Lux Aeterna (German Edition)
alten Vampirmeister einschalten, die die Abmachung mit den Regierungen der Menschen einzuhalten hatten. Über diese Befürchtung diskutierte Jason Dawn, als er am Abend mit Duncan Philips in dessen Hamburger Wohnung saß. Duncan hatte ihm ein Zimmer angeboten, solange er in Hamburg weilte.
„Diese Lioba muss mit ihrem Rachefeldzug aufhören“, forderte Duncan und knallte die Abendzeitung auf den Tisch.
Die Presse berichtete in großer Aufmachung über die beiden ermordeten Mädchen auf dem Friedhof.
„Du weißt, wonach das hier aussieht!“
Jason nickte. „Nach dem Auftritt morgen werde ich mir das kleine Biest mal vorknöpfen“, versprach er. „ Bevor sich einer von den alten Meistern einmischt!“
„Ich werde morgen mit zum Konzert gehen, falls du Unterstützung brauchen solltest“, meinte Duncan. „Wer weiß, wie viele schon auf ihrer Seite stehen.“
Um Jasons Mundwinkel spielte ein verächtliches Lächeln. „Sie kann sehr überzeugend sein, glaub mir.“
„Reiß dich zusammen“, zischte Jason seinem Keyboarder zu, bevor die Band auf die Bühne ging. Rafael nickte nur, sah Jason aber nicht an. Er hatte das Gefühl, dass der junge Fürst spüren konnte, dass er frisches Blut getrunken hatte. Es war weniger so was wie ein schlechtes Gewissen, als die Aussicht auf einen todbringenden Kampf mit Jason.
Doch dieser hatte andere Pläne.
Nach einem halbwegs gelungenen Auftritt, mit dem Jason allerdings überhaupt nicht zufrieden war, betrat Kommissar Welsch die Garderobe der Musiker, die heftig miteinander debattierten. „Kommst du nun noch mit zur Aftershow Party?“, wollte Martin, der Schlagzeuger wissen.
Jason schüttelte den Kopf. „Wo steckt eigentlich Raven?“, wollte er dagegen wissen.
Martin zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, hat sich gleich nach dem Gig vom Acker gemacht. Wahrscheinlich bei seiner neuen Freundin.“
Der Leadsänger horchte auf. „Welche Freundin?“
„So eine hübsche, zierliche Lady mit einem ganz ausgefallenen Namen… Lilly oder so ähnlich“, war die Antwort.
„Lioba?“
„Könnte sein, ja, ich denke, so hieß sie.“
Harald Welsch unterbrach die Diskussion. „Sorry, Leute, aber ich würde gerne mal ein paar Worte mit eurem Chef wechseln“, meinte er in ruhigem Tonfall.
Alle Augenpaare blickten ihn an.
Dem Kommissar wurde mulmig zumute bei vier Vampiren, die ihn musterten. Nummer fünf fehlte, doch das war jetzt kein Trost. Jason ging mit ihm hinaus auf den Flur.
„Worum geht’s?“, wollte er ungeduldig wissen.
„Um die beiden Mädchen vom Ohlsdorfer Friedhof. Beides noch Jungfrauen. Erinnert Sie das an was?“ Jetzt war es am Kommissar, den Vampirfürsten aufmerksam zu mustern.
„Ich weiß, worauf Sie anspielen. Aber damit habe ich nichts zu tun. Im Gegenteil, ich denke, dass wieder unsere eifersüchtige Hexe dahinter steckt“, bemerkte Jason mit einer wegwerfenden Handbewegung.
„Lioba Olsen scheint Sie ja sehr gern zu haben“, war der ironische Kommentar des Kommissars. „Und ich fürchte, sie hat bereits ein Mitglied meiner Band mit ihrem Hass angesteckt. Meiner Meinung nach war Rafael, unser Keyboarder, der Mörder“, gab Jason zur Antwort.
„Es waren mehrere Bisswunden“, erwiderte der Kommissar. Seine wachen, grauen Augen ließen den jungen Mann immer noch nicht los. Doch der schien wirklich die Wahrheit zu sagen. Er hatte Jason noch nie bei einer Lüge ertappt. Dafür kannte er ihn zu gut.
Der Sänger überlegte kurz. „Dann waren es Rafael und Lioba gemeinsam.“
„Da fällt mir ein…“, der Kommissar zögerte kurz „…auf dem Friedhof in der Nähe des Tatortes sind mir an dem Tag drei junge Leute entgegen gekommen… von eurer Sorte. Und eine davon war Lioba, denke ich.“
„Da haben Sie Ihre Verdächtigen!“ Jasons Stimme war jetzt voll unterdrücktem Zorn. „Sie stiftet überall nur Unfrieden. Es wird Zeit, dass sich mal jemand um sie kümmert.“
Sprach’s und ließ den verdutzten Kommissar stehen.
* * *
Sein Weg führte ihn nach Moskau, in ein altes russisches Palais, das schon bessere Zeiten gesehen hatte. Der bemalte Putz bröckelte von den ehemals prunkvoll verzierten Wänden des alten Herrenhauses. Es war der Wohnsitz eines mächtigen Vampirmeisters, die Heimat von Alexej Iwanowitsch Koroljow, der Jason zum zweiten Mal zu einem Vampir gemacht hatte.
Der alte Meister grüßte den jetzigen Fürsten. „Nun, mein junger Freund, ich sehe, deine Macht ist gewachsen. Ein
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