Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Grenzgängerfürsten vernichtet und niemand ahnte, dass Jason Dawn ihren Tod mit verschuldet hatte. Allerdings ahnte Leander nicht, dass er bereits seit geraumer Zeit beobachtet wurde. In Paris, wo er die schöne Isabella unter einem Vorwand nachts auf einen Friedhof lockte und vernichtete, war einer von Di Maggios Spionen ganz in seiner Nähe gewesen. Auch wenn die Kirche nicht über die Reisemöglichkeiten des Halbengels verfügte, ihre Kommunikationsmittel waren mindestens genauso schnell. Leander wusste auch nicht, dass in seinem Dorf in der Toskana seit einigen Monaten ein neuer Pfarrer die Gemeinde übernommen hatte, auch wenn seine Haushälterin Maria diese Tatsache bei ihrer Hausarbeit einmal beiläufig erwähnt hatte.
Der neue Pfarrer hatte ihr für ihren Arbeitgeber eine kleine Anstecknadel mitgegeben. Eine gesegnete Medaille des Heiligen Christopherus , hatte er gesagt. Maria, als gläubige Katholikin, hatte diese heimlich an Leanders Jacke gesteckt. Sie wusste, dass er sich nicht viel aus solchen Abbildern machte und so platzierte sie den Anstecker an einer versteckten Stelle der Innenseite. Damit wurde sie – ohne es zu wissen – zu einer wichtigen Helfershelferin von Erzbischof Di Maggio, denn die Medaille enthielt einen winzigen GPS-Sender.
* * *
Jason hatte Anna Welsch überredet, lieber in Glasgow Kunsthistorie und Gartenbau zu studieren. Dort war die Atmosphäre gelassener und nicht so hektisch wie in der britischen Hauptstadt. Die schottischen Kommilitonen nahmen die deutsche Mitschülerin sehr herzlich auf, so dass sich die junge Studentin bald wie zuhause fühlte. Ein winziges Appartement unter dem Dach finanzierte sie durch einen Aushilfsjob in einem Kiosk im Erdgeschoss. Ein Auto konnte sie sich nicht leisten, aber der Bus fuhr nur wenige Straßen weiter direkt zum Unigelände. In wenigen Wochen hatte sie sich in dieser großen Stadt eingelebt. Kurzum, Anna war rundum glücklich – wäre da nicht das Bild eines jungen Musikers in ihrem Herzen, der, wie sie und ihre Mutter wussten, ein dunkles Geheimnis hatte. Aber vielleicht liebte sie ihn gerade deshalb. Dieser melancholische Blick in seinen Augen, hinter denen sich die Ewigkeit verbarg. War das nur eine Jungmädchenschwärmerei? Konnte man ein solches Wesen überhaupt lieben? Anna fühlte sich trotzdem wohl in seiner Gegenwart. Jason hatte ihr vieles von Glasgow und Schottland gezeigt und dazu beigetragen, dass sie sich hier eingelebt hatte. Ihre Gespräche, die sie sehr schätzte, waren selten heiter, eher tiefgründig. Dennoch konnten sie auch miteinander lachen und Musik hören. Es hätte so einfach sein können, wenn Jason Dawn ein Mensch gewesen wäre.
Anna brannte darauf, Jasons Landhaus einmal kennen zu lernen, von dem er ihr so oft erzählt hatte. Aber er scheute sich, sie dorthin mitzunehmen. Dabei war seine Sorge unbegründet, denn Anna war im Gegensatz zu seiner früheren Geliebten Celeste Martin nicht darauf erpicht, in seine Welt vorzudringen. Ihr Interesse lag in der Historie des Hauses und natürlich in der Schönheit der abgelegenen Hügellandschaft.
Überhaupt, Anna war nicht seine Geliebte, sondern eher wie eine kleine Schwester für ihn. Er schätzte sie, weil er sich in ihrer Gegenwart fast wie ein normaler Mensch fühlen und völlig unbeschwert sein konnte. Und das tat ihm gut nach all dem, was hinter ihm lag. Es gab Tage, an denen er sich wünschte, noch einmal ganz von vorne beginnen zu können. Wäre er doch niemals 1918 zur Armee gegangen, hätte er doch Polignacs verführerisches Angebot im Lazarett abgelehnt. Dann hätte der Vampirfürst ihn getötet und alles wäre vorbei gewesen. Aber vielleicht hätte er ihn trotzdem gewandelt? Polignac war ein Sadist gewesen. Aber das war alles Schnee von gestern. Was zählte war das Hier und Jetzt.
Irgendwann in ihren ersten Semesterferien gab Jason Annas Drängen nach und reiste mit ihr – ziemlich umständlich auf menschliche Art – in die Cheviot Hills, vorbei an den kleinen, englischen Dörfern, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Hier waren Pferdekarren noch an der Tagesordnung. Nur wenige Straßen waren asphaltiert. Einige Mietwagen von Touristen wechselten sich mit den Nutzfahrzeugen der umliegenden Bauernhöfe ab. Es herrschte nur wenig Verkehr. Jason hatte sich ebenfalls einen Wagen gemietet, und Anna war froh, dass sie sich nicht dem Linksverkehr anpassen musste. Den Führerschein wollte sie doch lieber später in Deutschland machen.
Als sie
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