Lux Aeterna (German Edition)
Kommissar wieder einmal kurz eingenickt, als Kampfgeräusche ihn hochschrecken ließen. Was er sah, traf ihn bis ins Mark und trotzdem war er froh, es oder besser – ihn – zu sehen. Jason Dawn hatte sich die beiden Wächter gepackt. Er tötete schnell und gezielt. Auf dem Boden des staubigen Büros vermischte sich der Schmutz mit den Lachen aus Blut, das aus den aufgerissenen Adern lief. Jason wandte zum Kommissar. Blut klebte noch an seinen Lippen. Er befreite Welsch von den Fesseln und entfernte den Knebel.
Der Kommissar atmete tief auf und rieb sich die wundgescheuerten Handgelenke. „Danke“, nickte er zu dem Vampirfürsten. „Schön, Sie wieder auf der richtigen Seite zu wissen.“
Jasons Mundwinkel zuckten verächtlich. „Gibt es überhaupt eine richtige Seite? Sie wissen, woher die Leichen aus der Elbe stammen, habe ich recht?“, fragte Jason. „Und trotzdem schützen Sie uns noch.“
Sollte einer diese menschlichen Wesen verstehen. Dabei wusste er genau, dass Welsch nicht viel von seiner Rasse hielt.
„Ich habe es vermutet“, antwortete dieser jetzt. „Anscheinend tanzen einige von euch aus der Reihe.“ Vorsichtig stieg der Kommissar dabei über eine der schmutzig-blutigen Pfützen am Boden, als er sich zum Ausgang begab.
„Kann man so sagen“, bestätigte ihm Jason. „Unsere kleine Fotografin hat sich zu einer richtigen Bestie entwickelt. Sie hetzt die Hybriden untereinander und vor allen Dingen gegen mich auf“, erklärte er dem Polizeibeamten.
Er konnte nicht wissen, dass Liobas Plan sehr viel perfider war, als er der jungen Vampirin zugetraut hätte. Wenn sie Jason nicht bekommen konnte, sollte ihn auch keine andere haben!
* * *
Unterstützung fand sie erstaunlicherweise in einem der Bandmitglieder: Rafael, genannt The Raven nach seinem Keyboard und seinen langen, rabenschwarzen Haaren.
Lioba und Diana verstanden es, den jungen Hybridenvampir auf ihre Weise zu überzeugen. Eines Abends befanden die beiden jungen Frauen und er alleine im Proberaum. Die anderen waren nach der Probe bereits gegangen.
„Was wäre, wenn Jason zu seiner alten Leidenschaft zurückfinden würde?“, überlegte Diana gerade und wickelte eine Haarsträhne um ihren rechten Zeigefinger. Damit spielte sie auf die Jungfrauen an, die Jason in früherer Zeit gerne getötet hatte.
„Er ist kein unbedachter Junge mehr“, gab Rafael zu bedenken, der auf dem kleinen Podest saß, dass die Bühne simulierte, „sondern ein Vampirfürst. Er hat zuviel durchgemacht, um wieder in seine alten Instinkte zu verfallen.“
Lioba schaute gedankenverloren auf die Konzertplakate, die die Wände des alten Lagerraums in der Nähe der Hamburger Speicherstadt zierten. Sie lief unruhig auf und ab. „Vielleicht muss er es ja gar nicht selbst tun, vielleicht genügt es, den Verdacht auf ihn zu lenken“, sagte sie leise. Ihre Stimme klang verführerisch, als sie den jungen Musiker direkt ansah. Ihre intensiven, blauen Augen senkten sich in das dunkle Braun der seinen.
„Was verlangst du da?“, Rafaels Widerstand klang schwach.
„Oh, keine Sorge“, mischte sich jetzt die blonde Diana ein, die etwas abseits in einem abgewetzten Sessel amüsiert zugeschaut hatte. „Wir sorgen schon dafür, dass dir die richtigen ,zulaufen’. Schließlich hat ja nicht nur Jason seine Fans.“
Dabei dachte sie kurz zurück an den Augenblick, als sie selbst in einer Nacht zu weit gegangen war und ihre Seele an die Dunkelheit verloren hatte. Für ihre Leidenschaft hatte sie teuer bezahlt. Rafael lachte laut auf. „Du willst doch nicht behaupten, dass es in unseren Städten noch zahlreiche Jungfrauen gibt. Andererseits wäre das eine erfrischende Abwechselung zu dem Zeug in Flaschen, das wir sonst geliefert bekommen.“
Lioba hatte sich inzwischen neben ihn gesetzt und sich an seine Schulter geschmiegt. „Eben…Und der Kommissar wird sich noch allzu gut daran erinnern, wie er damals auf Jason gestoßen ist. Er hat sowieso keine gute Meinung von ihm.“
„Mag sein, aber er kann ihn weder verhaften noch töten“, sagte Diana.
„Was verstehst du schon“, fauchte Lioba sie an. „Der Kommissar hat den Dolch der Hekate und damit eine Waffe gegen jeden Fürsten der Vampire, der noch existiert.“
Kurzes Schweigen. Dann meldete sich wieder Rafael zu Wort. „Und du meinst wirklich, dieser Polizist würde den Mut haben, Jason zu töten?“
Die hübsche Fotografin lächelte ihn an. „Natürlich. Er steht doch auf der Seite
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