Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
gewesen. Aber schlimmer noch! Erinnere dich nur an Xavier, der seinerseits wandeln konnte, und selbst Diana könnte diese Fähigkeit gehabt haben, auch wenn sie diese nie anwenden brauchte, solange ihr versorgt wurdet. Das bedeutet, du erschaffst deinerseits wiederum Wandler! Ich bin sicher, wenn die Kirche von dir wüsste, würde sie alles daran setzen, dich zu vernichten. Ich gehe allerdings davon aus, dass die von dir erschaffenen Wandler wiederum nur Hybriden erzeugen können.“
Jason stockte der Atem. So bewusst war ihm seine tatsächliche Macht niemals zuvor vor Augen geführt worden. Auch Leanders letzter Satz konnte da wenig Trost bieten.
„Was ist mit deiner Tochter?“, fragte Jason nach einer kleinen Weile. Stellte das Kind des Halbengels mit einer Lamia immer noch eine Gefahr da?
Leander seufzte. „Ich werde eines Tages eine Entscheidung treffen müssen, und dieser Tag wird schneller kommen, als ich mir wünsche. Ihr beide solltet euch niemals begegnen, denn es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Lydias Plan aufgeht.“
„Aber wie soll das gehen? Willst du deine Tochter in ein Kloster geben?“ Jasons Tonfall war fast spöttisch. Selbst dort wäre sie nicht sicher vor ihm, wenn er das wollte. Geweihter Boden war kein Hindernis für einen Neuzeitvampir!
„Nein, das sicher nicht. Aber sie sollte besser nicht die Gestalt einer Frau haben“, sagte Leander leise. „Nur so kann ich verhindern, dass ihr beide euch ineinander verliebt.“
Jason stockte der Atem. Was hatte der Atlanter vor? Er hatte ja schon von Geschlechtsumwandlungen bei Menschen gehört, aber was das anging …. Nun ja, Vampire machten bei ihrem Appetit keinen Unterschied – egal, um welchen Appetit es sich handelte. Selbst Jason war da bei Xavier schon in Versuchung geraten.
Als hätte Leander seine Gedanken erfasst, lachte er auf. „Dieser Gedanke ist absurd, mein Freund. Nein, Engel und selbst Vampire haben Kräfte, die sie lange nicht mehr nutzten. Aber ich werde – wenn es so weit ist – Ayleen über mein Vorhaben informieren und ihr meine Gründe darlegen. Es muss ihr freier Wille sein.“
Jason begann langsam zu verstehen. „Gestaltwandlung?“, fragte er. Leander nickte.
„Ist sie eigentlich unsterblich?“, hakte Jason nach. Wieder nickte der Atlanter. „Ihre Seele ist unsterblich, solange sie sich dem Licht zuwendet. Physisch kann sie genauso vernichtet werden wie wir mit der Waffe, die wir beide nur zu gut kennen. Das Problem ist, wenn sie einmal der Wandlung zustimmt, kann sie nicht mehr zurück, Engel und Mensch in ihr haben einen freien Willen. Engel können sich für eine Erscheinungsform entscheiden, Lamia sind an ihren Fluch gebunden. Dieses Kind trägt all diese Rassen in sich, wie du weißt, und Gestaltwandlung ist eine Gabe, die nur die Vampire hatten oder haben. Manche von ihnen brachten es zu so solch einer Perfektion, dass sie mehrere Wandlungsformen beherrschten. In der Vergangenheit war dies recht praktisch zum Reisen und zur Tarnung. Nach eurer Anpassung wurde diese Fähigkeit überflüssig, da ihr nun als Schattenwesen reisen konntet.“
„Oh.“ Das war alles, was Jason dazu von sich gab. In seinem Kopf schwirrten die ganzen Informationen, die er soeben erhalten hatte, wie ein Bienenschwarm umher. Trotzdem war er noch lange nicht fertig.
„Wenn wir aber alle diese Fähigkeit haben …“, begann er leise erneut. Leander wusste, was er meinte. „Bei den Hybriden ist diese Fähigkeit gänzlich verschwunden, bei den Grenzgängern verkümmert, sie müssten sie erst wieder erlernen. Nur die alten Meister waren wirklich perfekt darin.“
„Was ist mit mir?“, fragte Jason. Über diese vergessenen Talente seiner Rasse hatte er noch nie zuvor nachgedacht. Die Menschen hatten es ihnen zu leicht gemacht. Wozu sich noch in eine Tiergestalt verwandeln?
„Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht“, meinte sein Freund. „Ich bin mir nicht sicher, wozu du wirklich fähig bist. Du hattest keinen Lehrer wie die anderen Fürsten.“
Eine weitere Frage brannte Jason auf der Zunge: „Dieser ‚Engel der Verdammten’, der in einem der Bücher erwähnt wurde, bist du damit gemeint?“
Leander atmete tief. „Ich war es. Zumindest war es mir bestimmt, aber mein freier Wille hat mich dazu getrieben, meine Bestimmung selbst in die Hand zu nehmen. Du weißt doch, was damals geschehen ist.“
Jason erinnerte sich. Leander hatte aus seiner Sehnsucht nach Erlösung das Blut des Neuzeitfürsten getrunken
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