Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
finden, wo sie ungestört arbeiten konnte.
Shane ließ den Wohnraum unter sich weiterhin nicht aus den Augen, und er hatte Glück. Lejlas Schatten löste sich nach einer Zeit erneut aus der Finsternis heraus, und er sah sofort, dass sie etwas bei sich trug. Seine scharfen Augen konnten die Umrisse des übergroßen Buches erkennen, und seine Sinne rochen das alte Pergament und das Leder des Umschlages, von dem behauptete, es sei aus der Haut von Azraels Dienern gegerbt worden. Was hast du bloß vor, Mädchen? Ich werde dich ganz sicher im Auge behalten , dachte er. Als hätte Lejla diesen Gedanken gehört, blickte sie plötzlich hoch, aber da war Shane schon in der Dunkelheit verschwunden.
* * *
Die nächsten Tage im Studio waren für Lejla eine einzige Quälerei. Sie wirkte fahrig und unkonzentriert. Jason dagegen lief zur Höchstform auf. Nicht nur, dass er Songs hervorragend interpretierte, auch seine Stimmung war bestens. Das lag zu einem nicht unerheblichen Teil an der immer öfter auftauchenden Evelyn, die sich zum Tontechniker in den Regieraum gesellte. Beim ersten Mal blickten die drei Jungs sich noch vielsagend an, aber sie waren froh, dass Jason so leichter über den Verlust seines Freundes hinweg kommen konnte. Nur Lejla hieß die schöne Kreolin eher mit Misstrauen als Jasons neue Freundin willkommen. Zumindest lenkte ihn das ab. Trotzdem fühlte sich die Keyboarderin beobachtet. Shane hielt sich zu oft in ihrer Nähe auf, und die Zeit drängte. Der dreizehnte Mond in diesem Jahr kam langsam näher.
Als die Aufnahmen schließlich im Kasten waren und der Tontechniker sich an das Abmischen machte, packte Lejla ihre Sachen zusammen. „Jungs, ich nehme ein paar Tage Auszeit. Ich bin urlaubsreif“, kommentierte sie ihr hastiges Tun. Die drei Musiker schienen zwar erstaunt zu sein, aber nur Shane wurde stutzig. „Wohin willst du denn?“, fragte er betont desinteressiert. Lejla zuckte die Schultern. „Weiß nicht, ein bisschen raus aufs Land. Ruft mich an, wenn das Album raus ist und wir die Tour planen müssen.“
„Hoffentlich bist du dann wieder die alte“, meinte Miles etwas besorgt. Lejla versuchte ein Lächeln, doch es wirkte eher verkrampft. „Keine Sorge, ich werde mich von meiner besten Seite zeigen.“ Niemand antwortete ihr. Irgendwie spürte die Band, dass dies ihr letztes, gemeinsames Album sein würde. Nur Jason hatte im Augenblick andere Dinge im Kopf. Er verbrachte mittlerweile viel Zeit mit und bei Evelyn. Shane überlegte noch, ob er seinen Freund über seine Beobachtungen informieren sollte, ließ es aber dann doch bleiben. Vielleicht war es einfach noch zu früh, solange er keine Beweise hatte. Stattdessen beschloss er, Lejla unauffällig zu folgen. Aber zuvor musste er noch etwas besorgen, sozusagen einen Talisman.
* * *
Allister Abbey lag im Abendnebel. Kardinal Pryce wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her, trotz der Beruhigungstabletten, die die Schwester ihm jeden Abend brachte. In seinen Träumen befand er sich wieder auf der Flucht. Er sah sich wieder auf der Brücke stehen und wollte sich gerade selbst in den Fluss stürzen, als er hochschreckte. In dem dämmrigen Zimmer konnte er mit schlaftrunkenen Augen eine Gestalt erkennen. Er wollte schreien, doch es kam kein Laut von seinen Lippen. Die Gestalt entpuppte sich als eine große, sehr schlanke Frau mit kurzen blonden Haaren und strahlendblauen Augen, die das blasse Gesicht beherrschten. Sie trug einen kuttenähnlichen Umhang über ihrer Alltagskleidung.
„Bist du, sind Sie … ein Engel?“, stammelte Pryce verwirrt.
Lejla lächelte. „So etwas ähnliches, Monsignore. Ich komme im Auftrag einer höheren Macht. Bitte ziehen Sie sich an und folgen Sie mir. Wir haben viel zu tun.“ Pryce tat, wie ihm geheißen, nicht ahnend, dass er bereits unter dem Bann der schönen Hybridenvampirin stand.
„Wohin gehen wir denn?“, fragte er mit fast kindlicher Neugierde.
„Wir machen einen kleinen Ausflug zur Ruine von Langsley Castle. Dort werden Sie mehr erfahren, “ gab Lejla zur Antwort und zog die Kapuze ihres Umhangs über ihren Kopf.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Lejla sorgte mit ihren vampirischen Kräften dafür, dass niemand, der ihnen begegnete, sich an sie beide erinnern würde. Es war ein ganz normaler Morgen im Kloster. Draußen stand Lejlas Kleinwagen.
Die Ruine der alten Burg lag nur wenige Kilometer weiter auf einem der sanften, grasbewachsenen Hügel, die das friedliche Tal um die
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