Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
selbst eben diesen Verführern unterlag und gewandelt wurde. Man müsste sie nur davon überzeugen, die Seiten noch einmal zu wechseln – zumindest mental.“
Einige der Anwesenden begannen, aufgeregt untereinander zu tuscheln. Alberani hob gebieterisch die Hand. „Meine Brüder“, beschwichtigte er die Anwesenden, „um unsere Organisation wieder aufzubauen, bedarf es viel Zeit und Geld, beides ist uns nicht beschieden – zumindest nicht, solange wir nicht einen kleinen Achtungserfolg errungen haben. Also sollten wir dieser doch wesentlich effektiveren Möglichkeit zumindest einen gewissen Raum geben.“
„Und wen wollen Sie in die Höhle des Löwen schicken?“, fragte Di Maggio jetzt aufgebracht. Seine alten Augen hatten zu leuchten begonnen. „Wo wollen Sie diese Kreatur überhaupt finden?“, kam eine weitere Frage von einem der anderen Teilnehmer auf.
Alberani schüttelte den grauhaarigen Kopf wie ein weiser Lehrer. „Wir haben trotz unserer schwindenden Kräfte niemals unsere Schäfchen aus den Augen verloren“, erwiderte er mit einem geheimnisvollen Unterton in der Stimme, als wieder etwas Ruhe eingekehrt war. „Ich werde einen Boten zu ihr senden, der ihr unseren Plan unterbreiten wird.“
„Und Sie wollen dieses Geschöpf dann auch noch am Leben lassen?“
„Darüber sprechen wir, wenn sie uns einige kleine Dienste erwiesen hat. Zunächst einmal müssen wir feststellen, ob es noch Überlebende der Teufelsbrut gibt“, antwortete Alberani. Der alte Kirchenmann hatte im Laufe seines Lebens viele Intrigen gesponnen, und als Meister seines Fachs würde es ihm vielleicht gelingen, seinen Teil zur Vernichtung des Bösen beizutragen. Insgeheim rieb der sich die Hände, rechnete er doch mit dem steigenden Einfluss seiner Institution auf die Regierungen. Endlich würde man der Kirche wieder mehr Gehör schenken! „Der andere Punkt ist“, begann er erneut, „dass wir dieses Kind, von dem Kardinal Pryce gesprochen hat, aufspüren und in unsere Gewalt bekommen müssen. Solange müssen wir jeden Informanten mit Samthandschuhen anfassen!“
Wieder ging ein protestierendes Raunen durch den hallenartigen Raum. „Zugegeben, in diesem zarten Alter ist es noch keine Gefahr, aber bedenken Sie doch, meine Brüder“, fuhr Alberani mit einem zynischen Unterton in der Stimme fort, „bisher haben wir allein mit der Unsterblichkeit gehandelt. Sollen wir nun den Abkömmlingen Liliths das Feld überlassen? Wir haben gerade erlebt, dass selbst einer unserer Mitbrüder zum Diener des Bösen wurde. Die Regierungen sind hilflos ohne ihre Zahlen und Statistiken, obwohl man auch da bereits an einer Lösung arbeitet. Jetzt aber schlägt die Stunde unserer Kirchen!“
* * *
Zur gleichen Zeit erhielt Jason Dawn in seinem Landhaus von Miles die Nachricht, dass die CD fertig abgemischt war und man in der nächsten Zeit mit dem Label die Tour planen wollte. Danach stand ihm nun gar nicht der Sinn. „Ich kann verstehen, dass du darauf gerade keinen Bock hast“, meinte Miles, nachdem Jason am Telefon ziemlich einsilbig blieb. Die Jungs wussten ja nicht, dass Leander wieder aufgetaucht war. „Aber wir haben fantastische Festivals in Aussicht, vor allem in Deutschland. Wir spielen mit großen Bands und sind im Vorprogramm von ApoVelation {1} . Du weißt doch, die Band, die den Vampirsong ‚Curdle My Blood’ herausgebracht haben“, versuchte Miles, ihren Leadsänger zu überzeugen.
„Schon gut“, meinte Jason schließlich, „erledigt ihr die Termine und schickt sie mir per Fax zu. Ich muss hier einige Dinge klären.“
„Wird gemacht, Chef“, atmete Miles auf. „Glaub mir, die Tour wird toll – trotz allem.“ Dabei wusste der Bassist selbst nicht, ob er das glaubte, was er da behauptete.
Nachdem er aufgelegt hatte, ging Jason hinaus in den immer noch verwilderten Garten des alten Landhauses. Ein kalter Wind pfiff von den Hügeln herunter. In der Nacht hatte es den ersten Frost gegeben. Der trostlose Anblick der herbstlichen Heidelandschaft verstärkte Jasons melancholische Stimmung noch. Ich wünschte, ich könnte einfach davon fliegen , kam ein Gedanke aus tiefstem Herzen, und er blickte nach oben in die grauen Wolkenfetzen, die vorüber trieben. Das nächste, was er sah, war sein Landhaus aus der Vogelperspektive.
Jason konnte es selbst kaum fassen. Was Leander ihm noch vor wenigen Tagen über das Gestaltwandeln erzählt hatte, gehörte tatsächlich zu seinen Fähigkeiten, die zuvor nur die alten Meister
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