Lux Aeterna (German Edition)
ehemaligen Geliebten an.
Jason Dawn betrachtete die zierliche, junge Frau, die noch gar nicht so lange zu den Kindern der Nacht gehörte. In was für ein kleines Ungeheuer sie sich verwandelt hatte!
„Sonst was?“, forderte er sie heraus. Sein Lächeln war kalt.
Ein böses Glitzern lag in Liobas schönen, blauen Augen. „Sonst wirst du deinen Freund nie wieder sehen!“, drohte sie offen.
Jason musterte sie von oben herab. „Was soll das heißen?“
Jetzt hatte seine Stimme wieder diesen leisen, gefährlichen Tonfall. „Das heißt, dass wir deinen Kommissar in unserer Gewalt haben“, trumpfte die junge Dame auf.
„Und wer ist uns ?“
„Nun, sagen wir mal, unsere kleine Widerstandsgruppe.“
Jason musste lachen. „Widerstand wogegen, du dummes Ding?“
Lioba wurde zornig. „Gegen deine Arroganz, mit denen du deinesgleichen und alle anderen behandelst.“
„Aha, immer noch die gleichen Eifersuchtsszenen“, stellte er fest.
„Von wegen. Jedenfalls wirst du uns nicht alle beherrschen können. Das steht fest.“
„Wer sagt dir denn, dass ich das will?“
Diese Frage brachte die Fotografin aus dem Konzept. Jason stand jetzt genau vor ihr, und auch sie verlor sich in der Dunkelheit seiner Augen.
„Das heißt aber nicht, dass ich es nicht tun würde“, flüsterte er, als er sich zu ihr hinunter beugte. Dann wurde seine Stimme wieder lauter. „Und jetzt sagst du mir besser, wo der Kommissar ist, bevor es einen offenen Krieg gibt.“
Lioba zögerte kurz, doch sie schwieg wie ein bockiges Kind.
Jason wandte sich ab. „Gut, ganz wie du willst.“
In einem verlassenen, staubigen Büro eines alten Schifffahrtskontors war Hauptkommissar Harald Welsch auf einem Stuhl gefesselt worden. Hier in dieser Gegend des Hafens trieb sich sonst nur das übelste Gesindel herum. Bewacht wurde der Kommissar von zwei jungen, männlichen Hybridenvampiren, die sich auf dem klapprigen Schreibtisch niedergelassen hatten und sich jetzt eine Flasche (was auch immer das rote Zeug darin war) genehmigten. Ab und zu schielten sie zu ihrem Gefangenen hinüber. Einer bot ihm aus der Ferne grinsend einen Schluck an. Angewidert wandte der Kommissar den Kopf ab. Welsch hatte einen Knebel im Mund. Mit seinen stahlgrauen Augen beobachtete er seine Wächter. Er hatte keine Ahnung, welchen Sinn das alles hier haben sollte. Was wollten die von ihm?
Jason Dawn war inzwischen bei der Kripo Hamburg eingetroffen, um sich nach dem Kommissar zu erkundigen. Doch niemand schien Harald Welsch heute gesehen zu haben. Einige Kollegen meinten, er wäre zu Befragungen unterwegs.
„Vielleicht hat das etwas mit den Leichen zu tun, die wir ständig aus der Elbe fischen“, meinte sein jetziger Assistent Ramon. Der junge Mann war zwar spanischer Abstammung, aber in Deutschland geboren. Er war intelligent, ehrgeizig und strebsam. Der geborene Anwärter für eine Karriere bei der Polizei.
„Was für Leichen?“, fragte Jason nach.
Ramon hielt den jungen Mann für einen Reporter. „Na, ihr Presseleute berichtet doch ständig darüber. Mindestens einmal im Monat eine Leiche mit aufgeschnittener Kehle“, meinte er.
Jason wusste, dass dies eine gute Tarnung für einen Vampirbiss war, und den Rest erledigte dann der Fluss. „Sind Sie bei diesem Fall schon weitergekommen?“, fragte er.
Ramon schüttelte den Kopf. „Leider nicht, wir können nicht das ganze Flussufer rund um die Uhr bewachen. Aber es waren bisher alles recht junge Leute. Wollten sich wohl amüsieren. Na ja, und dann läuft denen so ein Irrer über den Weg.“
„Oder eine Irre“ , dachte Jason nur. Er ahnte, dass sich einige seiner Rasse wohl häufiger auf Jagd begaben, als unbedingt nötig war. Damit aber brachten sie alle in Gefahr. „Und Sie wissen wirklich nicht, wo sich Kommissar Welsch zurzeit aufhält?“, hakte er noch mal nach.
„Hm, er wollte sich am Hafen umschauen, mehr weiß ich nicht. Hatte wohl einen anonymen Hinweis erhalten.“
Jason ging ohne ein weiteres Wort.
In dieser Nacht streifte sein Schatten durch die verlassenen Lagerhallen und die Katakomben der Speicherstadt.
Kommissar Welsch war es fast unmöglich, in dieser unbequemen Haltung Schlaf zu finden. Trotzdem fiel sein Kopf ab und zu auf die Brust. Die Müdigkeit quälte ihn. Die rastlosen Kreaturen, die ihn bewachten, waren dagegen putzmunter und eher gelangweilt. Inzwischen hatten zwei andere Vampire ihre Kameraden abgelöst, um den Gefangenen zu bewachen.
Gerade war der
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