die Augen stiegen, weil sie sicher war, dass Mum Nein sagen
würde, weil Oma ihr Böser Bär geschenkt hatte, die nun verstorben war.
    Steph missverstand die Tränen in den Augen ihrer Tochter. Sie strich
ihr mit fester Hand über die Stirn und das weiche Haar. »Wo möchtest du denn,
dass Kuschelbär hingeht?«
    Mia zuckte mit den Schultern: Weiß nicht.
    »Nun«, sagte Steph. »Ich weiß, dass im Kinderkrankenhaus immer
Spielsachen gebraucht werden.«
    Mia empfand ein furchtsames Schaudern bei dem Gedanken: wie Böser
Bär sich über all jene Betten freuen würde, all jene schlafenden Kinder! Aber
(und sie verspürt ein stechendes Schuldgefühl deswegen, selbst sechs Jahre und
ein halbes Leben später) sie nickte und sagte Ja. Und damit war es vorbei.
Böser Bär ging ins Krankenhaus.
    Seither ist keine Angst auch nur annähernd so schlimm gewesen.
    Außer jetzt. Sie steht in der Küche und grauenhafte Geräusche
dringen aus der Diele. Das Geräusch von schreienden Männern und umfallenden
Dingen, und etwas, was wie ein furchtbares Lachen klingt, ein kreischendes,
hysterisches Lachen. Aber es ist kein Lachen.
    Mia bepinkelt sich. Es läuft warm an ihren Beinen hinunter und über
ihre nackten Füße und bildet Pfützen auf den Fliesen.
    Dad ruft zum zweiten Mal: »Mia, lauf!«
    Mia bleibt noch einen Augenblick erstarrt stehen. Dann macht
irgendetwas in ihr klick, und sie läuft los.
    Nachdem er Marcus niedergestochen hat, eilt Patrick in den
Vorgarten, um Daniel ins Haus zu schleifen.
    Daniel ist halb bewusstlos. Patrick lässt ihn in der Nähe seiner
Mutter liegen.
    Er sieht jenen Blick, den Blick, von dem Henry ihm erzählt hat.
    Henry hatte recht. Es sieht wie Verehrung aus.
    Patrick hasst Daniel dafür. Er stampft auf Daniels zersplittertes
Knie.
    Nachdem Patrick den Ehemann außer Gefecht gesetzt hat, wendet Henry
sich dem Au-pair-Mädchen zu.
    Obwohl er sie unter normalen Umständen gerne ficken würde, hat Henry
heute Abend kein Interesse

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