Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
daran wollte der Atlanter jetzt nicht denken. Außer Shane und ihm wusste niemand etwas von dem Grab im Garten.
Der Halbengel hatte sich überzeugt, dass Bischof Di Maggio sein Wort hielt. Der Eingang hinter dem Gemälde war zugemauert worden und er besaß den einzigen Schlüssel. Nun stand er hier, allein, zwischen den unzähligen Urnen mit den Überresten ganzer Vampirgenerationen und hielt Azraels Bibel in der Hand. Sein eigener Safe schien ihm nicht mehr sicher genug. In seinem Arbeitszimmer bewahrte er mittlerweile nur noch die Liste der Seelenlosen und die letzte der Einhornwaffen auf. Aber dieses mächtige Buch hier sollte in diesen Katakomben ebenfalls seine Ruhestätte finden, damit kein Mensch es jemals wieder in die Hände bekäme, vor allem sollte Ayleen nichts von dieser Magie erfahren. Er hoffte inständig, dass er dieses niemals wieder würde nutzen müssen. Der Preis war einfach zu hoch! Der Halbengel schaute sich um auf diesem Friedhof der Untoten. Die Luft roch nach Staub und Vergänglichkeit. Hinter einer der ältesten Urnen verbarg er vorsichtig das in Leder gebundene Buch, das er nochmals in Stoff eingewickelt hatte. Er ging dabei so behutsam vor, dass selbst die dicken Spinnfäden, die wie ein Vorhang vor der Nische herunterhingen nicht beschädigt wurden. Er atmete unmerklich auf. Jetzt konnte er Ayleen aus Tibet holen.
Das Mädchen hatte noch nichts von der Welt gesehen und das ruhige Weingut ihres Vaters erschien ihr bei ihrer Heimkehr wie ein warmes, mediterranes Paradies, in der es ständig neue Dinge zu entdecken gab, wie sie es einst als kleines Kind tat. Ihr Vater lehrte sie in wenigen Tagen, fest im Sattel zu sitzen. Sie schien sich auf übersinnliche Weise sogar mit den Tieren zu verstehen. Wie zu Zeiten der Feudalherrschaft ritten die beiden bald gemeinsam über die Felder und durch die endlos langen von Zypressen gesäumten Alleen.
Natürlich blieb eine blonde Schönheit in dieser ländlichen Gegend nicht unbemerkt. Die älteren Dorfbewohner erinnerten sich noch an das kleine neugierige Mädchen, das mal bei Maria gewohnt hatte. Leanders altgediente Haushälterin war in der Zwischenzeit verstorben, ihre Nichte Rosalia machte jetzt ihre Arbeit auf dem Gut. Vielleicht war das ein Glück, denn so würde niemand genau die Jahre von Ayleens Abwesenheit nachzählen.
Ebenso wie ein sterbliches junges Mädchen war Miriam wegen der bevorstehenden Hochzeit. Jason wollte seine Fürstin nie wieder hergeben. So kurz ihre erste gemeinsame Zeit auch gewesen war, jetzt sollte sie bis in alle Ewigkeit dauern, wenn es nach ihm gehen sollte. So selten bekommt man eine zweite Chance, selbst als Vampir. Dass das Unheil schon in ihrer Nähe lauerte, konnten sie beide nicht ahnen. Miriam kehrte mit ihrem Brautkleid und einigen Accessoires früher in das Landhaus zurück, noch bevor die Band den letzten Auftritt in London hinter sich gebracht hatte. Sie wollte in aller Ruhe ihre Vorbereitungen treffen können, ohne einen nervösen Jason in ihrer Nähe zu haben. Sollte der sich ruhig auf der Bühne austoben!
Auf einen Kampf wie damals zwischen Laurent und Jason wollte Alexa es nicht ankommen lassen. Am Abend vor Jasons Rückkehr konnte Miriam nicht widerstehen und zog das reich bestickte Brautkleid noch einmal an, um sich darin vor dem Spiegel zu bewundern, bevor sie es vor dem Bräutigam verstecken würde. Sie setzte den Schleier mit dem funkelnden Diadem in das lange Haar und lächelte sich selbst an. Aber irgendetwas fehlte doch? Richtig, Rosen, die Rosen für ihren Brautstrauß. Es sollten die aus ihrem eigenen Garten sein, diese englischen Rosen mit ihren reich gefüllten, stark duftenden Blüten, die sie so lange in ihrem Grab behütet hatten. Mit diesem Gedanken ging Miriam – immer noch in ihrem Hochzeitskleid – vorsichtig barfuss die Treppe hinunter hinaus in den Garten. Gerade versank die Sonne rotgolden zwischen den Hügeln und der blaugraue Schleier der Nacht kroch darunter hervor. Miriam betrachtete die blühenden Blumen in ihrem geliebten Garten und wählte in Gedanken die geeigneten Blüten für ihren Strauß aus. Alles sollte perfekt sein Sie war so mit ihren Überlegungen beschäftigt, dass sie die Gefahr nicht bemerkte. Erst als ein riesiger, unförmiger Schatten über die niedrige Steinmauer sprang und mit zwei Sätzen auf sie zu raste, schrie sie erschrocken auf. Sie hob noch abwehrend den Arm vor das Gesicht, da riss sie das Gewicht des Wolfes zu Boden. Das Letzte,
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