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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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Salz bestreut und in klebrige
Hähnchensoße getaucht, die gerade noch warm genug ist. Und sie weiß, dass sie
morgen überkompensieren, ein winziges Frühstück und mittags einen Salat essen
wird. Und dann, so um halb vier herum, wird sie schlechte Laune kriegen und
wieder überkompensieren mit einem großzügigen Stück Karottenkuchen. Sie wird
wieder Schuldgefühle bekommen und nichts zu Abend essen, außer vielleicht ein
paar Nudeln. Sie wird mit Kopfschmerzen ins Bett gehen.
    Sie steckt den Schlüssel ins Schloss und dreht ihn um. Sie öffnet
die Tür einen Spaltbreit.
    Sie wendet den Kopf, um Dan zur Eile anzutreiben. Selbst im Regen
trödelt er herum. »Beeil dich«, ruft sie, »das Essen wird kalt.«
    Zwei Männer laufen direkt hinter Dan.
    Steph kennt sie nicht. Aber mit einem Mal kennt sie sie ganz genau.
Einer von ihnen ist jung und gut aussehend und verängstigt. Der andere ist
gedrungen und großspurig, das Haar mit einem akkuraten Scheitel.
    Nazifrisur, denkt sie. So wurden Kinder mit solchem Haar genannt,
als sie zur Schule ging.
    Beide Männer tragen Rucksäcke.
    Dan sieht über seine Schulter, um Stephs entsetztem Blick zu folgen.
Der kleinere Mann schwingt etwas. Es ist ein Baseballschläger aus Aluminium. Er
schwingt ihn tief und brutal, direkt vor dem Knie ihres Sohnes.
    Dan hat lange, schlanke Beine und große Füße – Stephs Beine.
Manchmal tun sie nachts noch weh vom Wachsen.
    Steph hört Knochen brechen und denkt an Eiswürfel in Gläsern.
    Sie holt Luft, aber bevor sie schreien kann, macht der jüngere Mann
einen Satz nach vorne und drückt ihr den heißen, fettigen Hähncheneimer ins
Gesicht.
    Sie verschluckt sich und gerät in Panik, erstickt fast an einer
Ladung gebratener Haut und Fleisch und heißem Fett.
    Der junge Mann boxt sie in den Magen. Steph fällt würgend zu Boden.
Der junge Mann fängt an, sie zu treten.
    Patrick wendet sich von der Frau ab und geht zu dem Jungen, Dan. Er
flennt wegen seines gebrochenen Beins wie ein beschissenes Baby. Patrick sieht
sich nervös nach links und rechts um. Aber es gehen keine Lichter an. Niemand
kommt ans Fenster. Niemand schreit. Niemand greift ein.
    Das macht nie jemand.
    Patrick schlägt den Jungen mit einem selbst gemachten Totschläger,
einer mit AA-Batterien gefüllten Wandersocke. Er zertrümmert dem Jungen
sämtliche Zähne. Der Junge hustet und heult und spuckt Zahnstücke über den
ganzen Betonweg.
    Der Junge greift an seinen Mund und macht ein seltsames, gedämpftes
Geräusch wie jemand, der versucht, durch eine dünne Trennwand etwas Wichtiges
zu sagen.
    Henry zerrt die Frau an den Haaren ins Haus. Seine Finger werden
ganz voll mit Hähnchen.
    Marcus stellt die Omelettpfanne ab und sagt zu seiner Tochter:
»Bleib hier.«
    Sie starrt ihn mit großen Augen an, als er davoneilt. Sie hört, wie
das Omelett auf dem Herd verbrennt. Sie kann nicht glauben, dass ihr Dad – so
ordentlich, so sicherheitsbewusst – es vergessen hat. Und bei diesem Gedanken
fühlt sie sich schwach und verängstigt und sehr klein. In gewisser Weise ist
das schlimmer als die grässlichen Geräusche – das Schlagen und Krachen und vor
allem die furchtbaren, furchtbaren Schreie –, die von der anderen Seite des
Hauses kommen.
    Mia muss sich groß fühlen. Also geht sie zum Herd und dreht ihn ab.
Dann nimmt sie die Pfanne von der Kochplatte.
    Sie stellt die heiße Pfanne ins nasse Waschbecken. Sie zischt
furchteinflößend, wie eine Schlange. Mia weicht zurück.
    Ein Mann in dunkler Kleidung zerrt Steph durch die offene Tür.
Stephs Gesicht ist mit irgendwelchem Zeug beschmiert.
    Gabriella denkt zuerst, dass es Erbrochenes sein muss, dass Steph
ihr KFC gegessen hat und ihr davon schlecht geworden ist und dieser Mann sie
nach Hause gebracht haben muss.
    Aber das denkt sie nur einen Augenblick lang.
    Der Mann sieht Gabriella und grinst wölfisch von einem Ohr zum
anderen, leckt sich die Lippen. Er tritt Steph in die Rippen, dann macht er
einen Schritt nach vorne und hebt dabei einen Baseballschläger.
    Gabriella weicht aus. Sie stolpert über einen Schuh, einen von Mias
Converse.
    Der Mann schwingt den Schläger. Er trifft seitlich auf Gabriellas
Kopf. Sie hört es. Sie fällt.
    Der Mann stampft ihr dreimal auf den Bauch, als wollte er ein
Lagerfeuer austreten.
    Marcus rennt in die Diele.
    Steph liegt mit offenen Augen da. Sie macht seltsame Bewegungen mit
der rechten Hand.
    Dan kämpft im Vorgarten mit einem jungen Mann. Der junge Mann
schlägt ihm wieder und

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