Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
bahnte.
Plötzlich entdeckte er in einer der Seitennischen, die als Ruhezonen dienten, Evelyn und Shane. Die beiden waren gerade in einem innigen Kuss versunken. Das also hatte der Halbengel gemeint!
Jason wusste nun wieder, warum er menschliche Gefährten vorzog. Eine Sache kannten Vampire nicht und lag auch nicht in ihrer Natur: Treue. Seltsamerweise berührte ihn diese Tatsache nicht einmal. Für ein oder zwei Minuten blieb Jason regungslos in der Menge stehen und beobachtete das Pärchen. Dieses Bild weckte ein seltsames Verlangen in ihm. Er schüttelte den Kopf, wehrte sich gegen diese Vorstellung.
Ohne auf sich aufmerksam zu machen, verließ er den Club wieder und machte sich auf den Weg in das Haus der Band, um in Shanes Zimmer zwei Dinge wieder in seine Obhut zu nehmen: die Bibel Azraels und die Waffe der Einhörner. Dann trug ihn die Nacht zurück in die Cheviot Hills, so sich der Fürst der Neuzeitvampire seinen Gedanken überließ.
* * *
IV. Fegefeuer
Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; und vor seinem Angesicht floh die Erde und der Himmel; Und die Toten standen auf und wurden gerichtet. Und so jemand nicht gefunden ward geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.
(Johannes-Evangelium)
Bischof Wilkins wusste – wie übrigens alle hohen Würdenträger der Kirche – um die gleichen Fakten, die Leander gerade dem Fürsten der Neuzeitvampire dargelegt hatte, nur dass man in seiner Religion davon ausging, dass es sich bei den Vampiren um Liliths Kinder handelte. Von der tatsächlichen Schöpfungsgeschichte, die bereits auf der Insel Atlantis begann, war ihnen nichts bekannt. Hier hielt man sich getreu an die Bibel – an die verbotenen Bücher der Bibel. Das Auftauchen von Pryce und sein wirres Gerede hatten Wilkins alarmiert. Nachdem der Kardinal sein Büro verlassen hatte, führte dieser weitere Telefonate. Plötzlich rückte die „Liste der Seelenlosen“ wieder in das Interesse des Kirchenobersten.
Bischof Wilkins erhielt die Order, sich nach Rom zu begeben und dort über die Geschehnisse vor dem geheimen Konzil der Hüter des Lichts persönlich zu berichten. In diesem Punkt arbeiteten die katholische und die anglikanische Kirche gerne zusammen. Schließlich hatte man einen gemeinsamen Feind.
„Die Regierungen sind besorgt, da sie keine Informationen mehr über die Aktivitäten der Blutsauger erhalten, seit deren Vermittler seinen Dienst quittiert hat. Man hat uns um Hilfe gebeten.“ In der Stimme des alten Bischofs Alberani schwang eine gewisse Genugtuung mit. „Wir – unsererseits – sind besorgt wegen der Ausführungen, die unser geschätzter Bruder Wilkins soeben dargelegt hat. Demnach waren unsere jahrhundertelangen Bemühungen umsonst. Es gibt anscheinend noch immer Nachfahren von Lilith, die unseren früheren Jägern entkommen sind“, führte er weiter aus. In dem altehrwürdigen Konferenzraum blieb es still. Sieben Bischöfe und Erzbischöfe beider Religionen saßen an einem Tisch.
„Soweit mir bekannt ist, gibt es offiziell keine Jäger mehr. Im Gegenteil, einige sind mittlerweile selbst zu Kreaturen des Bösen mutiert“, warf Erzbischof Di Maggio ein. Fast zur gleichen Zeit trat einer der Vikare mit einer Nachricht an den Vorsitzenden Alberani herein. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr und verschwand dann wieder. „Wie uns gerade mitgeteilt wurde, ist Kardinal Pryce aus seinem Exil verschwunden. Man sucht bereits nach ihm. Aber ich persönlich habe wenig Hoffnung. Der Einfluss des Bösen ist zu mächtig gewesen“, erklärte der vorsitzende Bischof dann der gespannt wartenden Runde und zu Di Maggio gewandt ergänzte er: „Ihr Einwand ist zwar richtig, aber warum sollten wir nicht einen von unseren ‚Gefallenen’ wieder aktivieren? So, wie diese Geschöpfe unsere Gesellschaft infiltriert haben, so sollte es doch auch umgekehrt möglich sein.“
„Worauf wollen Sie hinaus, Monsignore?“, fragte Wilkins, der als unbeteiligter Zuhörer bei der Zusammenkunft anwesend war. „Es gibt eine Frau unter ihnen, die als Jägerin recht erfolgreich war – vor ihrer Wandlung“, gab Alberani zur Antwort.
„Eine Frau?“, wiederholte Wilkins erstaunt.
Der fast siebzigjährige Bischof lächelte fast verträumt. „Sehen Sie, nichts ist eine so perfekte Waffe wie eine attraktive Frau bei diesen Wesen, die über so eine große Verführungskunst verfügen. Sie hat einige der alten Vampire mit Bravour erlegt, bevor sie
Weitere Kostenlose Bücher