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Luther. Die Drohung

Luther. Die Drohung

Titel: Luther. Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Cross
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erzählt, dass ich Rote Bete
mag?«
    »Seit wann?«
    »Ich hab bei Fiona welche gegessen. Das war echt lecker. Gar nicht
schleimig. Haben wir welche?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Können wir welche holen, wenn wir nächstes Mal einkaufen gehen?«
    »Klar.«
    Sie spielen das Level zu Ende. Mia gewinnt. Ihr Mii heißt Giant Wonder Mia .
    Gabriella fragt, ob sie in der Küche Hilfe brauchen. Marcus
verneint, das ist jetzt ein bisschen Vater-Tochter-Zeit.
    Marcus und Mia gehen gemeinsam in die Küche. Sie ist noch jung
genug, um dabei seine Hand halten zu können.
    Die Küche ist groß und hell. Die Fenster sind schwarze Spiegel. Sie
verbringen viel Zeit hier drin.
    Mia nimmt ein paar Eier aus dem Karton, schlägt sie in eine
Glasschale. Marcus macht sich auf die Suche nach der Bratpfanne. Im Schränkchen
findet er sie nicht. Sie ist in der Spülmaschine, noch lauwarm vom
morgendlichen Durchlauf.
    Er gießt etwas Sonnenblumenöl hinein, stellt sie auf den Herd.
    Mia schnappt sich eine Gabel und verquirlt die Eier. Der Trick dabei
ist, dass man sie rühren, nicht schlagen muss. Sie streut ein bisschen Salz und
eine großzügige Prise Pfeffer hinein. Sie mag Pfeffer.
    Sie hört den Schlüssel im Schloss. Die Haustür geht auf. Das
Geräusch ist ihr so vertraut wie ihr eigener Herzschlag, Mia wurde in diesem
Haus geboren, in einer Geburtswanne im Esszimmer.
    Sie hat nie irgendwo anders gewohnt. Das Haus ist groß, ein bisschen
chaotisch. Aber sie liebt es und will es niemals verlassen. Sie ist elf Jahre
alt, und ihr Zuhause ist ihr Himmelreich.
    Gabriella schaufelt sich Popcorn in den Mund und schaut dabei eine
auf Sky Plus aufgenommene Folge von The Biggest Loser .
    Gabriella nimmt nie zu, egal was sie isst. Unter anderem deshalb ist The Biggest
Loser eine ihrer Lieblingsshows. Sie genießt es, sie zu sehen,
während sie Popcorn nascht oder Eis oder einmal eine Sechserpackung Donuts. Die
Zuckerkristalle am Rand ihrer Lippen, die Finger ganz klebrig, während
beschämte, tonnenförmige Ehemänner, Frauen und Töchter auf die Waage zugehen
wie Gefangene zu ihrer Hinrichtung.
    Aber Steph ist gegen The Biggest Loser . Steph ist gegen alle Realityshows.
Sie akzeptiert jedoch, dass Gabriella sie sieht, solange die Kinder nicht in
der Nähe sind.
    Gabriella findet das bescheuert, aber sie hat kein Sky Plus in ihrem
Zimmer – obwohl sie schon ziemlich deutliche Andeutungen gemacht hat, die
allerdings auf taube Ohren gestoßen sind.
    Steph macht einen Abstecher zum KFC-Drive-in, versucht mit
einer abgelaufenen Bankkarte zu bezahlen: Sie hat vergessen, sie durch die neue
zu ersetzen, die vor etwa drei Wochen angekommen ist. Also muss sie ihr mit
Kassenzetteln vollgestopftes Portemonnaie nach Bargeld durchstöbern.
    Den restlichen Weg legen sie schweigend zurück, Dans Schultern sind
angespannt unter der Last der Demütigung, er balanciert den fettigen Eimer in
der Plastiktüte auf seinem schmalen Schoß.
    Steph bemerkt das Auto nicht, das zwei oder drei Wagen hinter ihnen
fährt.
    Sie hat schon typisch urbane Schreckensmomente erlebt: Es wurde
schon mehrmals in ihr Haus eingebrochen – zuletzt vor weniger als einem Jahr.
(Eine Weile dachte sie, ihre Hausschlüssel wären gestohlen worden. Aber dann
tauchten sie auf dem Küchentisch wieder auf, als hätte ein Poltergeist sie dort
hingelegt.)
    Und sie hat schon einige dubiose Anrufe bekommen. Die neuste Serie,
so erfuhr sie zu ihrer Erleichterung und seltsamerweise auch zu ihrer Kränkung,
verdankte sie einem liebeskummergeplagten Jungen namens Will, der unsterblich
in Gabriella die Göttliche verknallt war.
    Steph war beunruhigt und ein wenig verletzt wegen Wills
liebeskranker Fantasielosigkeit. Aber ein paar schwierige Telefonanrufe – erst
bei dem Jungen selbst, dann mehrfach bei der Polizei – brachten die Dinge bald
wieder in Ordnung.
    Sie ist ihm seither mehrere Male auf der Hauptstraße begegnet. Er
sagt Hallo und schlägt die Augen nieder und geht weiter. Jetzt bedauert Steph
ihn, bedauert ihn für die Verlegenheit, in die seine unbändige Liebe ihn
gebracht hat. Wenn man Teenagern erlaubt, sich zu verlieben, ist es, als
erlaubte man ihnen, einen Sportwagen zu fahren. Da steckt viel zu viel Kraft in
der Maschine.
    Sie parkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, erleichtert, das
Haus zu sehen, die brennenden Lichter. Sie bereut ihr spontanes Angebot,
frittiertes Hähnchen zu holen, weil es stinkt und weil es schrecklich ungesund
ist und weil sie die Pommes liebt, mit

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