Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Gnadenfrist. Kurz nach seinem Erwachen als Vampir wurde er bereits ausgelöscht. Auf die gleiche brutale Weise, die er für die Seelenlosen vorgesehen hatte. Jason bedauerte nur, dass es so schnell vorbei war. Für diesen scheinheiligen Kleriker hätte er sich einen langsam brennenden Scheiterhaufen gewünscht. Dass Alberani allerdings nur noch ein kleines Rädchen in einer gigantischen Maschinerie gewesen war, wusste Jason nicht.
Der Club oben war voll besetzt. Miles winkte Jason zu sich und dieser zwängte sich durch die Tanzenden. Er hatte einen seltsamen Glanz in seinen Augen.
„Ist es vorbei?“, fragte Miles nur, während er eines der gespülten Gläser blank polierte.
Jason nickte.
„Leander wird damit nicht einverstanden sein“, mahnte der Hybrid noch mal.
„Es ist mir egal. Gib mir lieber einen Drink“, forderte der Vampirfürst. Miles goss ihm ein Glas voll, das für Uneingeweihte von Weitem wie ein Campari aussehen musste.
„Auf die Zukunft!“, prostete Jason seinem ehemaligen Bandkameraden zu. Dieser blickte ihn tief besorgt an. In diesem Augenblick fragte er sich, in welche Zukunft Jason Dawn die Vampirrasse führen würde.
* * *
VIII. Die zweite Chance
„Das Sterbliche ist dazu da, das Unsterbliche zu bewahren“ (Filmzitat)
Acht Jahre gingen ins Land. Acht Sekunden in der Ewigkeit. Es blieb erstaunlich ruhig zwischen Menschen und Vampiren. Alberanis Verschwinden wurde natürlich vom Vatikan totgeschwiegen. Dennoch waren dessen Geheimnisträger nicht inaktiv. Erzbischof Di Maggio war der letzte Führer des damals ruhenden „Lichthüterordens“. Di Maggio hatte dem Bischof freie Hand gelassen, doch dessen Plan zeigte offenbar wenig Wirkung. Jetzt war es an ihm und seinen reaktivierten Vertrauten, das Netz zu spinnen. Sein getreuer Diener, der Priester Domenico Vincenzo, war nicht nur sein Spitzel im Vorzimmer des Bischofs gewesen. Dieser fand in Alberanis Unterlagen später dann nicht nur die Listen, die Evelyn ihm gesandt hatte, sondern erinnerte sich auch an den Namen eines Besuchers – Leander Knight.
Die Menschheit erholte sich gerade wieder einmal von einer weltweiten Wirtschaftskrise, und viele blickten wieder positiver in die Zukunft, ohne jedoch aus ihren Fehlern gelernt zu haben. Das fand zumindest Leander Knight. Einige von ihnen dienten immer noch unfreiwillig unter Banneinfluss als Blutspender, es gab allerdings überraschend wenige Tote. Andere verschwanden spurlos aus ihrem Alltag.
Miles hatte Recht gehabt: Leander hatte Jasons eigenmächtiges Handeln nicht gutgeheißen. Und als der junge Fürst ihm auch noch von den Grenzgängerfürsten berichtete, die er geschaffen hatte, empfand der Halbengel dies als Vertrauensbruch. Der Kontakt zwischen den beiden Freunden brach nach einer heftigen Diskussion ab. Leander Knight zog sich auf sein Weingut zurück und überließ Jason den Konsequenzen seiner Handlungen. Aber über die dachte der junge Vampirfürst zurzeit nicht nach.
Shane hatte Jason und die drei anderen Musikerkollegen überredet, noch mal in alter Besetzung bei einigen Festivals aufzutreten. Eines davon fand auch in Hamburg statt. Die Menschen behaupteten, dass die Zeit alle Wunden heilt. Auch wenn Zeit für Vampire keine Rolle spielte, so war der Zusammenhalt der Band wieder fast so wie in alten Zeiten.
Die Atmosphäre auf den großen Open-Airs wirkte wie Sekt auf die Musiker. Es wurde gerockt, gefeiert, gelacht, getanzt und gemeinsam um die Häuser gezogen. Andy, der Sänger von ApoVelation, bei denen Jasons Band vor Jahren bereits als Vorgruppe aufgetreten war, begrüßte das Quartett. Mittlerweile waren Andy und seine Band weltweit bekannt. Gothic-Rock between Heaven and Hell lautete ihr Slogan. Die deutschen Musiker ahnten gar nicht, wie nahe die Hölle war, als sie sich mit den vier Vampiren erneut die Bühne teilten.
Es war ein heißer Sommer 2018. Auf dem großen Platz vor den Toren Hamburgs kampierten die Menschen wie damals in Woodstock. Drei Tage lang traten Stars und Newcomer auf. Leichtbekleidete, junge Menschen tanzten dicht gedrängt auf dem staubigen Boden und kreischten vor Begeisterung. Nach dem Auftritt von Jason und seiner Band kamen einige der jungen Zuschauerinnen hinter die Bühne und baten um ein Autogramm. Eines dieser Mädchen war auffallend hübsch: kupferfarbenes Haar, porzellangleicher Teint und türkisfarbene Augen, die schlanke Gestalt in ein schwarzes Top mit rotem Aufdruck und kurze Shorts gehüllt. Diese Augen kamen
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