Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Seele bleibt verdammt“, mit diesen Worten ging Leander davon.
Die Wölfin lief in den Wald hinein. Sie wusste nichts mehr von ihrer ehemaligen Existenz. Nur der Instinkt eines Raubtieres war ihr geblieben.
†
Die drei Hybridenvampire hatten den widerstrebenden Jason überredet, auf Leanders Rückkehr zu warten. Sie waren keine Minute mehr von seiner Seite gewichen. Es fiel ihm sichtlich schwer, ruhig da zu sitzen. Er wollte dieses Haus verlassen und seinen Frust an irgendeinem Opfer auslassen, aber dann hätte er zunächst seine Freunde umbringen müssen. Endlich tauchte der Halbengel auf!
„Lasst mich bitte einen Moment mit Jason allein“, bat dieser die drei Musiker.
Shane, Miles und Weston verließen das Haus und warteten im Garten. Leander berichtete seinem Freund von Alexas Bestrafung ebenso wie von deren Verbrechen an Annas Mutter. Und – nach einigem Zögern – erzählte er seinem Freund sogar von Annas freiwilligem Opfer, das sie in letzter Minute verhindert und durch einen Selbstmörder ersetzt hatten. Jason blickte ihn zornig an.
„Was verheimlichst du mir eigentlich noch?“, fauchte er den Atlanter an. „Ich werde keine Sekunde länger in diesem verfluchten Haus bleiben. Auch wenn ich Anna nicht geliebt habe, so war sie doch eine gute Freundin, und ihr habt mir vier Jahre lang verschwiegen, dass sie bereit war, für mich zu sterben und eine unbekannte Leiche in meinem Garten liegt. Ihr habt auf schändliche Weise mein Heim entweiht!“
Leander bemühte sich, ruhig zu bleiben.
„Du irrst dich, mein Freund, es wurde mit Liebe, Treue und Opferbereitschaft geehrt. Außerdem: Wir machen alle Fehler, genau wie du und wir bezahlen dafür! – Wo rennst du denn jetzt wieder hin? Du kannst doch nicht bei jedem Problem die Flucht ergreifen!“, rief Leander ärgerlich aus, als er sah, dass Jason in Richtung Türe ging.
Der zornige Vampirfürst fuhr herum. Deutlich war die Glut in seinen Augen zu erkennen.
„Ich hab mir diese Probleme nicht ausgesucht, schon vergessen? Wo ich hin will? Spielt doch keine Rolle. Wir Musiker würden vermutlich sagen „back to the roots“. Ach ja, wo liegen denn eigentlich die Wurzeln der Vampire?“
In Atlantis, dachte der Halbengel, unterbrach Jasons Redeschwall aber nicht, den dieser lautstark fortführte: „Ich bin halber Zigeuner, schon vergessen? Mal hier und mal dort. Kümmert euch einfach nicht mehr um mich. Vampire schlafen doch in alten Burgen oder Schlössern nach menschlichen Klischees, oder nicht? Vielleicht findet sich ja in irgendeiner Ruine ein netter Secondhand-Sarg, wo ich in Ruhe verstauben kann. Hierher werde ich jedenfalls nicht zurückkehren!“
Mit diesen Wochen lief Jason Dawn aus der Tür, die krachend hinter ihm ins Schloss fiel. Die Gläser in der Vitrine des Wohnzimmerschrankes klirrten leise.
Seine Freunde kamen kurz darauf ratlos zurück in den Wohnraum. Sie hatten draußen noch mitbekommen, wie Jason als dunkles Schemen verschwunden war und auch der Streit war kaum zu überhören gewesen.
„Was nun?“, fragte Miles.
Leander seufzte und ließ sich in einen Sessel fallen. Der Mensch in ihm fühlte sich unendlich müde und erschöpft.
„Keine Ahnung“, gab er zu. „Unser Freund hat von Natur aus wildes Blut. Aber solange er wenigstens sein sinnloses Morden nicht fortsetzt …“
„… wird er kein schlechtes Beispiel für die Hybriden abgeben“, vollendete Shane sarkastisch.
Als Leander Knight auf sein Weingut zurückkehrte, umarmte er wortlos seine Tochter, die ihm entgegen lief. Ayleen spürte, das irgendetwas geschehen war, aber sie fragte nicht. Ihr Vater wirkte bedrückt und sorgenvoll.
„Ich fürchte, wir haben unseren Jason verloren“, sagte er leise.
„Eines Tages holen wir ihn zurück, Vater“, erwiderte sie voller Überzeugung.
Leander entließ seine Tochter aus seinen Armen, legte seine Hände auf ihre Schultern und blickte ihr in die strahlenden Augen.
„Dann wird er vielleicht nicht mehr derselbe sein. Ich habe in seine Augen gesehen. Ich habe zum ersten Mal das Biest darin gesehen, das in jedem Vampir ruht.“
Vermutlich sogar in dir , dachte er dabei.
Ayleen fühlte in ihrem Inneren, dass sie auf seltsame Weise mit dem unglücklichen Vampirfürsten verbunden war seit ihrer Begegnung damals in Tibet, als sie sein Leben wie auf einer Kinoleinwand in ihrem Kopf vorüberziehen sah.
Ihre engelhafte Seite wollte Jason am liebsten beschützen und das Leid von ihm nehmen, doch das
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