Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
was sie sah, waren diese gelbgrünen Augen und ein Maul voller Reißzähne.
Keine zehn Minuten später hörte man in den einsamen Cheviot Hills das Geheul eines Wolfes. Weiter weg stimmte wohl ein Hofhund von einem der wenigen Bauernhöfe in den Triumphgesang mit ein. Danach war wieder alles still.
Alexa verwandelte sich wieder in ihre menschliche Gestalt. Sie betrachtete die Überreste ihres Tuns ohne jegliche Emotion: ein blutiges, zerfetztes Brautkleid auf einem Aschehaufen vor einem Meer blühender Rosen, in deren Dornen sich das Diadem mit dem Schleier verfangen hatte. Eine leichte Abendbrise spielte mit dem zarten Stoff und ebenso mit Alexas langen schwarzbraunen Haaren. Miriam hatte keine Chance gehabt, ebenso wenig wie damals Martina Welsch. Der Tod der Fürstin hinterließ eine kaum spürbare Erschütterung im Universum der Untoten, da sie nicht von einem anderen Vampir vernichtet worden war. Die Vampirmeisterin bückte sich, nahm mit beiden Händen die Ascheüberreste der Fürstin auf und ließ diese vom Wind davon tragen. Er würde sie nicht einmal begraben können! Dieses Ritual wiederholte sie drei-, viermal, bis sie mit dem Resultat zufrieden war. Nun war Jason wieder frei! Dann löste auch sie sich in einem Schatten auf, um nach Rumänien zurück zu kehren.
So, wie Alexa ihren Schauplatz verlassen hatte, fand Jason Dawn dieses gruselig-romantische Szenario am nächsten Tage vor. Hierfür konnte fast nur eine in Frage kommen: die letzte der neuen Vampirmeister. Aber warum hatte Miriam sich nicht gewehrt? Sie musste deren Präsenz doch gespürt haben, um sich eventuell auf einen Kampf einstellen zu können. Wie war es Alexa gelungen, diese mächtige Vampirin so zu überraschen? Und vor allen Dingen: warum hatte sie das getan? Sie musste sich doch denken können, dass er sie jetzt verfolgen und töten würde. In der Tiefe von Jasons dunkelbraunen Augen begann dieses vampirische orangefarbene Feuer zu glühen und sich immer stärker in seinen Adern auszubreiten. Er würde nun keine Rücksicht mehr nehmen, auf niemanden! Dieses Feuer in seinen Augen würde nie wieder erlöschen!
†
Eine Woche später unterbrach Miles das idyllische Familienleben in der Toskana. Leander und Ayleen kehrten gerade wieder von einem ihrer gemeinsamen Ausritte zurück, als der Musiker und Geschäftsführer des Angel’s Resort schon sichtlich ungeduldig auf sie wartete. Das war so gar nicht die Art des zurückhaltenden Schotten! Zunächst dachte Leander, dass es sich um den Club handeln müsste oder hatte er etwa Jasons Hochzeit verpasst? Der Halbengel stieg vom Pferd und drückte die Zügel seiner Tochter in die Hand.
„Was ist los?“, fragte er den Bassisten gerade heraus.
„Er zieht eine Schneise der Verwüstung quer durch England!“, knurrte Miles. „Sag nur, du hast nichts davon mitbekommen.“
In der Tat hatte sich Leander auf ganz andere Dinge konzentriert als auf die Geschehnisse in der Vampirwelt. Er glaubte, dass mit Jason und Miriam alles in Ordnung sei.
Miles zog den Halbengel am Arm beiseite, so dass Ayleen nichts von dem Gespräch mitbekommen sollte. Die junge Frau brachte gerade die beiden Pferde in den Stall.
„Irgendjemand hat Miriam kurz vor der Hochzeit hinterrücks ermordet, und Jason ist völlig durchgedreht. Er richtet ein Blutbad nach dem anderen an! Die Polizei sucht bereits nach einem wahnsinnigen Serienkiller. Nicht mehr lange und er wird neue Vampire erschaffen.“
„WAS???!“
Leander war außer sich.
„Dafür kann nur der überlebende Vampirmeister in Frage kommen“, vermutete er.
Miles nickte und erzählte aufgeregt weiter.
„Wir haben versucht, mit ihm zu reden und ihn zu beruhigen. Aber er hört gar nicht zu. Ich habe das Gefühl, er würde sich am liebsten eine Armee erschaffen und gegen dieses hinterhältige Biest von Alexa in den Kampf ziehen.“
Der Halbengel war bemüht, die Fassung zu bewahren. Soweit würde es selbst Jason nicht treiben, dazu hatte er zuviel Verstand.
„Das ist Irrsinn. Hör zu, ich werde diese Alexa finden und ich verspreche, dass ich sie zur Rechenschaft ziehen werde. Aber wie, das ist meine Sache. Geh jetzt und sag Jason das.“
Miles wollte sich gerade abwenden als der Atlanter ihn nochmals zurückrief.
„Und wenn es sein muss, werde ich selbst gegen Jason vorgehen, wenn er sich nicht zurückhält und uns alle gefährdet“, sagte er leise.
Auch wenn er insgeheim Verständnis hatte für die Verzweiflung, die Trauer und den
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