Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Haustür des hübschen alten Fachwerkhauses angekommen, konnten Jasons Sinne schon bemerken, dass der Kardinal nicht anwesend war. Seine Wirtschafterin teilte ihm kurz darauf mit, dass der Geistliche nach London abgereist sei. Aber auch dort hatte Jason Dawn Freunde und Verbündete.
Im „Angel’s Resort“, einem Club, der immer noch offiziell Leander Knight gehörte, trafen sich nicht nur Künstler und Anhänger der Gothic-Szene, auch die Hybridenvampire zählten zu den Stammgästen. Nach dem Tod von Charlene Morrow wurde der Club von einer anderen Hybridin weiter geführt: von Evelyn Marshall, einer attraktiven Amerikanerin mit Kreolenblut in den Adern, erschaffen im New Orleans des ausgehenden Neunzehnten Jahrhunderts. Jason bat bei seiner Ankunft im Club direkt um ein Gespräch mit der Inhaberin, und diese war durchaus erfreut, den jungen Fürsten einmal persönlich kennen zu lernen.
Mit einem Lächeln reichte sie ihm höflich die Hand: „Der legendäre Jason Dawn. Ich habe schon viel von Euch gehört und freue mich über Euren Besuch.“
Jason lächelte zurück. Die elegante Schönheit da vor ihm beeindruckte ihn durchaus. Ein goldfarbener Teint und blauschwarzes, langes Haar, das wie ein schimmernder Strom bis zur Taille hinunterfloss. Große exotische, ebenso goldbraune Augen musterten ihn neugierig. Sie trug eine schlichte schwarze Jeans mit einer weißen Bluse mit einem brokatbestickten schwarzen Miedergürtel. Alles sehr figurbetont.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Leider ist mein Besuch wenig erfreulich“, gab er zur Antwort, bevor er sich auf einen der Besuchersessel vor dem Schreibtisch der Clubchefin niederließ. „Geht es etwa um diese Lejla aus Eurer Band?“, fragte Evelyn. Jason war perplex. Was hatte Lejla mit diesem Club zu tun, dessen Vergangenheit nicht gerade rühmlich war?
Die junge Frau sah, dass Jason keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. Sie nahm ein Bild aus ihrer Schublade und reichte es ihm. Es zeigte die damalige Belegschaft des „Cube“ mit Charlene Morrow und ihrer Kollegin, die eine verdammt große Ähnlichkeit mit seiner heutigen Keyboaderin hatte. „Lejla hat hier im Club gearbeitet?“, fragte er verblüfft. Evelyn nickte. „Soweit mir bekannt ist, ja“, erwiderte sie. „Allerdings nannte sie sich damals noch schlicht Leila und hatte einen nicht unerheblichen Anteil an diesen netten Blutpartys, die unser lieber Adrian noch feierte. Allerdings wusste ich nicht, dass sie Musikerin ist. Nach Charlys Tod verließ sie London und zog in unsere Enklave nach Kanada. Dort habt Ihr sie wohl unter ihrem jetzigen Namen kennen gelernt.“
Jason erinnerte sich. Damals hieß das „Angel’s Resort“ noch „Cube“ unter der Leitung von Adrian Rivers, einem überheblichen Grenzgängervampir, der Jason und seine damalige Gefährtin bedroht und vernichtet hatte. Ohne Leanders Einsatz würde er heute nicht mehr hier sitzen. Dieser Gedanke führte ihn zurück zum wahren Zweck seines Besuches. „Ich suche einen Kardinal Pryce, der sich zurzeit in London aufhält“, erklärte er.
„Wollt Ihr etwa ein Bündnis mit der katholischen Kirche eingehen?“, schmunzelte Evelyn und bot ihm einen Drink an. Ein Cocktail aus Blut und Wein. Jason lehnte ab. „Ich habe ganz persönliche Gründe für meine Suche“, gab er ungerührt zur Antwort.
„Nun, wenn das so ist. Wenn es einen Kardinal aus dem ruhigen Mittelengland nach London verschlägt, dann handelt es sich entweder um eine Feierlichkeit oder eine Audienz beim Bischof. Vielleicht solltet Ihr Euch dort einmal umsehen“, schlug die junge Frau vor.
Jason erhob sich. „Danke“, meinte er nur.
„Gern geschehen. Ihr seid jederzeit willkommen“, meinte sein bildschönes Gegenüber nur. Ihre Stimme klang leidenschaftslos, aber ihre Augen straften diese Stimme Lügen.
* * *
Bischof Wilkins lief in seinem Amtszimmer auf und ab. Geduldig hatte er der Geschichte seines Kardinals zugehört, der nervös die Hände vor sich auf dem Schoß knetete. Dieser Mann war ein nervliches Wrack, das konnte er sehen. Dennoch durfte er nicht den Ernst der Lage verkennen. „Der Personenbeschreibung nach haben Sie keinen Vampir, sondern deren Fürsprecher, diesen Leander Knight getötet. Wie dem auch sei, diese Kreaturen waren und sind ein Feind der katholischen Kirche und des Glaubens.“ Die Stimme des Bischofs klang aufgebracht.
„Dann werden Eure Eminenz mir helfen?“ Pryce schöpfte wieder Hoffnung.
„Das ist nicht so ganz einfach,
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