Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Künstlerwohnung diente. Sie zog es vor, über das Wochenende die Stadt zu verlassen. Und zwar mit einem ganz bestimmten Ziel: die Kathedrale von Exeter. Dort befand sich etwas, was sie für ihr Vorhaben unbedingt brauchte.
Zunächst besuchte die Musikerin die Kirche mit einem Strom von japanischen und deutschen Touristen, um die Örtlichkeiten zu studieren. Nicht, dass sie sich als Vampirin wohl fühlte an diesem geweihten Ort. Ganz und gar nicht.
Nachdem die Fremdenführer mit ihren Gruppen wieder abgezogen waren, blieb die blonde Hybridin verborgen in den Schatten des Seitenschiffes und wartete, bis Ruhe eingekehrt war. Dann nahm sie erneut die Stufen hinunter zur Krypta. Von einem der Sarkophage lag der Deckel auf dem Boden. Das war ungewöhnlich. Dies musste Lady Alderleys letzte Ruhestätte sein, denn Kardinal Pryce hatte das Kind nach der Geburt herausnehmen müssen und den schweren Deckel bestimmt allein nicht wieder heben können. Sie blickte hinein. Nichts als Asche und Staub, der durch ihre Finger rann. Ein leichter Duft von welken Rosen kam dabei hoch.
Lejla griff zu einer Plastiktüte, die sie in der Jeanstasche mitgeführt hatte und begann mühevoll, jede Handvoll davon einzusammeln. Als der steinerne Sarg leer war, eilte sie wieder hinauf und verließ die Kathedrale. Der Küster, an dem sie vorbei lief, hielt sie für einen Nachzügler der Touristen und beachtete sie nicht weiter.
Draußen schöpfte die Hybridin erst einmal tief Luft. Dieser Ort verursachte ihr Beklemmungen, und es dauerte eine Weile, bis sie sich besser fühlte. Dann packte sie die gut verschlossene Tüte in den Kofferraum ihres Kleinwagens und fuhr zurück nach London. Für die nächste Besorgung konnte sie sich etwas mehr Zeit lassen und auf eine gute Gelegenheit warten.
Auch Jasons Weg musste unweigerlich wieder in die britische Hauptstadt führen, schließlich hatte er Leanders Nachlass zu regeln und dazu gehörte auch dieser Club. Er hatte die Absicht, diesen zu verkaufen und zuerst der neuen Geschäftsführerin anzubieten. So hätte es Leander wohl auch gemacht – hoffte er. Außerdem musste er die Songs noch einsingen. Wohl oder übel verließ er also die einsamen Cheviot Hills und traf wenig später im Haus der Band ein.
Die drei Musiker lümmelten sich in den Polstern der Wohnzimmergarnitur. Der Fernseher lief und einige Notenblätter flogen auf dem Boden herum. Jasons unvermitteltes Auftauchen überraschte sie. Dieser blickte missmutig auf die Unordnung vor ihm.
„Wo ist Lejla?“, fragte er dann.
Shane grinste. „Die hat seit einiger Zeit andere Interessen oder einen neuen Lover“, gab er zur Antwort. Miles stieß ihn in die Seite. „Was denn?“, schimpfte der Gitarrist leise. „Ist doch wahr, oder?“
„Zumindest kommen wir mit den Songs gut voran“, bemerkte Weston sachlich. „Und das ist doch die Hauptsache.“
„Habt ihr Stress miteinander?“, erkundigte sich Jason jetzt und blickte einen nach dem anderen an. Sie schüttelten fast einstimmig den Kopf. „Lejla ist nicht gut drauf in letzter Zeit“, sagte Miles. „Sie konzentriert sich nicht richtig auf die Studioarbeit. Vielleicht hat Shane ja recht, und sie ist verliebt.“ Jason zog die Augenbrauen hoch. „Vergiss nicht, was wir sind. Bei uns spielt Liebe nicht mehr die Rolle, die zur Vermehrung einer Spezies führt. Außerdem sind wir keine Teenager mehr.“
Die Vier blickten ihren Leadsänger an. Solche Worte hätten sie eher von Leander erwartet.
„Hab ich was verpasst?“, kam Lejlas Stimme von der Türe her, als sie mit einigen Einkaufstüten aus bekannten Modeläden in den Händen herein kam. Sie schien ausnehmend gut gelaunt.
„Nicht wirklich“, knurrte Shane. Der Hybridenvampir spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, aber er konnte nicht sagen, was es war. Seine Abneigung gegenüber seiner Kollegin wuchs mit jedem Tag, aber er wollte den Zusammenhalt der Band nicht gefährden.
„Hört zu, morgen früh treffen wir uns im Studio und machen die ersten Titel fertig. Ich muss jetzt los, hab noch was zu erledigen“, wies Jason die Band und ging an der erstaunten Lejla vorbei durch die Tür.
„Was ist denn mit dem los?“, fragte die Keyboarderin verwundert.
„Hat ne Menge mitgemacht in letzter Zeit, er muss erst mal mit Leanders Tod klar kommen“, erwiderte Weston. „Ich dachte immer, der Tod ist unser Begleiter“, sagte Lejla während sie den Mantel auszog und die Tüten nach oben in ihr Zimmer bringen wollte.
„Der Tod
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