Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Kardinal noch eines Blickes zu würdigen. Er hörte keinen Herzschlag mehr.
* * *
III. Zuflucht der Engel
„Entschuldigt bitte die Störung, aber ich musste eben mal die Welt retten“, bemerkte Shane zynisch bei seinem Eintreffen im „Angel’s Resort“, wo er sich ungefragt neben Jason und seiner neuen Freundin an den Tisch setzte und Azraels Bibel demonstrativ vor sie legte. Es war bereits nach Mitternacht, und auf der Tanzfläche umklammerten sich die letzten Paare bei einer langsamen Ballade.
„Was meinst du damit?“, fragte Jason verwundert. Shane sah von einem zum anderen. „Nun, während ihr beiden hier herum geturtelt habt, hat unsere liebe Lejla versucht, Lady Alderley wieder zu erwecken und ihren Alptraum wahr werden zu lassen.“
„Was?“, rief Jason aus und wollte aufstehen. Shane legte großmütig seine Hand auf Jasons Arm. „Relaxt, mein Fürst, das Problem ist gelöst. Allerdings müssen wir uns jetzt nach einer neuen Keyboarderin umschauen.“ Mit diesen lapidaren Worten begann der Gitarrist, von seinem gerade bestandenen Abenteuer zu berichten. Jasons Missbilligung war ihm dabei sicher. Andererseits war der Fürst der Neuzeitvampire auch stolz auf seinen Mitstreiter.
„Im Grunde genommen hat uns also wieder einmal Leander gerettet“, meinte er dann aber leise, als Shane geendet hatte. „Wenn du es so nennen willst“, schmollte Shane.
„Trotzdem danke für alles. Ich glaube, ich habe über mein Privatleben meine Pflichten vergessen. Wenn du nicht gewesen wärst …“, gab Jason dann unumwunden zu und erhob sich.
„Wohin willst du?“, wunderte sich Evelyn, die gehofft hatte, dass ihr Liebhaber auch diese Nacht bei ihr verbringen würde. Jason lächelte mehr in sich hinein. „Ich will mich persönlich davon überzeugen, dass die Lady nun endgültig verschwunden ist“, sagte er und zog seinen Gehrock an. „Sei vorsichtig“, bat die schöne Kreolin. Jason nickte.
„Soll ich dich begleiten?“, fragte Shane. Jason schüttelte den Kopf. Er war plötzlich sehr ruhig geworden.
Der Morgen graute bereits, und die Sonne schickte schüchterne, rotgoldene Strahlen über die Hügel, die in ein rosafarbenes Licht getaucht wurden. Das zerrissene Skelett der alten Burg wirkte wie ein dunkler Scherenschnitt gegen den erwachenden Sonnenaufgang. Langsam näherte sich Jason Langsley Castle und betrat das Innere, um die immer noch grausige Szenerie zu betrachten, die eine morbide Friedlichkeit ausstrahlte: Die Leiche des Kardinals, Lejlas vom Wind leicht abgetragener Aschehaufen, in dem ihre silbernen Ohrstecker aufblitzten. Jason hob sie auf und wog sie in der Hand. Lejla hatte ihn und seine Pläne verraten! Dann blickte er in den innen rötlichschwarz verfärbten offenen Sarg – er war leer. Jason setzte sich auf einen der Steinquader, um nachzudenken. Eigentlich wäre das meine Aufgabe gewesen. Habe ich eigentlich nach den Kämpfen der vergangenen Jahre nichts dazu gelernt? Ich verhalte mich immer noch wie einer dieser opportunistischen Hybridenvampire , dachte er.
„Vampire sind nun einmal Opportunisten“, ertönte eine wohlbekannte Stimme hinter ihm. Jason fuhr herum. Im ersten Augenblick wurde er von der aufgehenden Sonne geblendet und hielt eine Hand über die empfindlichen Augen. Zunächst glaubte er an ein Trugbild. Vor ihm stand tatsächlich Leander, der Halbengel aus Atlantis! „Herrgott noch mal …“, entfuhr es dem Vampirfürsten.
Leander hob mahnend die Hand. „Vorsicht“, lachte er, „erwähne besser nicht den Namen unseres Schöpfers.“ Jason stand abrupt auf und umarmte den Totgeglaubten wie einen lange vermissten Freund.
„Was ist geschehen?“, fragte er. „Ich hätte nie gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehen würde.“ Leander klopfte dem Freund auf die Schulter.
„Nun, ehrlich gesagt, auch ich war ein Opportunist und habe vorgesorgt. Lejla hat nicht die Asche der Lady geholt. Ich habe den Vampirtod in der Krypta der Kathedrale gewählt in der Hoffnung, dass so etwas geschehen würde. Dadurch, dass ich vor langer Zeit dein Blut trank, war diese Wahl überhaupt möglich. Ich hatte in der Kathedrale leider keine Zeit mehr, dich einzuweihen, aber sonst hätte ich nicht zurückkehren können. Wie du siehst, hatte meine Dummheit damals etwas Gutes.“
Jason war verblüfft. „Du hast also so etwas geahnt?“, stellte er fragend fest. Leander nickte. „Lady Alderley war zu raffiniert, um so einfach von ihren Plänen abzulassen. Als Lamia wusste
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