Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
wieder unbarmherzig vom Himmel. Die vier Jungs saßen im Schatten des Vorzeltes, vor sich einen Campingtisch mit kühlen Getränken. Die Stimmung war noch immer locker und ausgelassen, was nicht nur an den gutgelaunten Besuchern lag. Jasons Auftritt war erst am späten Nachmittag, also noch viel Zeit, die die vier Hybridenvampire in gemeinsamen Erinnerungen verbrachten.
„Da kommt was Appetitliches auf zwei Uhr!“, bemerkte Shane und nahm einen Schluck aus der Metalldose, die offiziell etwas Alkoholisches enthielt.
Die anderen folgten mit ihren Augen seiner angegebenen Richtung. Anna war im Anmarsch, diesmal allein. Sie lächelte bereits von Weitem und winkte. Sie trug wieder Shorts und eine unter der Brust zusammengeknotete leichte Sommerbluse. Die langen Haare waren hochgebunden und eine Sonnenbrille steckte im Pony.
„Jason, Sie werden es nicht glauben, aber meine Mutter hat zugestimmt, dass ich in London studieren darf“, verkündete die Achtzehnjährige stolz wie Oskar.
„Oha“, kam es aus Westons Mund, der einen vielsagenden Blick in die Runde warf.
„Na, so was“, staunte Jason allerdings eher gedämpft.
„Ja, und sie meint, Sie könnten ja ab und zu etwas auf mich aufpassen und mir Ihr Land zeigen.“
„Ooh haa.“
Jason räusperte sich. „Ich glaube, deine Mutter hätte dich eher vor mir warnen sollen. Außerdem gibt es weit bessere Fremdenführer als mich.“
Martina Welsch, die Schwester des alten Skeptikers Harald Welsch, vertraute ihm ihre Tochter an? Und das, obwohl sie genau wusste, was er war? Er konnte diese Tatsache kaum fassen. Die schimmernd grünblauen Augen des Mädchens blickten ihn unvermittelt an und als er diesen Blick erwiderte, spürte er, dass sie genau wusste, was sie tat. In ihren Gedanken konnte er lesen, dass Martina ihre Tochter sehr wohl gewarnt hatte und ihr von den Seelenlosen erzählt hatte. Aber dieses junge Ding vor ihm hatte keine Furcht.
„Och bitte“, bat Anna mit einem herzzerreißenden Augenaufschlag.
Die vier Musiker grinsten. „Also, ich übernehme das sehr gerne“, schlug Shane vor und erntete einen zurechtweisenden Blick von Jason. Du lässt die Finger von ihr, tauchte Jasons Stimme in seinen Gedanken auf. „War nur ein Scherz“, räumte Shane schnell ein und widmete sich wieder seinem Drink.
„Wir werden sehen. So oft bin ich nicht in London“, meinte Jason und bot ihr aus einer Getränkebox eine Cola an, die sie dankbar annahm. Dann ging sie in Richtung Bühne davon. Jason hing weiter seinen Gedanken nach, ohne auf die grinsenden Gesichter seiner Bandkollegen einzugehen.
Sorge machten ihm weniger die Hybridenvampire als vielmehr die neue Rasse, die sich – mit allen vererbten Eigenschaften der alten Meister – langsam, aber sicher ausbreitete. Nach wie vor war nur er in der Lage, diese zu kontrollieren. Hatte er eventuell doch einen Fehler gemacht? Die Kleine brauchte jedenfalls einen Schutzengel an ihrer Seite – aber keinen Engel der Nacht. Er musste mit Leander sprechen. Seltsam, dass ihm das Schicksal dieses jungen Mädchens so beschäftigte.
* * *
Mit Jasons Besuch hatte Leander Knight nicht gerechnet. War sein junger Freund nach all der Zeit endlich zur Vernunft gekommen? Ohne zu zögern bat er den Vampirfürsten hinein. Es fiel Jason nicht leicht, ihm sein Tun in der Vergangenheit zu schildern. Der Halbengel hörte zunächst schweigend zu. Doch sein sorgenvolles Gesicht sprach Bände.
„Auch wenn ich dein Handeln bis zu einem gewissen Grad verstehen kann, du siehst jetzt, wohin dich die Konsequenzen führen. Ausgerechnet so ein junger Mensch hat dir die Augen geöffnet, erstaunlich“, sinnierte Leander, nachdem ihm Jason alles berichtet hatte.
„Ich sehe allerdings nur eine Chance, das Unheil einzudämmen. Wir müssen die Erschaffer vernichten, allen voran die Grenzgängerfürsten.“
„Bist du verrückt geworden?“, fuhr Jason hoch. „Das wäre ein Verrat an meiner eigenen Rasse. Ich wäre für alle Zeiten geächtet!“
„Deine Macht bleibt dennoch ungebrochen“, erwiderte Leander. „Manchmal ist es besser, das Richtige zu tun und ein Außenseiter zu sein, als das Falsche zuzulassen.“ In seinen Gedanken tauchte dabei das Gesicht seiner Tochter auf.
Jason packte den Freund an den Schultern. Sein kalter Atem streifte das Gesicht des Atlanters, der deutlich die innere Zerrissenheit des Fürsten spürte. „Niemals! Ich kann sie nicht alle töten!“
„Nein, aber wenn du die Grenzgängerfürsten vernichtest,
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