Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
werden die anderen dir gehorchen und sich vielleicht wieder durch gewisse Regeln zügeln lassen. Du sollst ein Exempel deiner Macht statuieren.“
„Sie werden mich fürchten.“
„Das sollen sie ja.“
„Was hat Furcht mit Respekt zu tun?“
„Oh, mein kleiner Philosoph ist wieder da. Wie habe ich den vermisst“, schmunzelte Leander.
„Hör zu, mir ist nicht nach Scherzen zumute!“
„Dann hättest du früher um meinen Rat fragen sollen!“
Das Ganze drohte wieder in einem Streitgespräch zu eskalieren. „Jason, du kannst tun was du willst, es ist dein Volk. Aber vergiss nicht, was ich dir all die Jahre über die Balance gesagt habe. In spätestens zehn Jahren haben wir eine stärkere Rasse von Vampiren und fordern möglicherweise einen mörderischen Krieg heraus, sobald die Regierungen dies bemerken. Ganz abgesehen davon, dass die Hybriden von den Erschaffern völlig vernichtet würden.“
Jason saß in einem der gemütlichen Ledersessel und dachte nach. Er wusste, dass Leander Recht hatte. Jetzt, wo er Martina und Anna persönlich kannte. Menschen, die ihm vertrauten, obwohl sie genau wussten, was er war. Und sie legten ihr Schicksal in seine Hände. Aber genau das taten die Vampire auch. Wie sollte er, verdammt noch mal, hier einen Ausweg finden?
Leander spürte, was in Jason vorging. Wieder einmal erwies er sich als treuer Freund. „Hör zu, wenn du es nicht tun willst oder kannst, verstehe ich das. Ich werde es an deiner Stelle tun.“ Jason blickte auf. Nach so langer Zeit wollte Leander ihm immer noch beistehen?
Leander nickte. „Ich werde die Grenzgängerfürsten vernichten, schnell und schmerzlos. Das heißt aber nicht, dass ich dir die Verantwortung für dein unbedachtes Handeln in der Vergangenheit abnehmen kann. Die Verantwortung liegt immer noch auf deinen Schultern.“ Jason atmete tief ein. „Ich weiß ... und ich danke dir“, sagte er leise.
Der Atlanter stand hinter ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich bin spätestens in achtundvierzig Stunden zurück. Ich schlage vor, du gehst nach Hause. Ich komme nach England, wenn alles zu Ende ist.“
Jason schaute zu ihm hinauf. „Was ist mit Richard? Ich meine, er ist ... er war ... er hat mir immer zur Seite gestanden.“
„Das haben sie alle. Du hast es nur viel zu selten bemerkt.“
„Wir haben ihn sogar einmal aus den Klauen dieser Organisation gerettet“, erinnerte Jason sich.
„Das ist Vergangenheit. Du hattest die Zukunft in den Händen. Jetzt ist es an der Zeit, eine falsche Entscheidung zu korrigieren.“
Jetzt bringe ich schon meinen eigenen Leuten den Tod. Dabei habe ich nur das Beste für sie gewollt, dachte Jason und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
* * *
Von der Hand eines Engels zu sterben, mochte für einen religiösen Menschen durchaus erstrebenswert sein, nicht so für die Vampire. Leanders silberfarbenes Blut war hochgiftig für sie. Natürlich würden sie ihn daher niemals angreifen. Also musste der Halbengel dafür sorgen, dass sie es trotzdem aufnahmen. Nachdem Jason ihn verlassen hatte, ging er hinab in den Weinkeller, wo er ein kleines Labor unterhielt, das ihm schon oft nützliche Dienste geleistet hatte, offiziell natürlich für die Verschnittproben seiner Weinsorten.
Um sicherzugehen, dass wirklich jeder der Grenzgängerfürsten eine tödliche Dosis erhielt, musste er dafür sorgen, dass sein Blut irgendwie in den Organismus der Vampire gelangte, wo es innerhalb von Sekunden wirken würde. Er begann also, Projektile herzustellen in der Art, wie ein Großwildjäger seine Beute erlegte und diese mit seinem eigenen Blut zu füllen. Dabei kam er sich vor wie ein feiger Meuchelmörder, zumal er mit dieser Rasse ebenso verbunden war wie mit den Menschen. Es tat ihm um jeden einzelnen von ihnen leid, besonders um den begnadeten Künstler Richard Tabatha. Aber er musste verhindern, dass diese Fürsten weiterhin stärkere Vampire erschufen. Wenn sie von der Bildfläche verschwänden, hätten die Hybriden vielleicht noch eine Überlebenschance – und die Menschen natürlich auch. Leander fühlte irgendwie eine leise Mitschuld an diesem Dilemma. Hätte er Jason nicht besser ruhen lassen sollen? Nur durch die zweite Wiedererweckung war dieser junge Vampir so mächtig geworden. Also tat er, was zu tun war. Jason hatte ihm noch gesagt, wo er die Grenzgänger finden würde.
Auch wenn sein Plan etwas länger dauerte – binnen zweiundsiebzig Stunden waren die sieben
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